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Das Gesetz Der Woelfe

Titel: Das Gesetz Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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ebenfalls auf. Sie hatte erreicht, was sie wollte, er hatte ihr ein Stück weit vertraut, war aus seinem Schneckenhaus für kurze Zeit herausgekommen, doch das Ergebnis war nicht die Befreiung für ihn, wie die sich in ihrer Naivität erhofft hatte. Sie hatte geglaubt, wenn er ihr nur vertrauen und erzählen könnte, was passiert war, dann könnte sie ihr Gesetzbuch schwingen und ihm zu Hilfe eilen. Doch dem war nicht so. Clara hatte sich selten so hilflos gefühlt wie in diesem Augenblick. Sie konnte kaum zum Staatsanwalt gehen, ihm von Bricciola und der weißen Katze erzählen und verlangen, Gaetano Barletta vorsorglich in Haft zu nehmen. Allein die Vorstellung, wie der Staatsanwalt hierauf reagieren würde, ließen ihr buchstäblich die Haare zu Berge stehen.
    Doch irgendetwas musste sie tun. Bis gestern Nacht hatte sie geglaubt, dass die Gefahr für Angelo draußen auf ihn lauerte, doch die heutige Botschaft in ihren Händen hatte sie eines Besseren belehrt: Die weiße Katze schien durch Gefängnismauern nicht aufzuhalten zu sein. Angelo war nicht einmal hier sicher. Sie berührte ihn sacht an der Schulter und stoppte so seinen unruhigen Tigerlauf. Dann holte sie tief Luft und meinte: »Mir wird etwas einfallen, ich verspreche es Ihnen!«
    Angelo zuckte vage mit den Schultern, und es war klar, dass er ihr nicht glaubte. Sie konnte den Regen nicht versiegen lassen und die Sonne nicht hervorzaubern. Doch er war höflich: » Grazie .«
    »Kann ich noch etwas für Sie tun?«, fragte sie und nahm ihre Tasche. Angelo schüttelte zunächst den Kopf, dann hielt er inne, und Clara sah, wie er zögerte. »Ja?« Clara stellte die Aktentasche wieder ab.
    »Könnten Sie meiner Mutter schreiben, wenn …« Er sprach nicht weiter. Das wird nicht passieren, wollte Clara spontan sagen, doch sie verschluckte die Worte und nickte. Sie zog einen Block aus ihrer Tasche und reichte ihn Angelo: »Schreiben Sie mir ihre Adresse auf.«
    Er kritzelte in einer ähnlichen Handschrift wie seine Mutter ein paar Worte auf das Papier und gab es Clara zurück. Sie schob es in ihre Tasche und klopfte an die Zellentür.
    Als sich Sekunden später der Schlüssel im Schloss drehte, schämte sie sich für das Glücksgefühl, das sie durchströmte, einfach nur, weil die Tür geöffnet wurde. Mit einem letzten, hilflosen Blick auf Angelo verließ sie die enge Zelle und trat schnell hinaus auf den Gang. Der junge Beamte bemühte sich um einen nichts sagenden Gesichtsausdruck, doch es war deutlich, dass er vor Neugierde fast platzte. Clara beschloss, sich die Eifrigkeit des jungen Mannes für Angelo zunutze zu machen. »Kann ich offen mit Ihnen sprechen?«, fragte sie und machte keine Anstalten, ihm auf den langen Flur zu folgen, an dessen Ende irgendwann der Ausgang stehen würde. Er blieb stehen und sah Clara verwundert an. »Äh. Natürlich«, meinte er schließlich zögernd, und sein Gesicht schimmerte rosa.
    »Die Nachricht, die Sie gefunden haben, war eine Morddrohung«, sagte Clara rundheraus und beobachtete fasziniert, wie in dem offenen Gesicht des jungen Mannes Erschrecken, Erregung und Skepsis einander abwechselten und sich schließlich in einer merkwürdigen Mischung vereinten, der seinem tierischen Namensgeber alle Ehre machte.
    »Können Sie ein bisschen auf ihn aufpassen? Ich meine, inoffiziell?« Wachtmeister Hase kratzte sich im Nacken und machte ein unglückliches Gesicht. »Ich weiß nicht, ob das geht. Können Sie nicht einen Antrag stellen?«
    »Ich habe keine Ahnung, wer ihm diesen Zettel zugesteckt hat und ob tatsächlich einer seiner Mitgefangenen auf ihn angesetzt wurde. Ich weiß nur, dass es eine ernstzunehmende Drohung ist.« Clara sah den Beamten an: »Was soll ich also für einen Antrag stellen? Dass Malafonte fernzuhalten ist von den andern Häftlingen? In eine Einzelzelle gesteckt werden soll? Oder was? Mit welcher Begründung?« Clara hob die Schultern. »Könnten Sie vielleicht wenigstens ein Auge auf seine Landsleute haben? Es sind doch noch andere Italiener hier, mit denen er Kontakt hat, oder?«
    Der Beamte nickte zögernd und trat von einem Fuß auf den anderen. Es war offensichtlich, dass er sie jetzt liebend gerne so schnell wie möglich hinausbefördert hätte. Doch Clara blieb wie angewachsen vor der Zellentür stehen und wartete.
    »Eine Morddrohung, sagen Sie?«, fing er schließlich wieder an und kratzte sich noch heftiger.
    Clara nickte. »Und sie haben die Nachricht gefunden!«
    Er warf ihr einen

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