Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
Wann ist denn der große Tag?«, wandte sie sich an Jax.
»Sobald wir die Einzelheiten geklärt haben.«
Alex war erleichtert, dass Jax die Frage so elegant abgebogen hatte.
Auf dem Weg zum Aufzug beugte sich Alex zu ihr. »Dieser Trick von dir, die Wahrheit zu erzählen, funktioniert ziemlich gut.«
Ihr privater Scherz bewog sie, ihn anzulächeln. Ihm fiel auf, dass ihr Lächeln dabei vollkommen anders war als bei allen anderen. Es hatte etwas ganz Besonderes, etwas, das ihm sehr gefiel.
Als die grüne Metalltür des Aufzugs aufging, trat Alex mit einem Schritt hinein. Jax wich erschrocken zurück und packte seinen Arm, so dass er stehen bleiben musste.
»Was ist das?«, wollte sie wissen.
Bevor irgendjemand ihr Zögern bemerkte, fasste er sie an der Hüfte und schob sie sachte hinein. »Das ist ein Aufzug. Er bringt uns nach oben in die neunte Etage, wo meine Mutter untergebracht ist.«
Sie drehte sich wie er herum, so dass sie mit dem Gesicht zur
Tür stand, als diese zuglitt. »In einer Metallkiste eingesperrt zu sein gefällt mir nicht.«
»Das kann ich dir nicht verdenken, aber es ist völlig in Ordnung, wirklich. Es ist nur ein Apparat, der rauf- und runterfährt, das ist alles.«
»Gibt es keine Treppe?«
»Es gibt eine Feuertreppe an der Außenwand des Gebäudes, aber die darf nur im Notfall benutzt werden. Das normale Treppenhaus ist abgeschlossen, damit man kontrollieren kann, wer den neunten Stock betritt.«
Bei jedem Schlagen und Klappern des Aufzugs während des Aufstiegs im Gebäude verkrampfte sich Jax. Sie schien sich erst wieder zu entspannen, als er ruckelnd hielt und die Türen aufgingen.
Beim Hinaustreten ließ sie ihren Blick über die Schwesternstation schweifen, nahm alles in sich auf und registrierte die Position jeder einzelnen hinter dem Empfangstresen arbeitenden Person. Zu sehen waren drei Schwestern und ein Pfleger sowie eine Frau am Computer. Weiter hinten im Flur konnte Alex einen Krankenwärter sehen, der einen Wischmopp mit Eimer aus einer Abstellkammer holte. Bestimmt wollte Jax mit ihrem Verhalten auch sicherstellen, dass sie niemanden wiedererkannte.
Am hohen Tresen der Schwesternstation unterschrieb Alex mit seinem Namen und trug die Uhrzeit ein. Viele Besucher gab es nicht im neunten Stock. Er entdeckte seine Unterschrift von früheren Besuchen nur wenige Stellen weiter oben auf dem Blatt. Hastig schob er das Klemmbrett hinüber und machte Jax ein Zeichen, an den Tresen zu treten.
»Du musst hier unterschreiben und die Uhrzeit eintragen«, erklärte er leise. »Unterschreib mit deinem Namen auf der Linie unter meinem und setz dieselbe Uhrzeit hinzu.«
Alex beobachtete sie beim Unterschreiben. Bislang kannte er ihren Familiennamen nicht. Als sie fertig war, schob er das Klemmbrett zurück über den Tresen zu einer der diensthabenden Schwestern. Der kräftige Krankenwärter mit dem krummen Rücken sah sie durch das große Fenster der Medikamentenausgabe und kam heraus, um sie zu begrüßen.
»Wen haben wir denn hier, Alex?« Als er Jax musterte, ging ein ebenso seltenes wie strahlendes Grinsen über Henrys Gesicht.
»Henry, das ist Jax, meine Verlobte. Jax, das ist Henry.«
Anders als die meisten Menschen, ließ sie sich von der Größe des Mannes nicht beeindrucken. »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Henry.«
Es schmeichelte ihm sichtlich, seinen Namen aus ihrem Mund zu hören. »Ich hatte schon angefangen, mir Sorgen zu machen, Alex, aber jetzt sehe ich, dass Sie nur gewartet haben, bis Ihnen die Richtige über den Weg läuft.«
»Da haben Sie allerdings recht«, erwiderte Alex. Da er auf keinen Fall in eine Plauderei darüber, wie sie sich kennen gelernt hätten, verwickelt werden wollte, wechselte er das Thema. »Wie geht es meiner Mutter?«
Henry zuckte mit den Achseln. »Wie immer. Aber wenigstens hat sie in letzter Zeit keinen Krawall geschlagen.«
»Gut.« Alex folgte Henry zu der massiven Eichentür, die in den Frauenflügel führte.
Als Jax sich umschaute, bemerkte sie einen Mann – einen Patienten -, der sie durch das kleine Fenster in der Tür zum Männerflügel beobachtete. Sie drehte sich wieder herum und sah zu, wie der Krankenwärter seine mit einer Kabelspule an seinem Gürtel befestigten Schlüssel hervorholte und die Tür aufschloss. Er beugte sich vor und warf kurz einen Blick durch das kleine Fenster, ehe er die schwere Tür aufzog.
»Bei meinem letzten Rundgang hat Ihre Mutter auf der verglasten Veranda gesessen. Also dann, ich
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