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Das Gesetz Der Woelfe

Titel: Das Gesetz Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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amüsiert einen Comic zu lesen begonnen, der von der wundersamen Verwandlung eines griesgrämigen Mullahs handelte, als Pöttingers laute Stimme erdröhnte: »Clara, meine Liebe!«
    Sie hatte sich noch nicht ganz erhoben, da versank sie schon in Pöttingers ausgebreiteten Armen. Clara sog den warmen Geruch des abgetragenen Tweedsakkos ein, das er trug, den erdigen Duft seines Aftershaves, vermischt mit kaltem Zigarettenrauch, dann tauchte sie aus seiner Umarmung wieder auf.
    Er küsste sie auf beide Wangen und legte einen Arm um sie, während er die Sekretärin anraunzte: »Wir möchten nicht gestört werden.«
    Die Dame musterte Clara missbilligend über den Rand ihrer Lesebrille und murmelte: »Sehr wohl, Herr Pöttinger.«
    Clara warf ihr einen keckes Lächeln zu, während Pöttinger sie mit ausladenden Schritten den Gang entlang in sein Büro bugsierte.
    »Was kann ich für dich tun?«
    Pöttingers Büro war gemütlich. Alles darin war abgetragen wie sein Sakko, zerknittert wie sein Hemd und staubig wie seine Schuhe. Clara lehnte sich zurück in den tiefen Sessel, dessen Bezug aus moosgrünem Samt verschossen und abgewetzt war, und hatte das Gefühl, aufgefangen zu werden wie ein auf einer Mauer balancierendes Kind, kurz bevor es fällt. Pöttinger würde Rat wissen. Er würde ihr weiterhelfen können.
    »Sagt dir der Name weiße Katze etwas?«, begann Clara unvermittelt. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Angelo ihr den richtigen Namen dieses Mannes nicht verraten hatte.
    Pöttinger runzelte die Stirn. »Nie gehört. Was soll das sein?« Er musterte Clara erstaunt: » Weiße Katze ? Klingt irgendwie albern, oder?«
    »Es liegt an den Haaren, er ist blond, weißt du …«, entgegnete Clara, und fasste sich unwillkürlich in ihre Haare, genauso, wie es Angelo bei seiner Erklärung gemacht hatte, doch dann brach sie kopfschüttelnd ab und ließ die Hand sinken. Es klang tatsächlich albern - wenn man nicht erlebt hatte, welche Wirkung dieser Name auf die Menschen hatte, die ihn kannten.
    »Clara!« Jetzt sah Pöttinger eindeutig besorgt aus. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Aber ja doch.« Clara wollte ihm beruhigend zulächeln, aber ihre Mundwinkel gehorchten ihr nicht. Pöttinger stand auf und ging zu dem schwer beladenen Bücherregal zu seiner Rechten. Dort schob er einige große graue Gesetzeskommentare beiseite und zog dahinter eine Flasche Cognac und zwei Gläser hervor. Er schenkte Clara großzügig ein und genehmigte sich selbst auch einen Fingerbreit.
    »So. Und jetzt fang am Anfang an.«
    Clara ließ die scharfe Flüssigkeit ihre Kehle hinunterrinnen und versuchte, die Zuversicht zurückzuholen, die sie beim Anblick dieses altbekannten Zimmers erfasst hatte. Er würde Rat wissen. Wie er immer Rat wusste. Sie räusperte sich und stellte das leere Glas auf Pöttingers Schreibtisch. »Du hast doch mal bei so einer Expertenkommission mitgewirkt, Strafverteidiger, Staatsanwälte, Richter, ging es da nicht um …«
    »Organisierte Kriminalität«, vervollständigte Pöttinger. »Ja, aber das ist schon eine ganze Weile her. Hab mich damals ein bisschen unbeliebt bei der bayerischen Regierung gemacht, hätte mich fast die Zulassung gekostet.« Er bekam einen melancholischen Gesichtsausdruck.
    »Wieso das denn?«
    »Wegen eines Aufsatzes: Das organisierte Verbrechen und die Parallelen zu den Machtstrukturen in der Politik am Beispiel Bayern «, zitierte er würdevoll.
    Clara musste unwillkürlich grinsen. »Dir ist echt nicht zu helfen, Arno.«
    Pöttinger ließ sich zurück in seinen Stuhl plumpsen, der unter seinem Gewicht bedrohlich nachgab. »Danke für das Kompliment. Kann ich jetzt vielleicht dir helfen?«
    »Na ja. Hoffentlich.« Clara begann zögernd zu erzählen, schilderte ihm Barlettas Nachstellungen, Ritas traurige Geschichte und ihr heutiges Gespräch mit Angelo. Am Ende zeigte sie Pöttinger die Zeichnung und meinte: »Bitte lach mich nicht aus, aber ich bin überzeugt davon, dass sich Malafonte mit der Mafia eingelassen hat. Sie wollen ihn töten. Und ich glaube, sie könnten das sogar im Gefängnis bewerkstelligen. Er ist in Lebensgefahr.« Sie faltete das Papier sorgfältig wieder zusammen, dann warf sie Pöttinger einen schrägen Blick zu. »Wie denkst du darüber?«
    »’Ndrangheta«, gab Pöttinger nach kurzem Schweigen mit einem finsteren Gesichtsausdruck zur Antwort.
    »Was?«
    »Er stammt doch aus Kalabrien sagtest du, oder? Dort nennt man die Mafia’Ndrangheta. Und mir scheint, du

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