Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
Diane. »Ich weiß, worauf sie anspielt, und ich weiß, dass es Mike nicht war. Er hat vielmehr versucht, dem Opfer zu helfen – so wie ich auch.«
»Ich habe Mike nichts davon gesagt, aber wenn sie es weiterverbreitet …«
»Ich kümmere mich darum.«
»Ich weiß, es ist viel verlangt, aber könnten Sie das tun, ohne dass Mike erfährt, dass ich Ihnen von der sexuellen Belästigung erzählt habe?«
Diane nickte. »Machen Sie sich da keine Sorgen.«
Sie rieb ihren schmerzenden Arm. Als sie versuchte, ihn in eine bequemere Position zu bringen, bekam Neva ganz große, ängstliche Augen. Diane schaute nach, ob er etwa wieder zu bluten begonnen hatte.
»Und wenn sie es war?«, sagte Neva.
»Was meinen Sie?«, fragte Diane.
»Jedermann hier weiß, dass Mike Sie verehrt. Was, wenn sie eifersüchtig wäre und deshalb Sie und ihn niedergestochen hätte? Das ist mir gerade erst eingefallen. Es muss doch einen Grund dafür geben, warum Sie und er das Ziel waren. Seit es passiert ist, zerbreche ich mir darüber den Kopf.«
Diane konnte sich Dr. Lymon nicht als Messerstecherin vorstellen, die nach der Tat wie ein Schatten verschwand, aber trotzdem musste sie zugeben, dass an Nevas Überlegungen etwas dran war.
»Ich werde ganz diskret in diese Richtung ermitteln. Machen Sie sich keine Sorgen, Neva. Gehen Sie zu Mike zurück und vergessen Sie das alles für den Moment. Ich werde mich darum kümmern. Wenn Sie morgen erst spät oder gar nicht kommen wollen, ist das in Ordnung. Wir können Sie anrufen, wenn wir Sie brauchen.«
Neva nickte und schenkte Diane ein schwaches Lächeln.
Diane sagte: »Ich werde David von der Belästigung erzählen müssen, da er einige Nachforschungen anstellen muss. Aber er wird das Ganze für sich behalten.«
Neva verzog das Gesicht. »David? Er zeichnet sich im Umgang mit Menschen nicht gerade durch … nun … besonderes Feingefühl aus. Ich meine …«
»Vielleicht nicht in seinen privaten Kontakten, aber ich kann Ihnen versichern, dass er im Rahmen einer Untersuchung mit einer Diskretion vorgehen kann, dass Sie nicht einmal seine Gegenwart bemerken … so etwa wie unsere Museumsschlange, die sich unseren Fangversuchen auch immer wieder entzieht.«
David und Feingefühl? Das schien Neva doch zu überraschen. »Okay«, sagte sie zögernd. »Danke … Vielen Dank … Das Ganze ist so unfair und ich habe mir lange den Kopf zerbrochen, was ich tun soll.« Sie stand da und schaute immer noch etwas unsicher drein. Diane nahm an, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie ihr Versprechen gebrochen hatte.
Als Neva gegangen war, war Diane plötzlich klar, dass sie zwei Dinge tun musste. Als Erstes rief sie Kendel an.
»Kendel, es gibt ein paar neue Entwicklungen. Ich möchte Sie ja nicht drängen, aber haben Sie sich schon Mikes Projektantrag angeschaut?«
»Neva brachte ihn heute früh vorbei. Ich habe ihn gelesen und er gefällt mir. Mike mag ich auch. Die von ihm entwickelte Ausstellungsabteilung ›Reise zum Mittelpunkt der Erde‹ ist wirklich großartig geworden. Und die Vorschläge in seinem Antrag sind innovativ und auf dem letzten Stand der Museumspädagogik. Meine Stimme hat er.«
»Okay, danke, Kendel. Setzen Sie sich bitte mit dem Buchhalter zusammen und arbeiten Sie einen Arbeitsvertrag aus, der gewährleistet, dass er Versicherungsschutz genießt und Nebenleistungen bekommt.«
Als Nächstes rief Diane David an und bat ihn, ins Osteologielabor zu kommen. Sie traf dort vor ihm ein. Während sie auf ihn wartete, öffnete sie die Schachtel, die das von allen Geweberesten befreite Skelett des Höhlentoten enthielt. Lynn Webbers neuer Laborgehilfe hatte den Schädel und alle Röhrenknochen in Luftpolsterfolie verpackt und alle Hand- und Fußknochen in kleine Extraschachteln gelegt. Auch die Wirbelknochen lagen in einer eigenen Box. Außerdem hatte er jede Rippe mit dünnem Papier umwickelt.
Diane überraschte dabei nicht so sehr sein penibler Umgang mit jedem einzelnen Knochen, sondern die Tatsache, dass er die Hand- und Fußknochen so separiert hatte, dass in den Schächtelchen jeweils nur »linke« oder »rechte« Knochen lagen. Das war nicht einfach, wenn man kein ausgesprochener Knochenfachmann war. Diane begann, die Knochen in die anatomisch korrekte Position zu legen. Aufgrund der sorgfältigen Vorarbeit durch Webbers Laboranten dauerte das nicht allzu lange.
Diane hörte, wie sich die Tür öffnete. »Schön eingepackt«, sagte David, als er sich dem
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