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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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Richmond. Mit dem akkuraten Orientierungssinn, der jedem Dämon angeboren war, konnte sie an jedes Ziel gelangen, selbst wenn sie nie zuvor an dem betreffenden Ort gewesen war.
    Sie landete mitten in Phelps’ feudal eingerichtetem Wohnzimmer. Das Haus war dunkel und offenbar verlassen. Ihre Nachtsichtigkeit, die der eines Vampirs in nichts nachstand, zeigte ihr jedes Detail im Raum, den Phelps in seiner Eigenschaft als Präfekt der Richmond-Kolonie wohl auch als Audienzsaal benutzte. An einer Wand stand ein riesiger geschnitzter Sessel auf einem Podest, der eine frappierende Ähnlichkeit mit einem Thron besaß. Darüber hing ein Wappen in Rot und Gold, das einen aufgerichteten Bären mit einer Krone auf dem Kopf darstellte, der ein Schwert in der Pranke hielt.
    Hinter dem Thron nahm Sam einen Geruch wahr, der normalerweise in kein Haus gehörte, erst recht nicht, wenn ein Vampir darin residierte. Zwar besaß sie nicht den hypersensiblen Geruchssinn eines Vampirs, aber er war scharf genug, um diesen Geruch als die unverkennbare Ausdünstung eines Ghouls zu erkennen – nein, mehrerer. Und wo Ghouls sich aufhielten, gab es auch Leichen, von denen sie sich ernährten.
    Sie kamen lautlos und verblüffend schnell hinter dem Thron hervor und stürzten sich ohne Vorwarnung auf die Dämonin. Sam hatte nicht vor, sich auf einen Kampf mit ihnen einzulassen und machte deshalb kurzen Prozess mit ihnen. Ein Wort der Macht ließ sie alle in stinkenden Flammen vergehen. Es würde Stevie und ihre Leute sehr interessieren, dass zu Phelps’ Verbrechen noch ein weiteres kam, denn eine kurze Konsultation ihres magischen Spiegels offenbarte Sam, dass es einen verborgenen Raum im Keller des Hauses gab, in dem Phelps die Leichen der Menschen, von denen er sich in regelmäßigen Abständen verbotenerweise ernährte, an die Ghouls verfütterte, um keine Spuren zu hinterlassen.
    Das gab Sam in mehr als einer Hinsicht zu denken. Abgesehen davon, dass es ihres Wissens ohnehin selten vorkam, dass ein Vampir die Gesetze seiner Rasse derart eklatant und offenbar permanent missachtete, so hatte doch kein Vampir jemals Macht über Ghouls besessen. Wieso also war Phelps in der Lage, sich gleich mehrere von ihnen als eine Art Haustiere zu halten? Als einzige Erklärung kam dafür seine Verbindung mit Darkwings Dämon infrage.
    Im Moment war das allerdings nebensächlich und Sam vertagte diesbezügliche Nachforschungen auf später. Sie ging in Phelps’ Badezimmer, das ebenfalls luxuriös mit Goldverzierungen an sämtlichen Armaturen eingerichtet war und musste nicht lange suchen, um einen Kamm zu finden, in dem ein paar hellblonde Haare des Vampirs hingen. Sie nahm ihren magischen Spiegel erneut zur Hand, legte die Haare darauf und sprach den Zauber, der die Suche initiierte.
    Kurz darauf erhellte sich seine Oberfläche und zeigte das Gesicht eines Mannes mit hellblondem Haar und bleicher Haut: Morton Phelps. Gleichzeitig überlagerte sich das Bild mit dem Hintergrund des Ortes, an dem er sich in diesem Augenblick befand. Diese Information verband sich mit Sams einzigartigem Orientierungssinn, der sie befähigte, bis auf den Meter genau zu wissen, wo sich eine gesuchte Person befand. Zusammen mit der Lokalisierung kam auch die Botschaft, ob er sich allein dort befand oder jemanden bei sich hatte.
    Phelps hatte sich in einem Hotel in Denver einquartiert, das nicht weit vom Lotos Institut entfernt war, in dem Lady Sybilla und ihre Wächter ihre Zentrale hatten. Er telefonierte mit jemandem, und der Spiegel offenbarte Sam, dass er gerade dabei war, seine nächste Falle für die Vampirwächter vorzubereiten – quasi direkt unter Lady Sybillas Nase, was überaus dreist war, aber auch nicht einer gewissen Kühnheit entbehrte.
    Die Dämonin ließ ihm keine Zeit, seine Mordpläne zu vollenden. Sie sprang durch die Dimensionen nach Denver und tauchte unvermittelt neben dem Vampir auf.
    Phelps wurde völlig überrascht. Dennoch reagierte er mit der den Vampiren eigenen Geschwindigkeit und griff Sam unverzüglich an. Er war hinter ihr, bevor sie sich umdrehen konnte, packte sie und schlug ihr seine Reißzähne in den Hals, um ihre Halsschlagader zu zerfetzen. Obwohl die Dämonin relativ unempfindlich gegen Schmerzen war, spürte sie diese jetzt doch und setzte augenblicklich ihre Heilkräfte ein. Die Wunde schloss sich bereits wieder, noch während Phelps’ Zähne darin steckten, und ein Psi-Pfeil – ein magischer Energiepfeil, der die Gehirntätigkeit

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