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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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schon oben im Haus. Es schien unmöglich zu sagen, wie viel Zeit vergangen war, seit ich einfach in das Loch gesprungen war. Ich lief und ich würde weiterlaufen, bis mich jemand oder etwas daran hinderte. Es war, als hätte ich es heraufbeschworen. Ich hörte ein tiefes dröhnendes Röcheln, noch bevor ich an die Gabelung des Tunnels kam. Dennoch blieb ich nicht stehen. Im Gegenteil, meine Schritte schienen sich zu beschleunigen. Ein kreisrunder Raum breitete sich vor mir aus. Vier weitere Tunnel führten in jede Richtung. Ich ging zur Mitte und dann blieb ich einfach stehen. Ich stand wie versteinert und wartete auf das, was aus dem Tunnel kommen würde.
    Mein Körper zitterte vor Anspannung. Es war keine Furcht. Es war die ruhige, freudige Erwartung der Vergeltung. Und ich musste nicht lange warten. Zu dem immer lauter werdenden Röcheln kam nun das Knirschen von unzähligen Schritten hinzu. Und noch etwas veränderte sich. In dem Blutschleier der Seelensicht tauchten schimmernde Punkte auf. Sie hatten keine Farbe, da einfach alles von einem Rot verschluckt wurde. Sie pulsierten unterschiedlich stark und auch ihre Intensität war verschieden. Das alles war mir egal. Zu dem einen Gedanken gesellte sich nun ein weiterer dazu.
    »Sie kommen.«
    Es waren zu viele, um sie zählen zu können. Die Dolche waren in meinen Händen, ohne dass ich die Bewegung wahrgenommen hatte. Alles, was ich noch wusste, war, dass sie kamen. Sie kamen aus jedem der vier Tunnel und sie kamen schnell. Zum ersten Mal sah ich die Wesen.
    Das Licht der Fackeln erhellte den runden Raum und zeigte mir, was sie waren. Es waren gebückte Gestalten. Sie ähnelten vom Körperbau einem Menschen, doch hatten sie keine Haut oder Haare. Sie waren zusammengesetzte Erdklumpen. Risse zogen sich durch die Erde, was bei ihnen wohl als Haut galt. An ihrem Kopf war die Erde glatt, als hätte man mit schlammigem Wasser jede Ritze geschlossen. Dicke Wülste überschatteten ihre Augen, die alle ein matschiges Gelbbraun hatten. Ihre Nasen schienen nicht mehr zu sein als eine zufällige Ansammlung an Erde. Ihr Mund war nur ein weiterer Riss. Ihre Hände glichen Klauen, aus denen spitze Steine wuchsen und ihre Füße sahen nicht viel anders aus. Es war mehr als deutlich, dass dies Geschöpfe dunkler Magie waren. Ihr Röcheln und Gurgeln hallte durch die Tunnel und ließ es zu einem eigentlich unerträglichen Lärm anschwellen. Für mich war dieses Geräusch ein Genuss, denn ich wusste, dass es bald verstummen würde. Ich ging ihnen nicht entgegen und ich bewegte mich nicht. Ich wartete darauf, dass sie zu mir kamen. Sie bewegten sich geschmeidiger als ihr Anblick hätte vermuten lassen. Es war ein Genuss, auf diese niederen Wesen hinabzusehen. Vor allem, ihrem Ende entgegen zu sehen.
    Ein Lachen entrang sich meiner Kehle, als sie endlich bei mir ankamen. Ich war umzingelt. Es war großartig. Sie umringten mich und griffen mit ihren Klauen nach meinem Körper. Grinsend, und wie in einem Rausch, stürzte ich mich auf sie. Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse und sah mit Genugtuung, wie unzählige Klauen in einem Regen aus Erde und dreckigem rotbraunem Blut durch die Luft flogen. Von den Wesen kam ein wütendes Knurren, das mich nur noch mehr anstachelte. Ich fuhr von einem Wesen zum anderen und ließ die Dolche in die Brust oder den Bauch fahren. Ich stieß sie in alles, was nahe genug bei mir war. Ich schlitzte durch ihre ohnehin rissige Haut. Stach in ihre matschigen Augen und sah zu, wie das Blut aus ihnen heraus sickerte. Ich durchschnitt ihre Kehlen und trennte ihre Gliedmaßen vom Körper.
    »Wo ist er!«, brüllte ich in das Knurren und Röcheln hinein. Immer wieder stellte ich diese Frage und immer wieder kam als Antwort ein und dasselbe Geräusch: ein aufgebrachtes Keifen. Die Wesen hatten jede Größe und jede Statur und ich verschonte keines. Die wenigsten schafften es, mich auch nur zu kratzen und kamen sie dazu, hatten sie eine Sekunde später keine Hände mehr.
    Der Boden schmatzte unter meinen schnellen Bewegungen und roter Matsch spritzte jedes Mal hoch. Ich trat auf Körperteile und leblose Gestalten. Bald schon war es fast unmöglich, einen Schritt auf freien Boden zu tun. Ich ging völlig in meiner unkontrollierbaren Rache auf. Sie hatten mir Craig genommen. Ich sah im wahrsten Sinne des Wortes rot. Die Flut der Wesen wurde immer schwächer. Allmählich fing ich an, mich zu langweilen. Erneut stellte ich die Frage, auf die ich einfach keine

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