Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
beruhigten und ihren Kopf klar machten. Sie war froh, dass sie sich vorhin für das stärkere Schmerzmittel entschieden hatte.
»Ich halte sie einfach für nicht raffiniert und kaltblütig genug, uns beide niederzustechen, ohne dass wir es merken, und dann auch noch unerkannt zu verschwinden. Ich bin die Gesichter auf diesem Begräbnis im Geist noch einmal durchgegangen und habe dabei keines gesehen, das ihr geähnelt hätte. Sie wäre mir auch bestimmt aufgefallen. Und Mike wäre es sicher genauso gegangen. Andererseits habe ich damals auch nicht alle Gesichter systematisch gemustert.« Diane dachte einen Moment nach. »Lymon ist ein gutes Stück kleiner als Mike und auch einige Zentimeter kleiner als ich. In Anbetracht des Einstichwinkels von Mikes Wunde hat sie also nicht die richtige Größe.«
David schien sich dies alles eine Weile durch den Kopf gehen zu lassen. »Könnte sie wissen, wie man jemanden für so etwas anheuern kann? Kann sie solche Leute kennen? Ich weiß, das ist etwas weit hergeholt, aber … wäre das möglich?«
»Ich bezweifle es, aber ich weiß auch nicht allzu viel über ihr Privatleben und ihren persönlichen Hintergrund. Vielleicht hat sie einen Studenten angeheuert.«
»Kommt es eigentlich häufig vor, dass Studenten für ihre Professoren einen Mord begehen?«
Diane musste lachen. Das Ganze begann allmählich lächerlich zu werden. Auch David fing jetzt zu kichern an. »Eigentlich nicht«, sagte sie dann. »Aber vielleicht gibt es da jemanden, auf den sie einen solchen Einfluss hat. Als ich auf der Universität war, gab es ein paar ziemlich verrückte Studenten.«
Davids Gesicht wurde plötzlich wieder ernst. »Diese sexuelle Belästigung – Mike war wahrscheinlich nicht der Erste. Du kannst das nicht geheim halten. Du weißt, dass sie es wieder tun wird.«
Diane starrte auf das leere Formular auf ihrem Klemmbrett, als ob darauf eine Antwort für sie stünde. Sie nickte. »Ich weiß. Ich habe mich noch nicht entschieden, wie ich weiter vorgehen werde. Ich brauche Zeit und noch ein paar weitere Informationen. Aber als Allererstes möchte ich wissen, ob sie etwas mit den Messerstechereien zu tun hat.«
»Du kannst nicht jeden in deiner Umgebung beschützen. Ich mag Neva auch, aber …«
»Ich kann die Menschen hier beschützen, und ich werde sie beschützen.« Die Heftigkeit, mit der sie das sagte, verblüffte David, zumal sie gleichzeitig ihr Klemmbrett auf den Labortisch donnerte.
»Was ist denn los mit dir?«, fragte er betroffen.
Diane presste die Lippen zusammen und wich seinem Blick aus. »Zuerst wurden Ariel und alle unsere Freunde in der Missionsstation abgeschlachtet, dann hat man letztes Jahr Frank angeschossen und jetzt wurde Mike verletzt – wieder einmal. Mit Ausnahme dieses Falles hier waren die Täter immer Leute, über die ich gerade Untersuchungen anstellte. Also was ist der gemeinsame Nenner all dieser Ereignisse?«
Sie wandte sich David zu und schaute ihn an, als wollte sie ihn von der Aussage abhalten, dass sie es sei.
»Der gemeinsame Nenner sind Männer, die bereit sind zu töten, um das zu bekommen, was sie wollen«, sagte David. »Nicht du.«
»Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich es bin. Ich weiß, dass ich nicht alles regeln kann, aber ich kann Neva und Mike zumindest helfen. Und ich kann darüber bestimmen, was in meinem Museum vorgeht.« Sie machte eine kleine Pause und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Mike hat mir einen grandiosen Projektantrag zukommen lassen und sich gleichzeitig um einen Job im Museum beworben. Er hat mir aber nicht gesagt, dass er den Job braucht, weil er seine Assistentenstelle verloren hat. Ich habe den Antrag Kendel gegeben. Sie findet ihn auch gut, also werde ich Mike einstellen.«
David lächelte. »Habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich dir dankbar bin, dass du mich eingestellt hast?«
»Ja.«
»Also, dann kann ich das nur wiederholen. Wir haben in der kurzen Zeit, die ich hier bin, mehr Leute ihrer gerechten Strafe zugeführt als in den ganzen Jahren unserer Menschenrechtsarbeit, und das war sehr heilsam für mich.«
Diane konnte seine Gefühle nachvollziehen. Bei ihren Untersuchungen von Menschenrechtsverletzungen hatten sie Massen von Beweisen gesammelt, konnten aber nur ganz selten jemanden vor Gericht bringen.
»Es war für mich auch eine befreiende Erfahrung.«
David lächelte sie an. »Ich bin mir sicher, Mike wird es genauso schätzen, hier arbeiten zu dürfen, wie ich.«
»Es ist
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