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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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von meinem eigenen Körper ausging. Der ganze Raum schien plötzlich zu vibrieren und noch mehr zum Leben erwacht zu sein, als er es ohnehin schon war. Die Wellen, die meinen Körper erschütterten, als würde ich vor einem riesigen Lautsprecher stehen, kamen vom Herzen und von den Wänden. Sie kamen aus dem Boden, genauso wie aus der Decke. Mit jeder Welle begann Licht den Raum zu fluten und immer heller zu werden. Ich wusste genau, was nun folgen würde.
    »Was geht hier vor?«, fragte Keira, der das alles nicht ganz geheuer schien.
    »Die Erinnerungen unserer Vorfahren.«
    »Oh ... ach so«, erwiderte sie ein wenig kleinlaut. Die bunten Farben vermischten sich und nahmen immer genauere Formen an. Mit jedem neuen Lichtstrahl wurde der Person ein Merkmal gegeben. Ihre Gesichter bekamen Ausdruck und ihre Körper ihre Form. Der Raum war nun erfüllt von flimmernden Menschen, die sich um mich und Keira drängten.
    »Das sind alles unserer Vorfahren?«, flüsterte Keira mir leise zu. Es war keine wirkliche Frage. Mehr ein Ausdruck ihrer Überwältigung. Es kam nicht jeden Tag vor, dass man seine Familie bis in die Anfänge vor sich sehen konnte. Einen Stammbaum zu erstellen, sollte hier mehr als einfach sein.
    »Jeder einzelne der Familien Alverra und Kanterra. Und mit ihnen all ihre Erinnerungen.«
    »Wow ... Das ist wirklich ... wow.«
    Ich grinste. Es war schön, Keiras nicht unter den Erinnerungen zu sehen.
    »Ihr habt uns gerufen«, sagte eine der Gestalten, als sie aus der Masse heraustrat. Es war eine junge Frau. Sicher nicht älter als fünfundzwanzig. Sie hatte weiche Gesichtszüge, die von einem freundlichen Lächeln bestimmt wurden. Sie war nicht besonders groß und der viel zu lange Rock, den sie zu tragen schien, half dem Erscheinen ihrer Größe nicht gerade weiter.
    »Haben wir. Wir brauchen eure Hilfe. Oder eher wir brauchen eure Erinnerungen«, antwortete ich mit ruhiger, respektvoller Stimme.
    Die Frau nickte zustimmend.
    »Wir werden euch helfen, sofern einer von uns die jeweilige Erinnerung besitzt.«
    »Wisst ihr, wer der Meister ist und was es mit dem Schwarzen Medaillon auf sich hat.«
    Ich kam direkt zu unserem Anliegen. Mit Erinnerungen Small Talk zu betreiben war ziemlich unsinnig. Das Lächeln der Frau verschwand so schnell von ihrem Gesicht, dass sich ein ungutes Gefühl an meinen Magen klammerte. Ich hatte nicht erwartet, dass Erinnerungen blass werden konnten, geschweige denn Furcht empfanden. Und dennoch sah es ziemlich danach aus. Auch Keira musste einen ähnlichen Gedanken haben, denn ich sah, wie sie sich neben mir aufrichtete und ihre Augen jedes einzelne Gesicht der Erinnerungen scharf musterte.
    »Meister nennen ihn nur seine Sklaven.«
    Ein älterer Mann war aus der Menge getreten und hatte zu Keira und mir gesprochen. »Er ist älter als jeder von uns. Jeder von uns bis auf einen.«
    Die Erinnerungen teilten sich und wichen an die Wand zurück, bis ein Einziger von ihnen in unserer direkten Nähe stand. Es war ebenfalls ein Mann. Er schien uralt geworden zu sein, bevor der Tod auch ihn einverlangt hatte. Seine Gestalt war gebückt. Sicherlich die Folge seines Alters. Sein Gesicht lag in Falten, die ihm das Aussehen eines uralten weisen Mannes gaben, der zu viel in seinem Leben hatte erdulden müssen. Ich konnte nicht sagen, aus welcher Zeit er stammte. Aber ich wusste, dass er aus den Anfängen stammen musste. Seine Stimme klang rau und brüchig. Ich dachte einen leisen Ton von Verbitterung in ihr zu hören und wieder war ich überrascht, dass die Erinnerungen etwas empfinden konnten. Dass sie jetzt noch Gefühle entwickelten und sie deutlich zeigten.
    »Er hat hier gelebt. Er war derjenige, der das Amulett der Seelentropfen in unserer Schmiede anfertigte. Das Schmuckstück, das du trägst und das von jeher für einen Seelenseher aus der Familie Alverra bestimmt war. Aber wir wussten, dass das Gleichgewicht der Welt gestört sein würde, wenn nur unsere Magie ein Objekt hätte, dass an diese Magie gebunden ist und sie verstärken und kontrollieren konnte. Zu allem muss es einen Ausgleich geben. Als unsere Familie ihre Magie erhielt, so bekam auch der erste der Familie Kanterra seine. Wenn wir die Seele beherrschten, dann beherrschten die Kanterras den Körper. Es war nur logisch, dass wir ein weiteres Objekt brauchten, das ihre Magie ebenfalls verstärken und kontrollieren würde. Ohne das Amulett würde die Magie irgendwann zu groß werden und zerstören, was sie eigentlich

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