Das geschwaerzte Medaillon
Boden unter unseren Füßen bebte, als wir aus dem Loch im Keller kletterten. Keira schubste mich die Treppe hoch und zerrte mich durch ein Fenster, raus in den Garten. Das Beben wurde immer stärker. Es war, als würde die ganze Erde wackeln.
»Weiter!«, wies Keira mich an. Wir erreichten gerade die Grenzen des Grundstücks, als das Gebäude unter einem lauten Getöse einstürzte und eine riesige Staubwolke verursachte. Keira zog mich auf die Beine, da die Erschütterung mich zu Boden geworfen hatte. Sie zog mich immer weiter weg von dem eingestürzten Haus. Die Staubwolke hüllte uns gänzlich ein und es war mir ein reines Rätsel, wie Keira überhaupt sehen konnte, wohin sie lief. Die Staubwolke wollte einfach nicht lichter werden.
Ein Gurgeln ganz in unserer Nähe ließ ein Schauer über meinen Rücken laufen. Eines der Wesen hatte es aus den Tunneln heraus geschafft. Das Gurgeln wurde immer lauter und schien sich mit jedem Laut zu verändern. Ich erstarrte, als sich in dem Staub eine gebeugte Silhouette abzeichnete, die mit jeder Sekunde größer wurde.
»Rrraaaahhhhlllttt«, grummelte das Wesen. Es trat nun ganz aus dem Staub. Um uns hatte sich ein Raum gebildet, in dem der Staub nicht durch die Luft wirbelte.
»Was willst du?«, blaffte ich die entstellte Gestalt an.
Das Wesen war anders als die, die ich am Morgen getötet hatte. Es war menschlicher. Die vielleicht vorhandene Wirbelsäule schien aufrechter zu sein und auch die Erde und der Schlamm schienen am Gesicht des Wesens nicht viel verändert zu haben. Es war menschlich. Das Gurgeln wurde zu einzelnen Silben, die ich verstehen konnte. Es hob seinen Arm und deutet auf meine Brust.
»Der Meister des Schwarzen Medaillons will dich und das Amulett. Er -«
Das Wesen verstummte und mit einem Mal stand es völlig aufrecht. Sein Gesicht verzog sich für einen Moment zu einem höhnischen Grinsen, dann sackte es tot zu Boden.
»Warst du das?« Keira sah mich verwirrt an.
»Nein. Ich habe es nicht mal berührt.«
»Na das wird zumindest die Leute ablenken«, sie sagte es und packte mich an der Hand. Sie ließ mich erst verschnaufen, als sie mich zurück in das Hotelzimmer gebracht hatte, ohne dass wir von jemandem gesehen wurden. Als die Tür des Zimmers klickte und ich erschöpft auf dem Sofa halb zusammenbrach, fragte Keira: »Was ist das Schwarze Medaillon?«
»Ich habe keine Ahnung.«
Schuldvolle Erkenntnis
»Guten Morgen, Miss Alverra. Und schön sie wiederzusehen, Miss Kanterra.«
Renee begrüßte uns, noch bevor wir einen Schritt aus dem Aufzug getan hatten.
»Hi«, gab ich trocken zurück. »Ich denke, Daniel wartet bereits auf uns.«
Ihr Blick verdüsterte sich für einen Moment, als ich ihren Chef beim Vornamen nannte. Renee betätigte, wie stets, ihren kleinen Knopf am Telefon und sagte mit wichtigtuerischer Stimme: »Mister Reeden, Miss Alverra und Miss Kanterra sind hier, um Sie zu sehen.«
Was als Antwort aus dem Lautsprecher erklang, entlockte mir ein selbstzufriedenes Lächeln.
»Gott verdammt, Renee. Wie oft soll ich es dir noch sagen. Schick Janlan und Keira immer sofort zu mir rein.«
Renee räusperte sich verlegen.
»Er erwartet Sie.«
»Danke, gut dass Sie uns das noch einmal sagen«, gab ich mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen zurück. Keira pikste mir in die Seite. Eine klare Aufforderung mit meinem Verhalten aufzuhören. Ich klopfte aus Höflichkeit kurz an die Tür des Büros, bevor wir hineingingen.
»Janlan, Keira, setzt euch.«
Daniels Miene war ernst und er sah noch erschöpfter aus als bei meinem Gespräch mit ihm vor zwei Tagen.
»Es ist schön dich wiederzusehen, Keira.«
»Ich freue mich auch und danke, dass du mir ermöglicht hast, so schnell hierher zu kommen. Es war so schon mehr als knapp.«
Wie stets winkte er mit einem Lächeln ab.
»Das war selbstverständlich. Es tut mir nur leid, dass ich bezüglich der Zeitungen nicht schnell genug handeln konnte, aber die neusten Ereignisse haben die Sache ohnehin verändert. Habt ihr von dem Wesen gehört, das man in der Straße hinter dem Haus des Ordens gefunden hat? Im Gegensatz zum Haus. Das ist völlig zerstört. Wirklich eine merkwürdige Angelegenheit.«
»Ja, wir haben davon gehört. Mehr sogar noch, wir waren da.«
Daniel sah uns mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Eigentlich sollte mich das wohl nicht überraschen. Ich nehme an, das ist einer der Gründe, warum ich dich so schnell wiedersehe, Janlan.«
Ich nickte.
»Das dachte ich
Weitere Kostenlose Bücher