Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
oder?«
»Nein. Wir schauen wohl besser etwas genauer hin, wenn wir sie das nächste Mal besuchen. War’s das?«
»Das ist alles, was wir bisher wissen«, sagte Jin.
»Übrigens«, begann David, »Jin, Neva und ich fänden es gut, wenn es im Museum eine kleine Abteilung gäbe, in der unsere Tatortarbeit dargestellt würde. Etwa die Flaschenrekonstruktion, die wir nach dieser Barprügelei durchgeführt haben. Man könnte so etwas dann mit der Untersuchung von Tonscherben vergleichen, wie sie die Archäologen vornehmen.«
»Eine Kriminalabteilung in unserem Museum? Ihr macht Witze, oder?« Die Tabletten wirkten noch nicht, und die Schmerzen in ihrem Arm trieben sie fast zum Wahnsinn. Es war viel zu früh am Tag, um sich dermaßen schlecht zu fühlen. Sie trank noch einen Schluck Wasser.
»Überhaupt nicht, Boss«, sagte Jin. »Sie werden doch immer wieder dafür kritisiert, dass wir im Westflügel dieses ehrwürdigen Museums sitzen. Warum sollten wir den Leuten nicht zeigen, was wir hier tatsächlich tun? Es muss ja nicht gruselig sein.«
»Offen gesagt, habe ich darüber noch nie nachgedacht«, gab Diane zu. Sie hatte sich im Gegenteil immer bemüht, die beiden Sektionen absolut auseinanderzuhalten. Nur gelegentlich hatte sie für das Kriminallabor auf das Fachwissen ihrer Museumsmitarbeiter zurückgegriffen.
»Jin hat recht«, sagte David. »Die Leute würden die Spurenanalyse bestimmt sehr interessant finden, und sie wären dann vielleicht auch nicht mehr so dagegen, dass wir hier in diesem Gebäude arbeiten.«
»Ich denke darüber nach.«
»Wir könnten auch einige unserer harmloseren Datenbanken ins Internet stellen«, fügte David hinzu. »Natürlich nicht das Fingerabdruckidentifizierungssystem oder so etwas.«
»Eben einige von Davids Datenbanken, die wir nicht so häufig benutzen«, sagte Jin, »etwa die über Knöpfe oder Eisenbahnnägel. Federn wären auch eine gute Idee. Das ist überhaupt nicht gruselig – es lässt uns nur ein wenig verrückt erscheinen.«
»Wir können natürlich nur unsere eigenen Datenbanken auf diese Weise zugänglich machen«, meinte Diane, als plötzlich ein schwaches Klopfen zu hören war.
»Ja?«
Es war Neva. Sie nickte David und Jin zu, aber ihr unruhiger Blick ließ Diane aufmerken.
14
J in sprang auf und bot Neva seinen Stuhl an. »Ist Mike okay?«, fragte er.
Diane hielt den Atem an, als Neva antwortete.
»Es geht ihm gut.« Nevas Haare begannen aus der Spange zu rutschen, mit der sie sie hochgesteckt hatte. Sie strich sich die losen Locken hinter die Ohren. »Sie lassen ihn schon zeitweise aufstehen. Ich kam nur vorbei, um mich mal zu melden; ich fahre gleich nach Hause, esse etwas, dusche und ziehe mich um.« Neva glättete ihr zerknittertes Hemd mit den Händen, während sie sich auf den Stuhl setzte. »Ich bleibe über Nacht im Krankenhaus. Eigentlich braucht es das gar nicht, aber er möchte seine Eltern erst dann informieren, wenn es ihm besser geht, und ich glaube einfach, dass jemand bei ihm sein sollte.« Ihr Blick wanderte von David zu Jin, dann weiter zu Diane, als ob sie auf deren Erlaubnis wartete.
»Ich bin mir sicher, dass er das zu schätzen weiß«, sagte Diane. Nevas herabgezogene Mundwinkel und ihre gerunzelte Stirn ließen Diane vermuten, dass sie gerne noch etwas gesagt hätte, aber warten wollte, bis sie mit ihr allein war. Gleichzeitig wollte sie die anderen auch nicht zum Gehen auffordern. Davids und Jins Augen begegneten denen Dianes für den Bruchteil einer Sekunde, dann machten sich die beiden Männer auf zur Tür. Sie waren schon fast verschwunden, als sich Jin noch einmal umdrehte und Neva fragte, ob sie schon etwas von der Firma gehört habe, die die Moon Pies herstellte.
Neva verzog die Lippen zu einem kleinen Lächeln. »Sie stammen aus den vierziger Jahren. Sie haben mir eine Auflistung mit Bildern aller ihrer Verpackungen seit 1917 geschickt. Noch eine Datenbank für David.«
»Großartig«, rief Jin, »eine Moon-Pie-Datenbank. Die melde ich dann zum Wettbewerb um die am wenigsten genutzte Datenbank aller Zeiten an.«
David verdrehte die Augen und zog Jin mit sich aus dem Zimmer.
»Ist Mike wirklich in Ordnung? Sie sehen besorgt aus«, sagte Diane.
Neva nickte. »Sie haben ihn aufstehen lassen, und er lief einige Minuten im Zimmer herum. Er ist noch ganz steif, es tut ihm alles weh und er hat eine Mordswut auf den Typ, der Sie beide angegriffen hat. Aber die Krankenschwestern sagen, dass er große Fortschritte
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