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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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mehr.«
    »Wenn sie hier waren, dann kommen sie so schnell bestimmt nicht wieder. Sie werden nicht denken, dass hier noch jemand ist. Wer auch immer hier gelebt hat. Er hat alleine gelebt. Und das schon sehr lange. Hier ist nicht mal ein zweiter Stuhl.«
    Sie sah sich erneut im Raum um und betrachtete jede Kleinigkeit.
    »Es muss wirklich einsam gewesen sein. Sollen wir wirklich bleiben?«
    Ich fühlte mich ein wenig unwohl bei dem Gedanken, im Haus eines absoluten Einzelgängers mitten im Wald zu wohnen, der jetzt auch noch entführt worden war.
    »Besser als draußen im Nassen. Wir holen uns noch den Tod, wenn wir weiter im Regen rumlaufen. Ich werde Wache halten. Du solltest dir was Trockenes anziehen und dann schlafen. Die rote Janlan hat dich wieder sehr angestrengt.«
    »Nenn das nicht so.«
    Ich mochte es nicht. Es sagte zu deutlich, dass ich es war, die diese Dinge tat. Ich ging in das zweite Zimmer und wartete nicht einmal auf ihre Antwort. Ich schloss die Tür und glitt an dem alten Holz hinunter. Das Zimmer lag in kompletter Dunkelheit. Hätte ich mich von der Stelle bewegt, wäre ich früher oder später gegen ein Möbelstück gelaufen. Also blieb ich einfach, wo ich war. Ich hatte ohnehin nicht die Kraft mich zu bewegen. Nicht weil wir kilometerweit gerannt waren oder ich stundenlang in der roten Sicht gewesen war. Es war die Erschöpfung der Niedergeschlagenheit. Ich fühlte mich schlecht. Ich hatte so viele Gedanken, die ich nicht verstand, und etwas in mir, das ich nicht mal wirklich verstehen wollte. Ich wünschte mir nur, dass Craig mich in die Arme nehmen würde. Es tat weh, ihm nicht nahe sein zu können. Nicht so wie damals, als er ein Seelengeist war. Jetzt war es schlimmer. Ich wusste nicht, wo er war oder wie es ihm ging. Ich wusste nicht, ob ich ihn würde retten können. Seinen Namen auch nur zu denken, schmerzte. Er war nur in dieser Situation, weil er sich mit mir eingelassen hatte. Ich war der Grund, dass er jetzt irgendwo gefangen gehalten wurde. Ich war der Grund, dass Keira sich wieder in Gefahr begab und ihren Freund zurückließ. Ich war der Grund. Der Meister wollte mich und das Amulett und er war bereit, die Erde aufzubrechen, solange, bis er mich finden würde. Er konnte ganze Städte in den Erdspalten verschwinden lassen. Es würde ihn bestimmt nicht interessieren. Er würde die Bewohner in verkrüppelte Erdwesen verwandeln. Sie zu stummen Sklaven seines Willens machen. Sie zwingen, sich vor meine Klingen zu werfen, solange, bis einer mich überwältigen würde. Und wenn ich mich freiwillig ergab? Würde das etwas ändern? Würde ich so Menschenleben retten können? Oder würde es sie nur zu etwas Schlimmeren verdammen? Wie sollte ich Entscheidungen treffen, wenn ich nicht wusste, über was ich entschied. Wie sollte ein Mensch überhaupt so etwas entscheiden können? Ich wollte diese Last nicht schon wieder tragen und doch lag sie wie Blei auf meinen Schultern und zog mich immer tiefer mit meinen Gedanken in die Dunkelheit. Es war ein immer stärker werdender Strom. Ein Sog, in den ich unwiderruflich hineingeraten zu sein schien. Ich wusste, dass Keira im Nebenraum war und die Nacht durch die Fenster beobachtete. Meine beste Freundin war nur wenige Meter von mir entfernt und doch war es, als wäre ich alleine in der Finsternis des Waldes. Ich war einsam. Ich würde immer einsam sein, solange ich das Oberhaupt des Ordens von Alverra war. Meine Bestimmung trennte mich von anderen Menschen. Es war meine Last. Meine Last ganz alleine. Ich konnte sie nicht teilen und niemand konnte sie mir abnehmen. Es war mein Geburtsrecht, das mich wie ein Fluch isolierte. Ich war das Oberhaupt. Ich würde es immer sein, bis zu dem Tag, an dem ich endgültig diese Welt verlassen würde. Ich wusste nicht, wann das sein würde. Niemand wusste, wann seine Zeit endgültig abgelaufen war. Nicht ich, nicht Keira, einfach niemand. Und dennoch lag es bei mir, dafür zu sorgen, dass ihre Zeit nicht zu früh eintraf. Irgendeine alte Macht hatte meine Familie zu den Beschützern der Menschen gemacht. Wir waren anders. Wir waren auserwählt. Wir lebten, um zu retten und starben, um zu schützen. Ich war nicht anders. Ich konnte mich meinem Erbe nicht entziehen. Es fand mich immer wieder und ich hörte in diesem Moment auf, davor wegzulaufen. Es war, als hätte ich die ganz Zeit durch einen verschwommenen Schleier gesehen, den ich vorher nicht bemerkt hatte und der sich nun lichtete. Mein Blick war mit einem Mal

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