Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
solche Menschen
auch, die behaupten, Freiheit sei nicht länger praktikabel und müsse um eines größeren Allgemeinwohls willen aufgegeben werden.«
»Fürchte sie«, hauchte Jax. »Sie sind der Kern allen Übels. Sie dulden die Tyrannei, rechtfertigen sie, machen an sie Zugeständnisse und bringen dadurch immer nur Barbarei und Tod über uns andere.«
Eine Zeitlang lauschte Alex auf den Regen, der auf das Dach trommelte. Etwas an ihrer kraftvollen Stimme, ihrer zornerfüllten entschlossenen Leidenschaft, bestärkte ihn in seinem Eindruck, dass dies keine gewöhnliche Frau war. Diese Frau wusste, wovon sie sprach.
Diese Frau war niemandes Parteigänger – sie war eine Anführerin.
»Wenn dieser Sedrick Vendis Cains rechte Hand ist und selbst ein wichtiger Mann, wieso sollte er dann diese Welt aufsuchen und meine Bilder kaufen, nur um sie zu beschmieren?«
Für einen Augenblick hing Jax düsteren Gedanken nach. »Das weiß ich nicht«, meinte sie schließlich. »Im ersten Moment fand ich es ziemlich merkwürdig, um es vorsichtig auszudrücken.«
Schließlich fragte er: »Dann glauben Sie also wirklich, dass dieser Cain etwas von mir will?«
Sie hob abermals den Blick und sah ihm fest in die Augen. »Das Gesetz der Neunen besagt, dass du in dieser Geschichte eine zentrale Rolle spielst.«
Er hielt ihrem durchdringenden Blick stand. »Bethany hat behauptet, Sie seien eine Meuchelmörderin und wollten mich umbringen.«
23
Jax scheute nicht davor zurück, die Frage zu beantworten. »Wenn ich gekommen bin, um dich umzubringen, wieso bist du dann nicht längst tot?«
Ihre ausweichende Antwort gefiel Alex nicht. Er wählte seine Worte mit Bedacht, blieb dabei aber ernst und geradeaus. »Vorhin, im Haus, sagten Sie, wenn ich Sie begleiten würde, müssten Sie sich auf mich verlassen können. Das Gleiche gilt auch umgekehrt, Jax. Ich denke, Sie sind mir die Wahrheit schuldig.«
»Jetzt sprichst du wie ein Rahl.«
Seine Stimme bekam einen gereizten Unterton. »Ich bin ein Rahl.«
Sie stieß einen langen, tiefen Seufzer aus und wandte erneut den Blick von seinen Augen ab.
»Die Wahrheit ist, ich bin tatsächlich in der Annahme hergekommen, dass es letztendlich nötig sein würde, dich zu töten.«
Er war überrascht, dass sie es so freimütig zugab.
»Aber Sie sagten doch, ich sei der, der in Ihrer Prophezeiung erwähnt wird …«
»Es ist nicht meine Prophezeiung. Es handelt sich um eine sehr alte Kernprophezeiung, die in gewissen Kreisen bestens bekannt ist.«
»Also, wenn ich derjenige bin, auf den sich die Prophezeiung bezieht, warum in aller Welt sollten Sie mich dann umbringen wollen? Und wieso bin ich nicht längst tot?«
»Du bist nicht tot, weil ich entschieden habe, dich am Leben zu lassen.«
Alex beschloss, ihre Erklärung abzuwarten. Sie zupfte eine Weile an einem losen Deckenfaden, ehe sie sich dazu durchrang.
»In der Prophezeiung heißt es, ›Eines Tages wird jemand, der nicht von dieser Welt ist, diese retten müssen‹. Weiter steht dort nichts.
Solche knappen Prophezeiungen sind häufig die unangenehmsten und gefährlichsten, denn obwohl sie einfach klingen, kann man nicht davon ausgehen, dass sie es auch sind.
Wegen ihrer offenkundigen Bedeutung hat man sie einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Trotzdem bleibt sie eines der großen ungelösten Rätsel, an denen die Experten verzweifeln. Sie ist von Beginn an mit der Familie Rahl in Verbindung gebracht worden.
Mindestens ebenso lange gilt es in gewissen Kreisen als gesichert, dass es Angehörige des Geschlechtes Rahl in dieser Welt gibt, die …«
»Wie kann es sowohl in Ihrer als in meiner Welt Angehörige der Familie Rahl geben? Die beiden Welten verbindet nichts. Es sind unterschiedliche Orte, die womöglich nicht einmal demselben Universum, derselben Dimension angehören. Wie ist es da möglich, dass es ein und dieselbe Abstammungslinie in beiden Welten gibt?«
Ein unvergänglicher Ausdruck von Autorität, oder vielleicht Weisheit, zeigte sich in ihren Augen. »Weil deine Vorfahren und die einer großen Zahl anderer Menschen hier ursprünglich in meiner Welt gelebt haben.«
Alex starrte sie an. Er war nicht einmal sicher, ob er sie richtig verstanden hatte.
»Das kann nicht sein.«
Ihre ernste Miene war unerschütterlich.
»Die Vorfahren gewisser Personen hier haben einst in meiner Welt gelebt. Diese Welt ist aus meiner entstanden, oder zumindest sind einige der hier lebenden Menschen dort geboren.«
Er hatte einige
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