Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben
einzuverleiben, entspricht der Struktivität oder dem Yin.
Das Zuhören ist natürlich nur ein Beispiel für die Struktivität. Auch alle anderen Fähigkeiten, die Sie brauchen, um etwas für sich konstruktiv nutzbar zu machen, gehören dazu.
Das kann die Verarbeitung von Essen oder von Informationen sein oder auch die Fähigkeit, mit verschiedenen klimatischen Bedingungen umzugehen. Wie gut und effektiv Sie äußere Einflüsse verarbeiten, hängt von der Beschaffenheit Ihres Yin ab.
EIN GESUNDES GLEICHGEWICHT
Grundsätzlich ist es richtig, dass alles in Yin und Yang eingeteilt werden kann. Doch wenn wir die Lebensprozesse genauer betrachten, gestaltet sich diese Einteilung doch etwas komplexer, als sie zunächst erscheint.
Nehmen wir die Situation, in der Sie sich gerade befinden. Sie lesen dieses Buch. Ein Buch zu lesen bedarf zunächst einiger Yang-Impulse.
Ich muss Lust darauf haben, ich muss es in die Hand nehmen, ich muss mich konzentrieren und lesen. Damit ist nicht automatisch verbunden, dass ich die gelesenen Inhalte verstehe und in mein Denksystem einordne. Dazu muss ich mich darauf einlassen, die Aussagen mit meinem bisherigen Wissen vernetzen und dementsprechend das Gelesene verarbeiten. Diese Yin-Fähigkeiten sind entscheidend dafür, ob ich das Buch nur in der Hand halte oder es auch tatsächlich gewinnbringend lese.
Auch viele andere Tätigkeiten erweisen sich als Prozesse, die sowohl Yin- als auch Yang-Anteile enthalten. Im Grunde befinden wir uns in einem ständigen Prozess zwischen einem Nachaußen- und einem Nachinnen-Gehen, zwischen verändern und verändert werden.
Dieses Wechselspiel von Yin und Yang ist die Biologie des Lebens.
Dabei sollten sich die Yin- und die Yang-Anteile stets in Balance befinden. Denn chinesischer Anschauung nach ist die Ausgewogenheit ein erstrebenswerter Zustand und bedeutet Gesundheit oder auch Normalität. So liegt es in der Natur unseres Organismus, in einem ständigen Wechsel zwischen aktiven und struktiven Kräften zu funktionieren.
Dies bezieht sich jedoch nicht nur auf seelischgeistige, sondern sehr wohl auch auf stoffliche Vorgänge, wie z. B. das Wachstum von Körperzellen. Sie erneuern sich ständig und so gründlich, dass sich im Laufe von etwa sieben Jahren praktisch der gesamte Körper neu aufbaut. Diese Zellerneuerung kann geschehen, weil der Organismus zeitlebens in der Lage ist, Kräfte von außen zu tanken und in Struktivität umzuwandeln.
Das macht er allerdings nur in Phasen, in denen er in Ruhe gelassen wird, also vor allem nachts, und nicht in Zeiten der Aktivitäten, wo er anderweitig gefordert ist. Deshalb ist es für uns so wichtig, nicht nur immer einseitig erfolgreich und leistungsfähig zu sein, sondern auch der Yin-Seite gerecht zu werden.
AKTIVITÄT UND RUHE
Wesentlich für die natürliche Ausgewogenheit von Yin und Yang ist unser SchlafwachRhythmus. Der Tag gehört zum Yang, die Nacht zum Yin. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, dass wir während des Tages unsere aktiven Kräfte ausleben und in der Nacht das Erlebte struktiv verarbeiten.
Am Beispiel des Schlafes können wir gut verstehen, was Struktivität bedeutet. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Schlaf nicht nur etwas Passives ist, sondern tatsächlich ein Zustand, den das Wort Struktivität trefflich beschreibt. Denn im Schlaf verarbeiten wir die Eindrücke des Tages, obwohl wir nicht im üblichen Sinne aktiv sind. Bei dieser Tätigkeit der Verarbeitung ist das Yang ausgeschlossen. Es agiert nicht mehr und wir sind ausschließlich auf das Yin konzentriert.
Wenn man z. B. einem Menschen über mehrere Tage den Schlaf entzieht, entsteht ein Mangel an Struktivität. Und tatsächlich löst sich nach langer Schlaflosigkeit die Struktur eines Menschen auf. Er gerät psychisch aus den Fugen oder wird sogar verrückt. Aus chinesischer Sicht bedeutet der extreme Schlafmangel den Verlust von lebensnotwendigem Yin. Daraus resultiert eine Fehlentwicklung des Yang mit Symptomen wie Unruhe, Hektik und vegetativer Fehlaktivierung, wie z. B. Herzrasen oder Kopfschmerzen. Langfristig führt ein solches Ungleichgewicht zu gesundheitlichen Problemen. Denn Yin und Yang können nicht für sich allein bestehen. Sie sind aufeinander angewiesen und arbeiten zusammen.
ENTFESSELTES YANG
Schlafentzug ist ein recht drastisches Beispiel für eine Disharmonie. In unserem Alltag gibt es aber viele scheinbar unbedeutende Situationen, in denen das gesunde Wechselspiel zwischen Yin und Yang
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