Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
wir weitgehend im Dunkeln, was die Geschehnisse anbelangt«, fügte Alex hinzu, nicht hundertprozentig überzeugt, dass Mike Fenton nicht doch irgendwie mit Radell Cain unter einer Decke steckte und sie nur in eine Falle zu locken versuchte. »Wahrscheinlich wissen Sie mehr als wir. Ich hoffe, Sie können uns bei dem Treffen darüber ins Bild setzen, was das Ganze eigentlich soll.«
»Wir bleiben in Verbindung«, antwortete Mike. »Halten Sie mich auf dem Laufenden, solange Sie unterwegs sind.«
»Werde ich. Dann erst einmal auf Wiederhören.«
»Auf Wiederhören.«
Alex ließ das Handy zuschnappen und sah hinüber zu Jax. »Was meinst du?«
»Ich weiß nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Das Gesetz der Neunen stammt aus meiner Welt. Es hat etwas mit dem Funktionieren der Dinge in meiner Welt zu tun. Ich begreife nicht, wieso hier jemand davon wissen könnte.«
»Mittlerweile hat es auch etwas mit meiner Welt zu tun«, erinnerte er sie. »Dann hältst du es also auch wieder für einen Hinterhalt?«
Den Mund nachdenklich verzogen überlegte sie einen Moment. »Ich weiß nicht, aber mir scheint der Mann die Wahrheit zu sagen.«
»Er könnte uns etwas vormachen. Ich hatte Dr. Hoffmann auch nie im Verdacht, für Cain zu arbeiten, auch nicht, dass die Krankenschwestern und Pfleger aus deiner Welt stammen könnten.«
»Ganz sicher weiß ich nur eins: Cain wäre nichts lieber, als dich in seine Gewalt zu bringen«, sagte sie. »Dazu dürfen wir es auf keinen Fall kommen lassen.«
»Was meinst du, sollen wir erst einmal davon ausgehen, dass Mike Fenton und die anderen auf unserer Seite stehen, aber darauf vorbereitet sein, dass er auf Cains Seite steht?«
»Uns bleibt wohl nichts anderes übrig.«
47
»Sieh doch«, sagte Jax und zeigte. »Hammond Street, zwei Meilen.«
Alex blickte kurz zu dem grünen Schild hinüber, das aus dem Dunst auftauchte, als sie auf ihrem Weg in den Norden daran vorüberfuhren. Es war später Nachmittag, und infolge der nahenden Stoßzeit wurde der Verkehr zunehmend dichter.
Mit einem Blick über seine Schulter vergewisserte er sich, dass die Straße frei war, und schwenkte hinüber auf die rechte Spur. Kurz zuvor hatte er eine Frau in einem Kleinwagen überholt, der die Witterungsbedingungen sichtlich arg zu schaffen machten. Es war ärgerlich, keinen Rückspiegel zu haben, doch schon der Gedanke an das erbitterte Handgemenge mit dem Mann aus Jax’ Welt, der unversehens auf der Rückbank des Cherokee aufgetaucht war, ließ ihn den Ärger augenblicklich verwinden. Alex sah, dass die gerade überholte Frau das Steuer krampfhaft umklammert
hielt, starr nach vorn schaute und – so voller Angst vor möglichen Gefahren, dass sie selbst zu einer Gefahr geworden war – im Alleingang ein Verkehrschaos verursacht hatte.
Jax wies nach vorn. »Hammond Street, eine Meile.«
Im Zuge der endlos langen Autofahrt hatte sich Jax zu einer ausgezeichneten Navigatorin entwickelt. Schon nach kurzer Zeit hatte sie ihr Unbehagen über die auf der Autobahn üblichen Geschwindigkeiten abgelegt und war jetzt ein alter Hase.
Sie war gut im Kartenlesen und dank ihrer guten Augen versiert im Erkennen entfernter Hinweisschilder jener Autobahnen, die sie auf ihrem Weg nach Osten und anschließend nach Norden hatten nehmen müssen. Zudem hielt sie die Augen offen nach Fahrzeugen – oder Lieferwagen einer Piratenklempnerfirma -, die sie womöglich verfolgten. Mehrfach waren sie abgebogen und hatten Umwege in Kauf genommen, nur um sicherzugehen, dass ein längere Zeit hinter ihnen fahrendes Auto sich nicht in Wahrheit an ihre Fersen gehaftet hatte.
Immer wieder zeigte sich Jax erstaunt über die Größe der Städte, die sie passierten, konnte sie nicht genug bekommen von den Sehenswürdigkeiten und der sich ständig verändernden Landschaft. Sie war eine Reisende in einem für sie fremden Land. Ihr kindliches Staunen ließ ihn immer wieder schmunzeln.
Die Nacht über hatten sie gerade lange genug Halt gemacht, um genug Schlaf zu bekommen, dass sie weiterfahren konnten. Noch immer hatten sie mit den Nachwirkungen der Drogen zu kämpfen. Vor allem Jax benötigte dringend Ruhe, um sich von ihrer Tortur zu erholen. Angesichts des Wesens ihrer Verfolger war ihnen klar, dass sie auf der Hut bleiben mussten, zudem war es ermüdend, ständig nach allem Ausschau halten zu müssen, das verdächtig aussah.
Alex hatte sie überreden können, sich mit einer Decke zugedeckt
auf die Rückbank zu legen und während der
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