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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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waren«, erwiderte Aber, »und mein Untergebener hat nur seine Pflicht getan. Er hat eine Meuterei unterdrückt. Es gibt keinen Grund, ihn zu bestrafen, aber auch keinen, um ihn zu loben.«
    »Sie verlieren den Sinn für die Realität! Von welcher Meuterei sprechen Sie? Es waren höchstens hundert Menschen, Bürger, die in Panik waren. Ein Schuss in die Luft hätte gereicht, und sie wären wie Kaninchen davongelaufen.«
    »Ich bedaure, aber ich sehe die Dinge völlig anders als Sie, was militärische Fragen betrifft. Zudem bin ich selbst Zeuge.«
    »Sie vergessen, dass Sie sich als Militärattaché meinen Befehlen zu unterwerfen haben. Wenn Sie Ihre Pflicht nicht erfüllen, werde ich verlangen, dass der Mann, der ohne Weisung die Waffe gezogen hat, mit dem ersten abflugbereiten Raumschiff zum Militärastroport in seiner Heimat gebracht wird. Seine Vorgesetzten werden ihn aburteilen. Auf einem Planeten, auf dem die Föderation gerade erst Fuß gefasst hat, brauche ich keine Wirrköpfe, die sofort auf den Abzug drücken.«
    »Ich bedaure, Ihnen widersprechen zu müssen, Herr Botschafter. Ich hätte es vorgezogen, nicht hierherzukommen, aber Sie haben mich dazu verpflichtet.«
    Kapitän Aber griff nach seiner Tasche. Für einen Moment befürchtete Rasser, er würde eine Waffe ziehen und gegen ihn richten, doch der Offizier zog nur einen hyperminiaturisierten Holo-Projektor aus seiner Tasche. Das Gerät war nicht viel größer als eine Erbse – das Resultat einer Avantgarde-Technologie, über die nicht jeder verfügen konnte. Der Kapitän hielt ihn in der linken Hand; dann zog er eine winzige Nadel vom Revers seiner Jacke und schaltete das Gerät damit ein. Eine Handspanne über dem Boden erschien das Bild von General Wolf B’chir. Obwohl das Bild nur wenige Zentimeter groß war, konnte man sein feistes Gesicht mit den schlaffen Wangen und die kleinen Schweineaugen unter dem platinblonden Pony sehr gut erkennen.
    Rasser fühlte, wie ein Zittern sich seiner bemächtigte. Wenn nur die Hälfte von dem stimmte, was man sich über die Methoden von B’chir und über die Hohlköpfe im Kommandostab der Spezialkräfte erzählte, war sein Schrecken mehr als berechtigt.
    Mit dem schweren Akzent der Elendsviertel von Dachrenstadt, den er niemals abzulegen versucht hatte, deklarierte der General, der Rasser geradewegs in die Augen zu blicken schien:
    »Der Träger dieses Cube, der sich für diese Mission ›Kapitän Aber‹ nennt, ist einer meiner Mitarbeiter und leitet einen Einsatz von größter Wichtigkeit. Er besitzt den Rang des Zweiten Kommandanten bei den Spezialkräften und steht deshalb im Rang über jedem Offizier der Astroflotte. Ihm muss jederzeitGehorsam entgegengebracht werden, egal, welchen Befehl er erteilt.«
    Der Mann, den Rasser unter dem Namen Aber kannte, lächelte ihn verächtlich an.
    »Alles klar, Exzellenz? Ich werde die Mission, die mir anvertraut wurde, mit Ihrer Hilfe ausführen, wenn Sie bereit sind, mit mir zusammenzuarbeiten. Sollten Sie sich jedoch als genauso reserviert erweisen wie Ihr schwachsinniger Vorgänger, werde ich meine Aufgabe mit demjenigen vollenden, den man mir nach Ihrem Tod als Ihren Nachfolger schicken wird. Das wäre kein großes Problem, dann an isolierten Orten wie diesem, wo zudem Primitive leben, passieren des Öfteren Unfälle.«
    Er grinste. »Schauen Sie sich beispielsweise die zweite Frau Rasser an«, fuhr er dann fort. »Sie hat die unglückselige Angewohnheit, am Meer spazieren zu gehen, an den Klippen entlang. Ein kleiner Ausrutscher kann einen Sturz aus zwanzig Metern Höhe auf die Felsen zur Folge haben – Felsen, die so scharf sind wie Zähne. Das wäre ein echtes Drama, nicht wahr, Herr Botschafter? Der Körper wäre in einem Zustand, dass niemand mehr sagen könnte, ob sie vor dem Sturz in die Tiefe eine unangenehme Begegnung hatte oder nicht. Eine junge Frau, hübsch und grazil, wenn auch ein bisschen mittelmäßig, auf einem Planeten, wo Frauen, die allein unterwegs sind, hilflos den einheimischen Missgeburten ausgeliefert sind ... sie könnte eine schlechte Viertelstunde erlebt haben, was glauben Sie? Vielleicht sogar eine sehr lange Viertelstunde. Mir bleiben siebzehn Männer, kräftig und in Bestform.«
    Rasser warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Und er hatte geglaubt, dieser Mann hätte ein Auge auf Arsel geworfen! Er versuchte, seine Angst nicht zu zeigen, aber sein Herz schlug heftig, und sein Gesicht hatte eine unschöne blaurote Farbe

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