Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
eines Bettes im anderen Zimmer zu erkennen.
Die neun in einem Grüppchen in der Zimmermitte beieinanderstehenden Personen strahlten über das ganze Gesicht. Sie sahen aus wie Kirchgänger in Erwartung einer Audienz beim Papst.
»Ich bin Mike Fenton«, begrüßte sie ein eher dürrer Mann, trat vor und streckte ihnen die Hand entgegen.
Er war kleiner als Jax, neigte zur Kahlheit und trug Jeans, die, da frisch aus dem Regal, Falten aufwiesen. Sein grau-blau gestreiftes, langärmeliges Hemd schien ebenfalls frisch aus der Packung zu kommen. Er strahlte von einem Ohr zum anderen.
Alex schüttelte ihm die Hand. »Alex. Wie schön, Sie endlich persönlich kennen zu lernen.«
Ohne Alex’ Hand loszulassen, wies Mike mit einer ausladenden Bewegung seines freien Arms auf die anderen Anwesenden im Zimmer. »Wir alle sind so erleichtert, dass Sie sicher angekommen sind. Und Sie müssen Jax sein.«
»Bin ich«, antwortete sie und schüttelte ihm die Hand. Voller Respekt hielt er ihre Hand und sah ihr dabei in die Augen, so als wollte er eine Außerirdische von einem anderen Planeten in dieser Welt willkommen heißen. Was, vermutete Alex, genau der Fall war.
Er war so sehr mit der Begutachtung der anderen beschäftigt, als Mike sie vorstellte, dass er sicher war, sich ihre Namen nicht merken zu können. Wie ein Pirat sah keiner von ihnen aus. Alle trugen nagelneue Sachen, die mehr oder weniger ausnahmslos noch die Falten neuer Kleidung aufwiesen. Offenbar hatten sie seine Anweisungen befolgt und waren weder nach Hause gegangen, noch hatten sie einen anderen bekannten Ort aufgesucht.
Mike wies auf den im Hintergrund stehenden Tisch, auf dem Papiere lagen, säuberlich ausgebreitet. »Wie wär’s, wenn wir erst einmal das Geschäftliche erledigen, die Überschreibung des Landes regeln, damit alles unter Dach und Fach und rechtsgültig ist?«
»Ist mir nur recht«, meinte Alex.
»Haben Sie die Anwaltsgebühr dabei?«
Alex zog einen Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke und reichte ihn Mike.
»Es sind genau zehntausend.«
Er öffnete den Umschlag und zählte drei Hundert-Dollar-Noten ab, dann wühlte er in seiner Tasche und förderte einen Zwanziger und einen Fünfer zutage, die er Alex ebenfalls zurückgab.
»Bitte. Voll einbezahlt.«
Alex faltete die Scheine und schob sie in eine Tasche. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dass ich nachfrage, was hat es eigentlich auf sich mit dieser Gebührengeschichte?«
Alle lachten etwas verlegen.
»Nun, das ist etwas schwierig zu erklären, zumal es sehr viel wichtigere Dinge abzuklären gilt, aber kurz gesagt hat es etwas mit den dieses Land und seine urkundliche Übertragung betreffenden Traditionen zu tun. Am einfachsten lässt es sich mit dem Prinzip ›Wert und Gegenwert‹ erläutern. Vereinbarungen, die das Eigentumsrecht betreffen, unterliegen gewissen Gepflogenheiten, die, obwohl sie in Zeiten wie diesen ein wenig seltsam erscheinen mögen, gleichwohl einen ernsten Zweck verfolgen und buchstabengetreu befolgt werden müssen. Und eine dieser Vereinbarungen besagt eben, dass Dienstleistungen bezahlt werden müssen.«
In gewisser Weise war Alex mehr als froh, das Geld zu verwenden, das Sedrick Vendis für den Ankauf seiner Bilder bezahlt hatte, nur um sie besudeln zu können. Es schien eine Art ironischer Gerechtigkeit, mit ebendiesem Geld die Anwaltskosten zu begleichen und so in den Besitz des Landes zu gelangen, das Vendis und Cain so unbedingt in ihren Besitz bringen wollten.
»Aber da die Frage der Gebühr nun ausgeräumt ist«, sagte Mike, »können wir fortfahren.«
Auf sein Drängen hin nahm Alex vor einem Stoß Papiere und Aktenmappen Platz. Jax stand hinter ihm, mit dem Rücken zur Wand. Mike setzte sich neben ihn, während sich die anderen um sie scharten, um zuzusehen. Das Ganze vermittelte den Eindruck eines feierlichen Zeremoniells.
Der Anwalt schlug die oberste Mappe auf. »Diese Papiere müssen alle an der von mir mit roten Aufklebern markierten Stelle unterzeichnet werden.«
Alex beäugte den mehrere Zentimeter dicken Stoß. »Sollte ich sie nicht alle durchlesen?«
»Das können Sie gerne tun, und als Anwalt muss ich Ihnen sogar dazu raten, gleichwohl kann ich Ihnen versichern, dass ich alles persönlich durchgegangen bin und alles in Ordnung ist. Sollten Sie an irgendeiner Stelle Verständnisschwierigkeiten haben, wäre es mir eine Freude, diese für Sie auszuräumen.«
Alex nahm den Stift zur Hand und überflog die erste und die zweite
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