Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
kündigen.«
»Tatsächlich?«, sagte Diane. Es machte ihr große Mühe, ihren Ärger zu verbergen. Trotzdem klang ihre Antwort in ihren Ohren etwas harsch. Allerdings schien Dr. Lymon es nicht bemerkt zu haben, da sie unverdrossen weiterredete.
»Er arbeitet nicht so hart, wie er sollte, und da gibt es andere, die diese Assistentenstelle wirklich brauchen und bereit sind, die nötige Arbeit zu erledigen.«
»Es überrascht mich, das zu hören. Ich habe von der Leiterin unserer geologischen Abteilung über Mike nur Gutes gehört.«
»Sie ist eine Frau, nicht wahr? Frauen mögen Mike im Allgemeinen.« Dr. Lymon schaute Diane von oben bis unten an.
Also bitte, etwas dezenter könntest du schon sein, dachte Diane, als sie sie leicht grimmig anlächelte. »Alle mögen Mike. Männer und Frauen. Ich habe positive Rückmeldungen über seine Arbeit nicht nur von dieser Abteilungsleiterin, sondern auch von den Ausstellungsplanern und anderen Mitarbeitern erhalten. Ich weiß ziemlich gut, wer in diesem Museum seine Arbeit erledigt und wer nicht. Seine Ausstellung ›Reise zum Mittelpunkt der Erde‹ könnte man sogar exemplarisch nennen.«
»Aber das Ganze ist doch nur Spielerei, oder? Keine richtige Geologie, und das ist sein Problem.«
»Es ist Bildungsarbeit und Forschung, die Art von Arbeit, die wir hier erledigen. Aber dies ist wohl nicht der Ort, um uns darüber zu streiten, ob die Forschung im Labor oder die Arbeit im Gelände wichtiger sind. Sie wollten mich wegen etwas sprechen?«
»Ja. Mir wurde die Leitung der Geologiefakultät übertragen.«
»Meinen Glückwunsch.« Diane fiel es immer schwerer, ihr Lächeln aufrechtzuerhalten.
»Ich werde einige Änderungen vornehmen. Die Beziehung unserer Fakultät zum Museum hat sich für uns leider nicht so ausgezahlt wie für Sie, weswegen ich sie im nächsten Jahr nicht mehr fortsetzen möchte.«
»Es tut mir leid, das zu hören.«
»Die Extra-Laborfläche ist natürlich schon ganz nett, andererseits kostet es viel Zeit, wenn man seine Arbeit zwischen zwei Laboratorien aufteilen muss. Und die Bürofläche hier ist doch schrecklich klein. Es tut mir leid, Ihnen Ungelegenheiten zu machen, aber es ist das Beste für die Geologiefakultät.«
»Ich verstehe Sie vollkommen. Sie machen mir keine Ungelegenheiten.«
»Ich wollte nur nicht, dass wir uns im Unfrieden trennen.«
Während des ganzen Gesprächs überlegte sich Diane, ob Annette Lymon der Typ Mensch sein könnte, der jemanden mit dem Messer niedersticht. Sie fand es seltsam, dass sie nicht einmal angesprochen hatte, dass Mike im Krankenhaus war. Vielleicht wusste sie das noch gar nicht, andererseits hatte diese Nachricht doch sicher inzwischen im ganzen Museum die Runde gemacht.
Dies war ein guter Zeitpunkt, um das Gespräch zu beenden; plötzlich waren auf dem Gang mehrere Stimmen zu hören, sie würden wohl bald Gesellschaft bekommen.
»Neulich hätten wir ihn fast erwischt.«
Diane erkannte die Stimme ihres Herpetologen Spence Mitchell. In diesem Augenblick bog er auch schon in Begleitung von Jonas Briggs, dem Archäologen, und der Zoologin Sylvia Mercer um die Ecke.
Mitchell blieb abrupt stehen und lächelte Diane unsicher an, während er nervös über seinen kahlen Schädel strich. Diane wusste, dass er eine Begegnung mit ihr möglichst vermied.
»Ich habe gerade Dr. Mercer und Dr. Briggs erzählt, dass wir unsere Schlange fast gefangen hätten.«
Wider besseres Wissen hatte Diane dem Herpetologen erlaubt, ein Terrarium mit lebenden Schlangen einzurichten, als das Museum im Jahr zuvor eröffnet wurde. Unglücklicherweise war eine von ihnen, eine Schwarze Rattennatter, entwischt, lebte seitdem in den Museumswänden und -schränken und zeigte sich nur noch zu den absolut ungelegensten Zeiten.
»Fast?«, fragte Diane zurück.
Er zuckte die Achseln, als ob er sagen wollte: Mehr als »fast« haben wir bisher noch nie geschafft.
»Ich verstehe nicht«, sagte Diane, »warum sie nicht nach draußen ins Freie geht.«
»Nun, hm, ich bin mir nicht sicher.« Er zeigte ihr sein strahlendstes Lächeln. »Aber ich wette, dass wir in unserem Museum keine Mäuse und Ratten haben.«
»Das ist ein schwacher Trost.« Während Diane mit dem Herpetologen sprach, konnte sie beobachten, wie Dr. Sylvia Mercer Dr. Lymon nicht aus den Augen ließ, die sich eine Dose Cola aus einem anderen Automaten holte und dann davoneilte.
Der Herpetologe nickte noch einmal Diane zu und zog sich dann zum Süßigkeitenautomaten
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