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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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Ich konnte sie nicht fühlen. Meine Haut war glatt wie immer. Sie war auch nicht gereizt. Sie war einfach von blutroten Adern durchzogen und färbte auch den Rest meiner Augenpartie.
    »Janlan, du musst dich beruhigen.«
    Sie kam zu mir und nahm mich fest in die Arme. Ich spürte, wie mein Herzschlag sich normalisierte und konnte gleichzeitig beobachten, wie das Rot wieder wich.
    »Es ist weg.«
    Sie wollte gerade etwas erwidern, als ihr Handy klingelte und sie eilig ran ging. Als sie auflegte, nahm sie gleich den Hörer des Telefons vom Hotel ab.
    »Ich hätte gerne eine Ausgabe der neusten Zeitung«, sagte sie bestimmend in die Sprechmuschel. Nur wenige Minuten später klopfte es an der Tür und Keira nahm dem Zimmerservice die Zeitung ab.
    »Mist«, fluchte sie wütend.
    »Was ist?«
    Immer noch unsicher auf meinen Füßen, ging ich zu ihr und nahm ihr das Bündel Papier ab. Sie wollte sie mir nur widerwillig geben. Ich sah auf die Titelseite und erstarrte. Ein übergroßes Farbfoto nahm fast die ganze Seite ein und die Frau, die es zeigte, war mehr als Furcht einflößend.
    »Bin das wirklich ich?«
    Meine Stimme erstickte. Die Frau auf dem Foto sah gefährlich aus. Ihre Augenpartie strahlte rot und verlieh ihr ein unzähmbares wildes Wesen. Keira nickte gequält.
    »Ich fürchte ja. So hast du ausgesehen, als ich dich im Tunnel gesehen habe. Daniel konnte nicht so schnell handeln, wie die Druckerpressen bereits druckten.«
    Ich sah unverwandt das Foto an. Die Schlagzeile verkündete: »Unbekannte sorgt für dämonischen Aufruhr.«
    »Immerhin wissen sie nicht, wer du bist.«
    Sie sagte es, als wäre es ein Trost.
    »Keira, ich muss rausfinden, was mit mir passiert ist. Ich muss zurück in den Tunnel.«
    Meine Stimme hatte die feste Autorität des Oberhaupts des Ordens von Alverra angenommen. Keira ließ sich davon nicht besonders beeindrucken. Sie baute sich mit verschränkten Armen vor mir auf und sah mich streng an.
    »Und was glaubst du damit zu erreichen, außer dass sie vielleicht doch noch herausfinden, wer du bist. Du glaubst doch nicht, dass niemand das Haus jetzt beobachten wird. Ich wette, es wird zu einer neuen Touristenattraktion von Galin.«
    »Keira ...«, stöhnte ich und schlurfte zurück zum Bett. Ich fühlte mich nicht in der Verfassung, groß mit ihr zu streiten. »Ich brauche viel mehr Informationen. Diese Wesen haben Craig -«, ich schluckte, als ich seinen Namen sagte. »Sie haben Craig entführt und jeden anderen. Ich bin dafür verantwortlich, dass es aufhört. Ich muss sie retten. Ich muss ihn retten und dafür muss ich wissen, mit wem ich es zu tun habe. Ich muss wissen, was das für Wesen sind. Wo sie herkommen oder wie sie erschaffen werden. Ich muss wissen, wer dieser Meister ist und was er von mir will. Irgendwo muss ich anfangen. Warum also nicht dort? Du hast gesehen, dass da weitere Tunnel waren. Sie müssen ja irgendwohin führen.«
    Ich behielt für mich, dass ich dachte schon zu wissen, was der Meister von mir wollte. Ich hatte die Erdklumpen nicht vergessen, die in der Nacht, in der meine Hand sich von alleine verletzte, über den Boden verstreut lagen und das Amulett nicht mehr um meinem Hals gehangen hatte.
    »Irgendwo muss ich anfangen. Ich gehe auch, wenn du nicht mitkommst.«
    Ich verschränkte ebenfalls meine Arme und mit den ganzen Verletzungen sah ich irgendwie, auf eine merkwürdige Art, bedrohlich aus. Meine Miene ließ keinen Zweifel an meinen Worten zu. Ich hatte auch keine. Der Meister hatte mir Craig genommen und dafür würde ich ihn töten. Ich erschrak über meinen eigenen Gedanken und war froh, dass ich ihn nicht laut ausgesprochen hatte.
    »Janlan ...«, sagte Keira mit leiser, flehender Stimme. Sie ahnte ihre Niederlage. Sie war nicht die Einzige, die sehr dickköpfig sein konnte.
    »Ich werde gehen.«
    Wie zur Untermalung meiner Worte griff ich nach der zerschlissenen Lederjacke. Keira atmete hörbar genervt auf.
    »Na schön, aber nicht jetzt sofort. Das geht nicht.«
    Ich funkelte sie an. Ich sah keinen Grund, warum ich warten sollte. Sie schien meine Gedanken zu lesen.
    »Da werden immer noch lauter Schaulustige sein. Willst du wirklich, dass die dich erkennen?«
    »Und wenn?«, fragte ich provozierend. »Was wäre schon dabei?«
    Ich streckte trotzig mein Kinn vor.
    »Janlan, sei doch vernünftig. Sie werden dich nicht in Ruhe lassen, wenn sie wissen, wer du bist. Menschen sind viel zu interessiert an den Dingen, die sie nicht kennen oder verstehen.

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