Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
Tisch näherte.
»Das stimmt. Ich habe schon Knochen von den unterschiedlichsten Pathologen bekommen, aber noch niemals hat sie jemand einzeln eingepackt, etikettiert und sie dann auch noch in linke und rechte aufgeteilt.«
David lachte kurz auf. »Er hat die Knochen nach links und rechts geordnet?«
Diane wusste nicht, ob die Tabletten jetzt endlich Wirkung zeigten oder ob es der kathartische Effekt des gemeinsamen Lachens war, jedenfalls fühlte sie sich plötzlich besser, und auch der Schmerz in ihrem Arm hatte aufgehört.
»Ja, das hat er tatsächlich. Er hat sogar die Rippen in der richtigen Ordnung eingepackt. Es stimmt alles«, sagte sie und schaute von dem Knochen hoch, den sie gerade an die korrekte Stelle gerückt hatte.
»David, ich möchte, dass du etwas für mich untersuchst – streng vertraulich.«
David hob eine Augenbraue. »Schieß los.«
Sie erzählte ihm Nevas Geschichte und vor allem von deren plötzlichen Verdacht, dass Dr. Lymon der Messerstecher auf dem Friedhof gewesen sein könnte.
David ließ ein leises Pfeifen hören. »Das solltest du auch Garnett erzählen.«
»Ja, das werde ich auch tun, aber noch nicht jetzt. Deshalb bitte ich dich ja, der Sache einmal nachzugehen.« Sie packte die beiden Seiten des Beckens aus und hielt sie vor sich zusammen.
Ein einziger Blick zeigte ihr, dass es sich dabei um ein männliches Becken handelte: enge Beckenschale und enge Sitzbeinkerbe. Sie legte die zwei Beckenteile zu beiden Seiten des Kreuzbeins auf den Tisch.
»Klar. Das mache ich«, sagte David. »Aber ich möchte doch für einen Moment den Advocatus Diaboli spielen, da ich weiß, dass du es gerne hast, wenn ich ab und zu dein moralisches Gewissen bin. Hast du nicht Angst, dass Garnett dir einen schweren Interessenkonflikt vorwerfen wird? Man könnte tatsächlich glauben, dass du dein Museum schützen willst, indem du deine eigenen Untersuchungen anstellst.«
Diane nahm ein Schienbein in die Hand, das genau in der Mitte einen Trümmerbruch aufwies. »Nein. Dem Museum wird dadurch nicht geschadet. Ich wahre nur die Vertraulichkeit von Neva und Mike, die beide meine Angestellten sind. Ich weiß doch überhaupt nicht, ob Dr. Lymon die Täterin ist. Wenn du auf Indizien stößt, die darauf hinweisen, werde ich sie sofort Garnett mitteilen.«
David starrte auf den Knochen in Dianes Hand. »Das muss weh getan haben«, sagte er dann.
»Hat es auch. Schienbeine bohren sich bei einem Bruch oft durch die Haut, da sie ja dicht unter deren Oberfläche liegen. Laut dem Bericht von Dr. Webber hat dieser offene Bruch dann zu einer schweren Entzündung geführt.«
David legte sein Gesicht in Falten. »Armer Kerl. Okay, du hast also keine direkten Beweise für Dr. Lymons Schuld, aber nur Geduld, es ist immerhin eine erste Spur.«
Diane legte das Schienbein zurück auf den Tisch und nahm den Schädel aus seinem Haltering heraus.
David strich sich über das Kinn. »Was genau soll ich tun?«
15
D ie gesäuberten Knochen des Höhlentoten wirkten auf dem glänzenden silberfarbenen Labortisch wie Elfenbeinornamente. Sie waren alle da, jeder Knochen einer jeden Hand und eines jeden Fußes, selbst das kleine Zungenbein und alle winzigen Gehörknöchelchen. Der Laborgehilfe hatte beim Präparieren eine großartige Leistung vollbracht. Diane nahm sich vor, Lynn Webber anzurufen, sich bei ihr zu bedanken und ihren Assistenten zu loben. Schmeicheleien wirkten ja normalerweise bei ihr, wie sie selbst gesagt hatte.
David stand mit den Händen in der Tasche da, studierte den Höhlentoten und wartete auf weitere Anweisungen, während Diane ihre Schieblehren, Formblätter und Schreibwerkzeuge zusammensuchte, die sie für die Untersuchung benötigte. Sie steckte die Formulare in ihr Klemmbrett und wandte sich dann wieder David zu.
»Ich möchte, dass du Annette Lymon genau unter die Lupe nimmst. Ich möchte wissen, ob sie mich und Mike mit dem Messer verletzt haben könnte oder vielleicht jemand anderen damit beauftragt hat.«
»Glaubst du, dass sie es gewesen sein könnte?«
»Möchtest du etwa eine vorgefasste Meinung von mir zum Ausgangspunkt deiner Untersuchungen machen?«, sagte Diane und legte eine Hand auf den Schädel des Höhlentoten.
»Ich bin nicht an deiner vorgefassten Meinung interessiert. Ich führe eine Untersuchung durch, und du bist mein erster Zeuge. Immerhin bist du ja gut mit ihr bekannt.«
Diane musste lachen und fühlte dabei, wie die Zaubermittelchen in ihrem Blut ihren Körper
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