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Das Gesetz Der Woelfe

Titel: Das Gesetz Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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könntest durchaus recht haben.« Er verstummte.
    »Ja, und weiter? Was kann ich tun, um ihm zu helfen? Wie kann ich an die Leute rankommen, die …«, hakte Clara nach, etwas befremdet über Pöttingers brütendes Schweigen, doch er unterbrach sie barsch.
    »Nichts weiter! Lass die Finger davon.«
    »Wie bitte?« Clara wollte ihren Ohren nicht trauen. »Das sagst ausgerechnet du?«
    »Jawohl. Ausgerechnet ich.« Er sah Clara eindringlich an. »Ich weiß, wovon ich rede. Ich musste mich damals in der Kommission mit dieser Scheiße intensiver beschäftigen, als mir lieb war. Hör also auf mich und lass - die - Finger - davon!«
    »Aber … das kann ich nicht!«, rief Clara fassungslos. »Ich kann jetzt nicht mehr aufhören. Ich habe ihm versprochen …«
    Pöttinger machte eine zornige Handbewegung. »Du kapierst es nicht, oder? Du kannst hier nichts ausrichten. Und es ist gefährlich. Scheißgefährlich, um genau zu sein.«
    Clara schob trotzig das Kinn vor: »Stell dir vor, das ist mir auch schon aufgefallen.« Sie spürte, wie sie vor Anspannung und Enttäuschung zu zittern begann. »Man wüsste nur ganz gerne etwas mehr über diese Sache, die so scheißgefährlich ist, wenn man mittendrin steckt!« Ihre Stimme rutschte ab, und Clara versuchte mit aller Macht, die Tränen zurückzuhalten. Pöttinger wandte sich taktvoll ab und sah für einen Augenblick aus dem Fenster. Er kannte sie gut genug, um nicht zu versuchen, sie jetzt zu trösten, und Clara war ihm dankbar dafür. Sie wäre ihm sonst womöglich an die Gurgel gesprungen. Als sie sich wieder gefasst hatte, stand sie auf. »Du willst mir also nicht helfen?«
    Pöttinger hob resigniert die Arme. »Ich versuche dir zu helfen, indem ich dir sage …, nein, dich sogar bitte: Halte dich da raus.«
    Clara presste die Lippen aufeinander und schwieg.
    Pöttinger warf ihr einen kritischen Blick zu und schüttelte resigniert den Kopf. »Das war ja klar. Du stures Weib wirst natürlich nicht auf mich hören. Und was erwartest du von mir? Was soll ich tun?«
    Clara hob die Schultern. Sie wusste nicht mehr weiter. Das Kind auf der Mauer wurde nicht festgehalten, wie es in seinem naiven Vertrauen gehofft hatte. Es stolperte, rutschte ab und fiel.
    Pöttinger sah sie lange an, dann stand er auf und ging wieder zu seinem Bücherregal. Dieses Mal stöberte er länger darin herum, zog hier und dort einige der zweireihig gestapelten Bücher heraus und schob sie wieder an ihren Platz zurück, bis er endlich gefunden hatte, was er suchte. Er griff nach einem dicken, dunkelgrauen Ordner, der ganz hinten an der Wand geklemmt hatte, und reichte ihn Clara. »Versprich mir, dass du nichts, gar nichts unternimmst, bevor du den nicht sorgfältig durchgelesen und dich dann wieder bei mir gemeldet hast.«
    Clara klappte den Ordner mühsam auf. Er war bis obenhin vollgestopft mit Zetteln und Blättern und Zeitungsausschnitten ohne erkennbare Ordnung. »Was ist das?«, wollte sie wissen.
    »Lies es«, riet ihr Arno Pöttinger. »Da steht alles drin, was du wissen musst, und einiges, was du gar nicht wissen willst.«
    Sie versuchte, das Ungetüm in ihrer Tasche zu verstauen, doch es passte nicht hinein, also klemmte sie sich den Ordner unter den Arm. »Ich werde es lesen, versprochen.« Dann ging sie spontan auf Pöttinger zu und küsste ihn. »Danke.«
    Arno Pöttinger seufzte.
    Als Clara endlich zuhause ankam, war es bereits später Nachmittag. Elise war fast vier Stunden allein zuhause gewesen und würde sie mit vorwurfsvollen Blicken empfangen. Hoffentlich nicht mit einem Missgeschick im Flur. Clara bekam ein schlechtes Gewissen und beeilte sich. Doch bevor sie in ihre Wohnung hinaufging, lief sie noch schnell zu dem kleinen Lebensmittelladen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und kaufte eine Familienpackung Sahne-Karamelleis. Sobald sie Elise den wohlverdienten Spaziergang gegönnt hatte, würde sie sich für den Rest des Tages wieder auf ihre Couch zurückziehen und sich und ihren Hund mit ihrem gemeinsamen Lieblingseis verwöhnen. Clara hatte kein Problem damit, die 1300-Gramm-Packung auf einmal zu verputzen, wenn ihre Seele danach verlangte. Und dies war heute definitiv der Fall. Außerdem brauchte sie Zeit, um nachzudenken und zu lesen.
    Als sie fünf Minuten später an die Haustür trat, das Eis und Pöttingers Ordner unter ihren einen, die Tasche und ihre Jacke unter den anderen Arm geklemmt, knirschte es plötzlich unter ihren Schuhen. Wie erstarrt blieb sie stehen und sah

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