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Das Gesetz Der Woelfe

Titel: Das Gesetz Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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erschrockenen Blick zu: »Wollen Sie damit sagen, dass ich verantwortlich … wenn … Nein, nein, den Schuh zieh ich mir nicht an, da können Sie mir nichts vorwerfen!« Er wedelte abwehrend mit den Händen und schüttelte heftig den Kopf.
    »So habe ich die Sache noch gar nicht gesehen«, sagte Clara nachdenklich, »aber jetzt, wo Sie es sagen, eine gewisse Verantwortlichkeit könnte man da schon …« Sie unterbrach sich, als Hase einen wütenden Schnauber von sich gab und lächelte besänftigend. Dann sah sie dem Beamten offen ins Gesicht: »Ich hatte eigentlich damit sagen wollen, dass ich es für äußerst lobenswert halte, dass Sie so aufmerksam und umsichtig gehandelt haben und dies auch gerne an die zuständigen Stellen weitergeben werde.« Ihr Lächeln wurde breiter, als sich plötzliches Begreifen auf der Miene des jungen Mannes ausbreitete und seine erschrockenen Zornesfalten auf der Stirn verschwanden.
    »Na ja«, meinte er und fixierte angestrengt die Schlüssel in seiner Hand. Er überlegte eine Weile, dann sprach er langsam und so vorsichtig weiter, als gälte es, eine Mine zu umkreisen: »Untersuchungsgefangene müssen zwar nicht arbeiten, aber wenn er unbedingt will, ich meine, wenn er darauf besteht, dann könnte ich … Wir könnten etwas finden, das ihn … hm, … ja … ein wenig absondert von den anderen, ihn ein wenig unter … ähm … Aufsicht hält.« Als ob er plötzlich Angst vor der eigenen Courage bekommen hätte, hob er ruckartig seinen Kopf und fügte eilig hinzu: »Nicht dass ich etwas versprechen kann! Ich kann da keine Verantwortung übernehmen, verstehen Sie, Frau Anwältin?«
    »Natürlich verstehe ich das. Vollkommen.« Clara nickte und schenkte ihm ein besonders liebenswürdiges Lächeln. »Malafonte besteht darauf, sich nützlich zu machen, ganz sicher. Wenn Sie möchten, können Sie das schriftlich haben.« Dann setzte sie sich endlich in Bewegung und ließ sich von ihrem sichtlich erleichterten Begleiter hinausbringen.
     
    Es hatte zu regnen aufgehört, als sie endlich auf die Straße hinaustrat. Die Sonne schien stechend zwischen den schweren grauen Regenwolken hindurch und ließ Claras Augen tränen. Die Straße und der Bürgersteig glänzten vor Feuchtigkeit, und die Autos zogen eine Spur leuchtender Wassertropfen hinter sich her, während sie eilig am Gefängnis vorbeifuhren. Clara begann zu schwitzen, und sie zog ihre Jacke aus. Die Luft war schwül und drückend. Sie blieb eine Weile unschlüssig vor der fast vier Meter hohen Gefängnismauer stehen und überlegte, ob sie mit dem Bus fahren oder lieber ein Taxi rufen sollte. Ihr gestriger Zusammenstoß mit dem Motorradfahrer und das, was sie heute erfahren hatte, ließen ihr das Taxi um einiges verlockender erscheinen. Doch sie hatte kein Handy - sie hatte noch nie ein solches besessen - und vergessen, den Beamten an der Pforte darum zu bitten, ihr einen Wagen zu bestellen. Sie sah sich um. Weit und breit war kein verdächtiger Motorradfahrer zu sehen. Der Bürgersteig war menschenleer. Es gab keine Geschäfte, keine Lokale und auch sonst wenig Gründe, hier entlangzugehen. Zögernd ging sie los in Richtung Bushaltestelle. Nach einer Weile fiel ihr auf, dass sie sich trotz aller Bemühungen, gelassen zu bleiben, immer häufiger umdrehte, die Straße nicht aus den Augen ließ und sich so weit weg vom Straßenrand entfernt hielt, wie es nur möglich war, ohne die Gefängnismauer mit der Schulter zu streifen. Sie machte ein paar Schritte auf die Mitte des Gehsteigs zurück und schüttelte verlegen den Kopf. »Das muss aufhören«, murmelte sie verstört. »Es ist heller Tag. Was soll schon Schlimmes passieren?« Leider fielen ihr tausend Dinge ein, die trotzdem passieren konnten, und sie beschleunigte ihren Schritt. Als sie endlich zu der Ampel kam, an der sie die Straße überqueren musste, umklammerte sie ihre Aktentasche noch fester. Während sie wartete, musterte sie die Autos, die eines nach dem anderen neben ihr zum Stehen kamen. Unauffällige Autos mit unauffälligen Fahrern, die sie keines Blickes zu würdigen schienen. Doch in dem Moment, als die Fußgängerampel auf Grün schaltete und sie losging, nahm sie aus den Augenwinkeln wahr, wie ein Motorrad von hinten ziemlich schnell auf die Ampel zugefahren kam. Der Fahrer schien nicht die Absicht zu haben zu bremsen. In plötzlicher Panik begann sie zu laufen. Gehetzt von ihrer eigenen Angst rannte sie über die Straße, ihre Tasche und Jacke eisern vor ihrer Brust

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