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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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jetzt, da mein Mustang den Geist aufgegeben hat und über einer Klippe in der Luft hängt. Jetzt ist besser als später. Jetzt könnte Leben retten. Also hab dich nicht so. Es ist nur Regen. Er bringt dich nicht um, solange du nicht aus Zucker bist und das wäre mir neu.«
    Ich grinste meine beste Freundin herausfordernd an, bevor ich mich wieder in die Dunkelheit wandte und begann den Gleisen zu folgen.

Blutsicht

    Wir liefen seit zwei Stunden an den Gleisen entlang und allmählich kroch die Sonne hinter den Schleiern der Nacht hervor. Der Regen war leichter geworden, aber er hatte immer noch nicht aufgehört. Keira war inzwischen mehr als mürrisch und hatte in der letzten Stunde kein Wort mehr gesagt. Selbst dann nicht, als wir zu einer Weiche kamen, die noch mit der Hand verstellt werden musste. Der perfekte Platz, um auf einen Zug aufzusteigen. Manchmal hatte es doch etwas Gutes, dass der Zirkel der Seelensammler den Fortschritt in Alanien behindert hatte. Es dauerte eine weitere Stunde, bis das entfernte Geräusch eines herannahenden Zuges erklang.
    »Endlich«, murrte Keira.
    »Am besten verstecken wir uns. Der Lockführer sollte uns vielleicht nicht unbedingt bemerken, wenn er die Gleise umstellt.«
    Ich schubste Keira in die Richtung eines karg bewachsenen Busches. Es war nicht die beste Deckung, aber es würde sicher seinen Zweck erfüllen. Der Zug kam immer näher und wurde stetig langsamer. Es war ein älterer Güterzug, der mit einem knarrenden, metallischen Geräusch zum Stehen kam.
    »Jetzt«, flüsterte ich Keira zu und wir schlichen um den Strauch herum, als der Lockführer gerade ausstieg. Wir rannten zu dem ersten offenen Wagen. Keira sprang auf und hielt mir eine Hand hin. Ich ergriff sie und kletterte unbeholfen zu ihr hinein. Als ich es endlich schaffte, kippten wir keuchend nach hinten um, gerade als der Zug mit einem heftigen Ruck wieder anfuhr.
    »Können wir wenigstens hier für mindestens drei Stunden bleiben?«, fragte Keira sarkastisch. Ich überging ihre schlechte Laune und antwortete: »Wenn wir Glück haben, können wir bis Levan fahren, ohne uns auch nur einmal zu bewegen. Wäre dir das recht?«
    Keira lehnte sich zurück an die Wand und funkelte mich halb zornig, halb amüsiert an.
    »Sehr recht und wenn du eine Heizung zufällig bei dir hättest, wäre ich auch nicht abgeneigt, sie jetzt anzustellen.«
    Ich lachte. Etwas, das ich schon seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr getan hatte. Der Zug war nicht gerade ein ICE, aber es war definitiv schneller als laufen. Er rollte stetig vor sich hin und ich verfiel schnell in meinen unruhigen Schlaf. Es war nicht der bequemste Ort zum Schlafen, aber es war trocken und das war der einzige Anspruch, den ich gerade hatte. Keira schien es ähnlich zu gehen. Ihr Kopf war auf ihre Schulter gesackt, noch bevor ich meine Decke aus der Tasche gezogen hatte. Dass es inzwischen hell war und die Sonne auf uns herab starrte, hinderte keinen von uns am Schlafen. Es war bereits sechs Uhr, als ich wieder aufwachte.
    »Guten Morgen, Dornröschen.«
    »Hahaha«, war meine trockene Erwiderung auf Keiras abgelutschten Witz.
    »Hunger?«, fragte sie und überging damit meine Antwort.
    »Schon.«
    Wir kramten in unseren Taschen und holten alles Essbare heraus.
    »Vier Tage«, schätzte Keira, als sie den kleinen Haufen betrachtete. Ich hatte aus Galin ein ganzes Brot, getrocknete Salami, einige Äpfel und fertige Pfannkuchen mitgenommen. Keiras Ausbeute war ein wenig anders. Sie hatte vorwiegend Obst dabei, aber auch Brot und Konserven. Es würde also wirklich ein paar Tage reichen. Abwechslungsreich würde es nicht werden, aber daran hatte ich mich bereits gewöhnt.
    »Also, verrätst du mir endlich, wie es andauernd zu deinen Planänderungen kommt?«
    Sie sah mich streng an. So als hätte ich sie die ganze Zeit absichtlich im Dunklen gelassen. Ich zuckte mit den Schultern.
    »Ich hatte Zeit zum Nachdenken. Das ist alles.«
    »Ach so. Und deine plötzlichen Eingebungen kommen auch aus dem Nichts.«
    Sie stellte es nicht als Frage und dennoch wusste ich, dass sie eine Erklärung von mir hören wollte.
    »Keira, ich habe dafür keine Antwort. Ich weiß nicht, woher das alles plötzlich kommt. Es ist als hätte sich meine Magie weiterentwickelt. Anders kann ich mir das nicht erklären. Haben sich deine Fähigkeiten nicht verändert?«
    Ich hoffte, dass Keira sich auch verändert hatte. Dann wäre es einfach normal, dass meine Fähigkeiten so einen Sprung gemacht

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