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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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gelang.
    »Bleib vor mir.«
    Es klang mehr nach einer Drohung, als nach einer ernst gemeinten Aufforderung.
    »Janlan, was geht hier vor sich?«
    Sie fragte es vorsichtig, um mich nicht unnötig zu reizen. Mein Blick hätte jeden in stumme Angst verfallen lassen, nur Keira schien sich nur geringfügig davon beeindrucken zu lassen. Sie wusste inzwischen einigermaßen, wie sie mit mir in diesem Zustand umgehen musste.
    »Ich weiß es nicht. Gehen wir, bevor sie aus der Spalte klettern.«
    Ich knurrte die Worte mehr, als dass ich sie wirklich Silbe für Silbe aussprach. Ich sah bereits rot pulsierende Punkte, die sich in der Erdspalte auf uns zu bewegten. Keira entschied wohl, dass es das Beste war, angesichts der Situation nicht weiter zu diskutieren. Ich preschte los und rannte in den Wald hinein, der sich die ganze Zeit an der Straße entlang geschlängelt hatte. Der Regen war nicht weniger geworden und der Anschein für mich, dass es Blut war, war nicht verklungen. Es tropfte nun auch von den eigentlich grünen Blättern der Bäume auf uns herunter und sammelte sich auf unseren Klamotten. Keira sah aus, als hätte ich unzählige Male auf sie eingestochen. Wäre der größte Teil meiner Gedanken von dieser Sicht nicht unterdrückt, ich glaube, ich wäre von dem Anblick verrückt geworden. In einer Welt des Blutes zu wandeln, war traumatisierend. Zumindest für einen normalen Menschen. Ich konnte im Nachhinein nicht sagen, wie lange wir rannten oder wann genau ich endlich aus dem roten Schleier auftauchte. Alles, an das ich mich erinnern sollte, war der stechende Schmerz, der mich zu Boden zwang. Ich konnte nicht mehr rennen und Keira ging es nicht viel anders. Auch sie keuchte und rang nach Atem.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte ich krächzend. Jedes Wort stach in meine Kehle wie ein glühend heißer Dolch. Auch wenn es unaufhörlich regnete, war es, als würde mein Inneres verbrennen. Das orangene Licht der Sonne passte wunderbar zu diesem Gefühl. Wir hatten nicht mehr viel Zeit und dann würden wir im Dunklen durch den Wald stolpern. Mir lief bereits der kalte Regen den Rücken herunter, so durchnässt war ich. Ich hatte aufgehört, gegen das Zittern meines Körpers anzukämpfen. Ein völlig sinnloses Unterfangen.
    »Wir müssen weiter laufen, bis wir einen Unterschlupf finden und wir werden nicht gleichzeitig schlafen können«, sagte Keira über ihre Schulter hinweg. Ich achtete immer noch darauf, dass sie vor mir herging. Ich wusste nicht was, aber irgendetwas hatte die Erdspalte von mir abgehalten und schien auch nicht an mir vorbei zu können. Magie. Ich würde sie wohl nie ganz verstehen oder auch nur ahnen können, was man alles damit erreichen konnte. Die Gänsehaut, die mich jetzt überfiel, stammte nicht von der Kälte. Es waren meine eigenen Gedanken, die mir gerade etwas offenbart hatten. Ich kannte die Grenzen der magischen Fähigkeiten dieses Meisters nicht. Wer wusste schon, zu was er noch alles in der Lage war. Ich schüttele bestürzt den Kopf, als ich in Keiras Rücken lief.
    »Was -?«, fragte ich ein wenig verärgert.
    »Da ist ein Haus. Mitten im Wald. Ist das nicht ein wenig merkwürdig?«
    Ich sah an ihr vorbei. Das Haus war ein Blockhaus. Es war nicht besonders groß. Zwei kleine Zimmer. Mehr hatte in diesem Haus sicher keinen Platz. Wir gingen langsam darauf zu und horchten, ob wir vielleicht jemanden hören konnten. Es war absolut still. Die einzigen Geräusche kamen von den Vögeln, die in der Dämmerung ihren Gesang einsetzten. Die Stufen der Veranda knarrten, als wir hinaufgingen. Die Tür des Hauses stand offen und drinnen brannte eine schwache Lampe und verbreitete ein gelbliches Licht.
    »Ich gehe vor«, kam es von Keira, als sie auch schon im selben Moment ihre Schwerter zog.
    »Keira, hier ist niemand.«
    Ich hatte das Haus schon von weitem mit der Seelensicht betrachtet.
    »Und was ist mit unmenschlichen Wesen? Hast du da welche gesehen?«
    Ich senkte den Blick und schüttelte fast nicht sichtbar den Kopf.
    »Dazu müsste ich in die rote Sicht wechseln. Und ich weiß nicht wie und ich will es auch nicht wirklich.«
    »Dann gehe ich vor«, war ihr trockener Kommentar.
    Sie stieß mit der Schulter die Tür weiter auf und sah sich im ganzen Haus um.
    »Es ist keiner hier. Liegt nur überall Erde rum.«
    Mein Gesicht wurde bleich.
    »Dann waren sie auch schon hier. Sie haben denjenigen, der hier gelebt hat, mitgenommen. Noch ein Vermisster, von dem keiner weiß. Es werden immer

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