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Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben

Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben

Titel: Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfe und Unzer
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Beispiel: Für die geringe Kinderzahl in Deutschland gibt es viele Gründe – die Verbreitung von sicheren Verhütungsmethoden, den wirtschaftlichen Druck auf junge Familien, Nachteile für die berufliche Karriere von Frauen und noch viele andere. Im chinesischen Denken würde man feststellen: Unsere extrovertierte, Yangorientierte, auf Leistung und Geschwindigkeit fixierte Welt vernachlässigt das Yin und damit das Interesse an der Nachkommenschaft.
    Begründungen für Details sind dann zur Erklärung nicht mehr erforderlich.
    ANDERE DEUTUNGSMUSTER
    Dieser Punkt ist tatsächlich zentral für die Erweiterung des medizinischen Horizonts. Da wir uns vornehmlich auf kausale Beziehungen konzentrieren, können wir viele Phänomene nicht erklären. Wir wissen nicht, warum einige Menschen mehr schwitzen als andere, manche zugluftempfindlich und wetterfühlig sind, andere immer wieder das gleiche Infektmuster erleben oder manche Menschen morgens munter aus dem Bett springen und andere sich mit dem Aufstehen schwertun. Aber alle diese Fragen sind durchaus von medizinischem Interesse.
    Wir können sie allerdings nicht beantworten, denn im Westen versuchen wir, Krankheitsrisiken aus der Statistik abzulesen, als würden Erkrankungen nach dem Zufallsprinzip über die Menschen verteilt. Wir haben kein übergeordnetes Konzept, das uns hilft, konkrete Gefährdungen aus der individuellen Biografie des einzelnen Menschen zu erkennen.
    Im chinesischen Denken dagegen gibt es Entsprechungssysteme, die durch die aufmerksame Naturbeobachtung entstanden sind. Auf diese Weise hat man Verbindungen zwischen Dingen erkannt, die zwar nicht ursächlich miteinander in Zusammenhang stehen, zwischen denen es aber dennoch andere, innere Beziehungen gibt.
    VORBEUGEN STATT KRANK WERDEN
    Am folgenden Beispiel können wir das gut sehen: In Deutschland und anderen westlichen Ländern werden die Kinder immer unkonzentrierter und immer mehr Kinder sind von der Diagnose ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätssyndrom) betroffen. Während sich hier die Fachleute über die Ursache dieses Phänomens streiten, beurteilt man in China die innere Stabilität von Kindern im Hinblick auf das Yin-Yang-Konzept. Und da Kinder zu »wurzellosem Yang« neigen – mit Symptomen wie Unruhe, schlechter Konzentration, Einschlafstörungen –, beginnt der Schulalltag in China mit Qigong-Übungen für Kinder, um deren Aufnahmefähigkeit und Lernbereitschaft zu stützen. Anstatt sich auf die Behandlung stark auffälliger Kinder zu konzentrieren, steht der vorbeugende Effekt für alle im Vordergrund. Er wird erreicht durch Maßnahmen, die geschickt in den Alltag eingebaut werden. Auf diese Weise erübrigt sich die Diagnostik und Therapie extremer Krankheitsbilder.
    Hierzulande führt der Mangel an echten Vorsorgekonzepten dazu, dass wir Früherkennungsmaßnahmen als Vorsorge titulieren.
    Früherkennung ist sinnvoll und verbessert die Behandelbarkeit von Krankheiten – sie ist aber keinesfalls ein Ersatz für Maßnahmen, mit denen die Entstehung von Krankheiten verhindert werden kann!
    INTERAKTION ZWISCHEN YIN UND YANG
    Wie schon gesagt lassen sich alle Prozesse in Yin und Yang einteilen, die Differenzierung lässt sich jedoch auch in zweiter Generation durchführen: Nehmen wir die Situation eines Referates. Der Redner besetzt klar die Yang-Position. Er spricht die Zuhörer an. Er erzeugt Töne und projiziert Bilder an die Wand. Die Zuhörer sitzen »im Yin«. Sie hören leise und konzentriert zu. Diese vordergründige Polarität wird im Detail jedoch immer wieder aufgehoben. Denn jeder Zuhörer hat die Möglichkeit, Zwischenfragen zu stellen, aufmunternde oder protestierende Blicke zu senden. Das bedeutet, er kann innerhalb der Yin-Position Yang-Impulse senden, die wiederum vom Yin des Redners aufgenommen werden können.
    Die Chinesen sprechen in diesem Zusammenhang vom »Yang im Yin«. Je nachdem, ob eine Äußerung eher nach innen gerichtet ist (z. B. ein verstörter Blick) oder nach außen (z. B. ein aufmunterndes Zwinkern), hätten wir dann ein »Yin im Yang im Yin« oder ein »Yang im Yang im Yin«. Die jeweiligen Positionen können also beliebig weiter unterteilt werden. Dieses Modell hilft den TCM-Ärzten, komplexe Beziehungen zu analysieren und vielfältige Interaktionen in unserem Organismus zu beschreiben.
    UNSERE YANG-LASTIGE WELT
    Die westliche Welt ist eindeutig Yang-lastig. Sie interessiert sich vor allem für nach außen gerichtete Fähigkeiten.

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