Das Gesetz der Vampire
rötlich auf, und Hank Willowby wich unwillkürlich zurück. Wo er als Mensch nur nebulöse Schatten wahrnehmen konnte, sah Sam allerdings in aller Deutlichkeit, wozu ihr Zauber die Substanz gezwungen hatte, nämlich ihr Geheimnis zu offenbaren.
» Kallas Blut!«, fluchte sie, und Willowby hatte sie noch nie so fassungslos erlebt.
Ihr Handy klingelte. Sie riss es aus der Tasche und drückte den Empfangsknopf.
»Sam! Hilfe!«
Sie zögerte keine Sekunde. Instinktiv fühlte sie, wo sich Ashton gerade befand und sprang durch die Dimensionen direkt zu ihm. Sie landete inmitten eines Haufens von Vampiren, die offensichtlich im Sterben lagen, und ihre magischen Sinne zeigten ihr, dass das Teufelszeug in Willowbys Labor dafür verantwortlich war. Lediglich Ashton blieb davon verschont, was sie nicht im geringsten wunderte. Mit einem Zauber ließ sie die Reste des Giftes verschwinden. Gleichzeitig setzte sie ihre Heilkräfte ein und versuchte, die Vergiftung der fünf sterbenden Vampire zu heilen.
Ashton konnte nur hilflos zusehen und hoffen, dass es nicht schon zu spät war.
Die Tür der Halle wurde aufgerissen, und Winston Shepherd stürmte mit acht weiteren bis an die Zähne bewaffneten Jägern herein. Ashton brauchte keine Fantasie, um sich auszumalen, wie die Szene auf sie wirken musste: Vampire, die neben Menschen am Boden hockten oder lagen, die von Vampiren getötet worden waren. Niemand würde Shepherd noch davon überzeugen können, dass nicht diese Vampire für ihren Tod verantwortlich waren. Wer immer die Falle aufgebaut hatte – Phelps, keine Frage –, hatte an alles gedacht.
Shepherd hob unverzüglich die Armbrust und legte ebenso wie die anderen Jäger auf Ashton an.
Er stellte sich mit ausgebreiteten Armen schützend vor Sam und die Vampire. »Nein!«, rief er verzweifelt, wohl wissend, dass es zwecklos sein würde. »Wir sind unschuldig!«
»Und ich bin der Papst«, konterte Shepherd ungerührt und drückte ab.
Ashton sah den Tod kommen und wich ihm dennoch nicht aus. Sam stand direkt hinter ihm, und sie war Stevies und der anderen einzige Chance zu überleben. Wenn er auswich, würde der Pfeil die Dämonin treffen und möglicherweise töten. Das konnte er nicht zulassen. Vielleicht zögerte sein Opfer das Ende der anderen dennoch nur um wenige Sekunden hinaus; vielleicht aber waren es gerade diese Sekunden, die Sam brauchte, um die Vampire zu heilen, damit sie wieder in der Lage waren, sich selbst zu schützen. Deshalb blieb Ashton stehen und erwartete den Tod.
Nur eine Handbreit von seinem Herzen entfernt ging der Pfeil in Flammen auf, ebenso wie die Armbrüste der Jäger, die sie aufschreiend fallen ließen und ihre brennenden Hände zu löschen versuchten, indem sie die Flammen unter ihren Achseln erstickten. Ashton wandte sich wieder Stevie zu, die immer noch reglos am Boden lag und vertraute darauf, dass Sam sie und die anderen mit ihrer Magie vor weiteren Angriffen der Jäger schützen würde.
Er nahm die Vampirin in die Arme und wünschte sich eine Methode, um ihr seine Lebenskraft geben zu können. So konnte er nichts weiter tun als sie zu halten und um ihr Leben zu beten. Er spürte ihren Herzschlag schwach und flatternd und wusste, dass sie es nicht schaffen würde, weil das Gift ihrem Körper bereits zuviel Kraft geraubt und vielleicht auch lebenswichtige Organe zerstört hatte.
»Nahrung! Sie brauchen Nahrung!«
Er hatte zwar keine Ahnung, ob und wie Sam das bewerkstelligen könnte, doch sein Vertrauen in die Dämonin war in diesem Moment beinahe grenzenlos. Er biss sich die Pulsader am Handgelenk auf und ließ sein eigenes Blut in Stevies Mund laufen. »Komm schon, Stevie, komm! Du schaffst es!«, ermutigte er sie, obwohl er sich nicht sicher war, dass sie ihn überhaupt hörte.
Wenige Augenblicke später schlossen sich ihre Lippen um die Wunden in seinem Arm, und sie saugte sein Blut in sich auf, während er von einer wahren Welle süßer Lust überflutet wurde – die höchst angenehme Nebenwirkung von Stevies Nahrungsaufnahme. Ashton schloss erleichtert die Augen, ließ sie gewähren und genoss es wahrscheinlich mehr als sie. Er wusste, dass sie aufhören würde, bevor sie ihm zu viel abzapfte. Allerdings war ihm selbst das im Moment vollkommen egal, solange Stevie nur am Leben blieb.
Er warf einen Blick zu den Jägern hinüber, die mit schmerzverzerrten Gesichtern ihre verbrannten Hände von sich gestreckt hielten wie Fremdkörper. Sam hockte jetzt auf Knien zwischen Gwynal
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