Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
dich verstecken. Wieso bist du hier? Du solltest dich verstecken.«
»Ich weiß, Mom. Du hast ja recht. Aber vorher musste ich hierherkommen.«
»Du solltest dich vor ihnen verstecken.«
Alex nahm Jax sachte am Ellbogen und schob sie nach vorn. Er merkte, dass er Schmetterlinge im Bauch hatte, weil er wollte, dass seine Mutter Jax mochte.
»Hör zu, Mom. Ich möchte dir meine Freundin vorstellen. Das ist Jax. Jax, das ist Helen Rahl.«
Jax reichte ihr die Hand. »Ich freue mich wirklich sehr, Sie kennen zu lernen, Mrs. Rahl«, sagte sie mit einem herzlichen Lächeln. »Jetzt weiß ich endlich, woher Alex seine durchdringenden grauen Augen hat.«
Für einen Augenblick starrte seine Mutter auf die Hand, dann ergriff sie sie und legte ihre andere Hand in einer etwas weniger förmlichen Geste darüber.
»Sie sind also Alex’ Freundin?«, fragte sie, ohne Jax’ Hand loszulassen.
»Bin ich. Wir sind gut befreundet.«
» Wie gut?«
Jax musste lächeln. Es war ein breites, aufrichtiges Lächeln. »Ich mag Alex sehr, Mrs. Rahl. Das ist die Wahrheit.«
»Jax ist so ziemlich die beste Freundin, die man sich wünschen kann«, warf Alex ein.
Seine Mutter betrachtete ihn einen Moment. »Du solltest dich verstecken.« Sie zog Jax näher zu sich heran. »Und Sie auch.«
»Ich denke, das ist ein ziemlich kluger Rat«, erwiderte Jax. »Sobald wir ein wenig mit Ihnen gesprochen haben, werde ich Alex dabei helfen.«
Seine Mutter nickte. »Gut. Ihr müsst euch beide verstecken.«
Alex sah sich nach den anderen Frauen auf der verglasten Veranda um. Die meisten interessierten sich mehr für die Besucher als für den Fernsehapparat.
»Mom«, sagte Alex und nahm ihren Arm, »wir müssen wirklich mit dir sprechen. Was hältst du davon, wenn wir auf dein Zimmer gehen?«
Ohne zu protestieren ließ sie sich von Alex und Jax bei den Händen fassen und von der strahlend hellen Glasveranda auf den Flur hinausgeleiten. Die meisten Frauen auf der anderen Zimmerseite schauten ihnen nach. Zu Alex’ Erleichterung sah
sich die ältere Zimmergenossin seiner Mutter, Agnes, die Seifenoper im Fernsehen an und verzichtete darauf, ihnen hinterherzulaufen.
Bevor sie durch die Tür in das Zimmer seiner Mutter traten, schaute Jax beiläufig zu beiden Seiten in den Flur, um zu sehen, ob sie womöglich jemand beim Hineingehen beobachtete. Am anderen Ende des Flurs war eine Schwester, unterstützt von einem Krankenwärter, damit beschäftigt, ein Tablett mit Medikamenten auf die Glasveranda zu tragen. Aus der anderen Richtung kamen zwei Pfleger den Flur entlang, die ihr im Vorbeigehen zulächelten.
Alex führte seine Mutter zu einem an der Wand unter dem Fenster stehenden Ledersessel. Das nahezu undurchsichtige Glas ließ nur mattes Streulicht herein. Er und Jax setzten sich ihr gegenüber auf die Bettkante.
Ehe sie ihr eine Frage stellen konnten, erhob sich seine Mutter wieder aus dem Sessel, schlurfte zu einer kleinen Garderobe hinüber und zog nach kurzem Suchen einen Schal von der Ablage. Als sie ihn über das an der Wand verschraubte Quadrat aus poliertem Metall drapierte, das als Spiegel diente, sah Jax ihn kurz aus den Augenwinkeln an. Er wusste, was sie dachte.
»Sie sehen mich an«, murmelte seine Mutter auf dem Rückweg.
»Das wissen wir«, meinte Jax. »Ich bin froh, weil Sie wissen, dass Sie Ihren Spiegel verhängen müssen.«
Seine Mutter hielt inne und musterte Jax. »Das wissen Sie?«
Jax nickte. »Auf die gleiche Weise haben diese Leute auch Alex beobachtet. Deswegen sind wir hier. Wir wollen sie daran hindern, dass sie Sie und Alex kontrollieren.«
Zwischen dem Bett und dem an der Wand stehenden Sessel gab es nicht gerade viel Platz, daher legte sie Jax im Vorübergehen eine Hand auf das Knie, um sich abzustützen.
Dann blieb sie stehen und strich mit ihrer mageren Hand über Jax’ lockiges, blondes Haar. »Sie haben so schönes, langes Haar.«
»Vielen Dank«, sagte Jax. »Sie aber auch.«
Beim Hinsetzen strich sich Alex’ Mutter über ihr eigenes Haar. »Ich bürste es, damit es schön bleibt. Ich lasse nicht zu, dass sie es abschneiden.«
»Meins würde ich mir auch von niemandem abschneiden lassen«, meinte Jax.
Die Zufriedenheit über Jax’ Antwort rief ein schmales Lächeln auf ihre dünnen Lippen. »Gut.« Sie richtete ihren Blick auf Alex, als hätte sie seine Anwesenheit bereits vergessen. »Alex, warum versteckst du dich nicht, wie ich es dir gesagt habe?«
»Mom, wir müssen etwas über diese Leute
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