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Das Gesetz Der Woelfe

Titel: Das Gesetz Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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Elise eine Behandlung angedeihen ließ, die sie zu kleinen, wohligen Grunzen veranlasste. Die kleine Dame warf ihr einen stolzen Blick zu: »Ich glaube, sie mag mich.«
    Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit Clara zu. »Die Akte Moro, sagten Sie?« Sie zwinkerte verschwörerisch. »Ja, die ist wieder aufgetaucht.«
    »Tatsächlich!« Claras Blick verirrte sich zu der geschlossenen Tür zu ihrer Linken, hinter der Richter Oberstein residierte.
    »Mittagspause zwölf Uhr fünfzehn bis vierzehn Uhr. Jeden Tag.« Frau Früchtel lehnte sich zurück und verschränkte die Arme auf ihrem Schreibtisch. Dann schenkte sie Clara ein sanftes Lächeln. Elise, enttäuscht darüber, dass ihre Massage beendet schien, schob ihren Kopf vorwurfsvoll ein wenig weiter über den Schreibtisch. Frau Früchtel rückte gelassen den Blumentopf und das Foto ihrer Katze beiseite und kraulte erneut.
     
    Clara blickte auf ihre Uhr. Es war zwanzig nach eins. »Glauben Sie, man könnte … einen Blick auf diese Akte werfen?«
    Frau Früchtel stand auf und strich sich ihren grauen Rock glatt. »Ich gehe jetzt in die Cafeteria und hole mir einen Kaffee. Möchten Sie auch einen?«
    »Gerne. Schwarz, bitte.«
    Frau Früchtel warf einen viel sagenden Blick auf einen dünnen Ordner auf ihrem Schreibtisch, der mit einem leuchtend orangefarbenen Aufkleber Ausländer versehen war, und ging mit einem letzten Tätschler auf Elises Kopf an Clara vorbei. Kaum hatte sie die Türe hinter sich geschlossen, war Clara schon am Schreibtisch und schnappte sich den Ordner. Nervös blätterte sie ihn durch, bis sie das Protokoll der Vernehmung Massimo Moros gefunden hatte. Sie hatte Glück: Dieses Mal war es vollständig. Clara überflog die Zeilen, und ihr entwich ein deftiger Fluch. Es war klar, warum diese Seiten in Malafontes Akte nicht aufgetaucht waren. Damit wäre es sogar Richter Oberstein schwergefallen, seine Verurteilung auf Moros Zeugenaussage zu stützen.
    Clara sah sich um. Neben der Tür stand das Kopiergerät. Sie kopierte die beiden Seiten und so viel aus Moros Akte wie möglich. Erst als sie Schritte auf dem Gang hörte, legte sie die Akte zurück auf Frau Früchtels Schreibtisch und schob die kopierten Blätter in ihre Tasche.
    Im gleichen Moment kam die Sekretärin zurück, zwei Tassen Kaffee in den Händen. »Tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, ich hoffe, Sie haben sich nicht gelangweilt?«
    »Nicht im Geringsten.« Clara lächelte und nahm den Kaffee entgegen. »Danke.«
    »Wenn’s der Wahrheitsfindung dient.« Frau Früchtel ging lächelnd zurück zu ihrem Stuhl, nicht ohne Elise erneut über den Kopf zu streicheln.
    »Arbeiten Sie schon lange für Herrn Oberstein?«, wollte Clara wissen, während sie den dünnen Kaffee schlürfte.
    »Seit er hier ist, seit fünf Monaten.«
    »So kurz ist er erst hier? Wo war er denn vorher?« Clara hob die Augenbrauen und täuschte Ahnungslosigkeit vor.
    »In Deggendorf.«
    »Dann war das wohl eine Beförderung?« Clara nahm einen letzten Schluck von ihrem Kaffee und ließ die Leine in Elises Halsband einschnappen. Mit Erstaunen sah sie, dass ihre letzte Bemerkung mit Zögern aufgenommen wurde. Die Grübchen waren aus Frau Früchtels Gesicht verschwunden, sie musterte Clara mit einem Anflug von Misstrauen. »Nun sagen Sie nicht, Sie wüssten nichts davon.«
    »Wovon?« Clara blickte auf, jetzt aufrichtig neugierig.
    »Na, von der Geschichte mit der Russin …« Ein Blick auf die Uhr ließ sie verstummen. Es war kurz vor zwei.
    Clara hatte wenig Lust, Richter Oberstein zu begegnen, also verzichtete sie schweren Herzens auf die Geschichte mit der Russin aus Deggendorf und verabschiedete sich. Arno Pöttinger hatte versprochen, sich deswegen umzuhören, und auf ihn konnte sie sich verlassen. Vielleicht wusste er heute Abend schon mehr darüber.
     
    Die Pizzeria Napoli war ein kleines, schmuckloses Restaurant, eingezwängt zwischen einem Supermarkt und einer Reinigung. Es gab Pizza, einige wenige Nudel- und Fleischgerichte, drei Weiß- und drei Rotweine zur Auswahl, basta.
    Clara bugsierte Arno Pöttinger an einen Tisch im hinteren Teil des fast leeren Restaurants, an dem sie die Bar und die dahinterliegende Küchentür im Blick hatte und sie gleichzeitig ungestört reden konnten. Sie brannte darauf, ihm ihre Ergebnisse aus dem Internet zu präsentieren, und war gespannt, was er zu Moros Vernehmungsprotokoll sagen würde. Doch sie zwang sich zur Geduld. Ihr Magen knurrte bereits vernehmlich, und nach dem

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