Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
dünn. »Weil ich womöglich die Einzige bin, die dich davor bewahren kann, dass jemand dir das Genick bricht.«
»Wer sollte so etwas tun?«
Mit einem Nicken wies sie auf die zusammengerollten Bilder hinter ihm auf der Sitzbank. »Dieselben Leute, die das deinen Bildern angetan haben.«
Auf seiner Stirn zuckte es. »Woher wissen Sie davon?«
Sie senkte den Blick auf ihre gefalteten Hände. »Wir haben ihn zufällig dabei beobachtet.«
»›Wir‹? Was wollen Sie damit sagen, wir haben ihn dabei beobachtet?«
»Wir hatten gerade versucht, durch den Spiegel in Mr. Martins Galerie zu sehen. Wir waren auf der Suche nach dir.«
»Und wo waren Sie, als Sie ›durch den Spiegel‹ geschaut haben?«
»Bitte, Alex, würdest du einfach zuhören? Ich habe keine Zeit, hunderte komplizierte Einzelheiten zu erklären. Bitte.«
Alex atmete tief durch und gab sich geschlagen. »Also gut.«
»Ich weiß, was ich dir erzähle, klingt vielleicht unglaubhaft, aber ich schwöre, ich sage die Wahrheit. Verschließe dich nicht vor Dingen, die dein Begriffsvermögen im Augenblick noch übersteigen. Manchmal machen Menschen Erfindungen oder Entdeckungen, die ihr Wissen erweitern, so dass sie Dinge als
möglich akzeptieren, die sie tags zuvor noch für unmöglich gehalten haben. Dies ist so ein Fall.«
»Sie meinen, so wie die Menschen früher dachten, niemand könne jemals ein winziges Telefon mit sich herumtragen, ohne dass es über Drähte irgendwo angeschlossen sein müsste?«
Der Vergleich schien sie ein wenig zu verwirren. »Vermutlich, ja.« Sie kam zum eigentlichen Thema zurück. »Ich hoffe, dir die tatsächliche Situation eines Tages besser verständlich machen zu können. Aber im Augenblick versuche, aufgeschlossen zu bleiben.«
Alex drehte den Stiel des Wasserglases langsam zwischen Daumen und Zeigefinger. Dabei beobachtete er, wie das Eis beim Drehen des Glases an seinem Platz verharrte. »Also, Sie waren gerade dabei zu erzählen, dass Sie mich gesucht hätten.«
Jax nickte. »Ich wusste, dass du in einer Beziehung zur Galerie standest. Daher wusste ich auch, wo du heute sein würdest. Ich musste mich beeilen, um dich abzufangen, weshalb wir uns auch nicht richtig vorbereiten konnten. Infolgedessen ist meine Zeit hier sehr begrenzt.«
Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Ihn beschlich zunehmend das Gefühl, zum Narren gehalten zu werden. »Sie könnten glatt bei meiner Mutter einziehen.«
»Du hältst das hier für einen Scherz?« Sie bedachte ihn mit einem glutvollen, durchdringenden Blick. »Du hast keine Ahnung, wie schwer mir das alles fällt, keine Ahnung, was ich durchgemacht habe – wie riskant es für mich war hierherzukommen.«
Die Kiefermuskeln angespannt schluckte sie und versuchte, ihre Stimme in den Griff zu bekommen. »Dies ist kein Spaß, Alex. Du hast keine Ahnung, wie verloren und einsam ich mich hier fühle, welche Ängste mich verfolgen.«
»Tut mir leid, Jax.« Der leidvolle Ausdruck ihrer Augen ließ ihn den Blick abwenden und einen Schluck Wasser trinken. »Aber Sie sind nicht allein. Nun sagen Sie schon, was wird hier gespielt?«
Sie atmete erleichtert aus. »Ich werde mein Bestes geben. Aber du musst begreifen, dass ich dir erst einmal nicht alles erzählen kann. Nicht nur, weil mir im Augenblick die Zeit dafür fehlt, sondern auch, weil du noch nicht bereit dafür bist. Schlimmer, in vielen Dingen tappen wir selbst noch im Dunkeln.«
»Wer verbirgt sich hinter diesem ›wir‹, von dem Sie ständig sprechen?«
Sie wurde zurückhaltend. »Freunde von mir.«
»Freunde.«
Sie nickte. »Wir arbeiten schon seit vielen Jahren daran und sind bemüht, es zumindest teilweise zu ergründen. Diese Leute haben mir geholfen hierherzugelangen.«
»Hierher? Von wo?«
Sie sah fort und erwiderte schlicht: »Von dort, wo ich lebe.«
Ihre ausweichende Antwort gefiel Alex nicht. Trotzdem entschied er, dass es nicht schaden konnte, erst einmal nicht näher darauf einzugehen.
»Reden Sie weiter.«
»Schließlich waren wir so weit, dass wir dachten, es würde funktionieren, also haben wir trotz des Risikos einen Versuch unternommen. Allerdings wissen wir noch nicht, was wir tun müssen, damit es zuverlässig funktioniert. Im Gegensatz zu den anderen.«
»Sie meinen, wie es funktioniert, von dort, wo Sie leben, hierherzukommen, wo ich lebe?«
»Richtig.«
»Was wäre passiert, wenn Ihnen ein Fehler unterlaufen wäre, wenn es nicht ›funktioniert‹ hätte?«
Für einen Moment sah sie ihm
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