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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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sie, statt eine Frage zu stellen, zu einer Rede an, die einer Wahlpropaganda für sich selbst gleichkam.
    »Wenn die Außenweltler den Krieg wollen, werden sie ihn bekommen!«, rief sie hochmütig. »Wir, die Shiro, sind es gewohnt zu kämpfen, und die Asix ebenfalls. Dass sie sich weniger als wir Shiro für das Fechten interessieren, liegt nur daran, dass sie handfestere Gründe brauchen, um sich zu duellieren. Die Ehre allein reicht ihnen nicht. Doch wenn es darum geht, irgendjemanden oder irgendetwas zu verteidigen, an dem sie hängen, sind sie tapfer und unerschütterlich.
    Was sind das eigentlich für Reden, die mir zu Ohren kommen? Wir sollen uns mit den Sitabehs befassen? Wir wissen sehr gut, dass sie es sind, die den Mord an Haridar Sadaï zu verantworten haben. Und in einem solchen Fall verschwenden die Shiro keine Zeit mit Plaudereien, sie greifen zu den Waffen!« Mehr gebieterisch als fragend wandte sie sich an Suvaïdar. »Stimmt es, was ich sage?«
    »Es ist zweifellos richtig, was du behauptest, Shiro Adaï«, antwortete Suvaïdar umsichtig. »Es stimmt, dass wir kämpfen, wenn wir uns beleidigt fühlen. Was den Tod von Haridar Sadaï anbetrifft, ist tatsächlich davon auszugehen, dass die Außenweltler dafür verantwortlich sind. Aber es gibt keinerlei konkrete Beweise, wie mir scheint, und deshalb ist es unmöglich, den wahren Schuldigen zu finden. Außerdem sprechen wir von den Menschen aus der Außenwelt, als wären sie ein einheitliches Etwas, aber in Wirklichkeit handelt es sich um einhundertsiebenundzwanzig Planeten mit unterschiedlichen Traditionen, Gesinnungen undIdeologien, die nicht selten im Gegensatz stehen. Jede dieser Welten könnte so viele Soldaten zu uns schicken, wie wir Einwohner haben. Und von den Waffen, die sie besitzen und die noch stärker sind als die, die unsere Vorfahren zur Flucht bewegt haben, möchte ich gar nicht erst reden. Und unsere Vorfahren hat man ihrer Flucht wegen auch nicht als Feiglinge bezeichnet.
    Die Außenweltler haben sich mehr als zwei Jahrhunderte lang schonungslos gegenseitig bekämpft. Diese Kriege haben ganze Planeten zerstört und der Wirtschaft fast aller Welten Schaden zugefügt. Einige haben so sehr darunter leiden müssen, dass sie in die Barbarei zurückgefallen sind. Der gesamten Menschheit ging unschätzbares Wissen auf dem Gebiet der Wissenschaft verloren. Nur was die Waffen angeht, haben sie Fortschritte gemacht. Wenn die Föderation es wollte, könnte sie uns so leicht hinwegfegen, wie die Orkanstürme des Jahreszeitwechsels die Blätter von den Bäumen wehen.«
    »Warum haben sie uns denn noch nicht angegriffen?«
    »Warum sollten sie? Die Förderation hat kein Interesse daran, Ta-Shima zu zerstören. Aber wenn wir eine in ihren Augen feindliche Handlung begehen, würden sie uns im Nu auslöschen, ohne selbst die geringsten Verluste hinnehmen zu müssen. Die Fremden sind in der Lage, einen ganzen Planeten explodieren zu lassen, ohne dass sie auf diesem Planten landen müssen. Ihr habt bestimmt nicht das erste Kapitel unserer Geschichte vergessen, als die Raumschiffe von Landsend die Universität von Estia bombardiert haben.«
    Tsune biss sich auf die Lippen. Sie war es nicht gewöhnt, dass man ihr widersprach. Aber in einer Ratsversammlung hatte jeder das Recht, seine eigene Meinung zu verkünden.
    Sie wollte gerade antworten, doch Fior Gantois, die Saz Adaï der Hand-Inselgruppe, fiel ihr ins Wort. Eigentlich war sie gar nicht an der Reihe, doch niemand unterbrach sie, da sie für ihre Besonnenheit und ihre messerscharfe Intelligenz bekannt war. Sie genoss den uneingeschränkten Respekt des Rates. Hätte sie kandidiert, wären die Wahl längst entschieden gewesen.
    »Die Außenweltler haben uns belogen, was den Tod unsererSadaï anbetrifft. Wieso hätte sie das südliche Meer überfliegen sollen? Dort gibt es keine bewohnbaren Inseln. Und da niemand grundlos lügt, können wir mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Außenweltler irgendetwas vor uns verbergen wollten. Alles andere ist reine Vermutung. Wenn es kein Unfall war, dann war es zwangsläufig ein Verbrechen. Doch was hätte das Motiv sein können? Womöglich Rache? Das erschließt sich nur den Außenweltlern. Oder hat Haridar Sadaï etwas getan oder gesagt, von dem wir nicht wussten? Ich kenne die Fremden nicht gut genug und ich kann mir auch nicht vorstellen, was sie dazu verleiten würde, jemanden zu töten, anstatt sich mit dieser Person im Duell zu

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