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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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angenommen.
    »Das werden Sie nicht wagen ...«, flüsterte er.
    »Ich persönlich? Nein, sicher nicht. Selbst wenn ich im Gegensatz zu Ihnen nicht aus einer aristokratischen Militärfamilie stamme, betrachte ich mich doch als Gentleman. Ich interessieremich in keinster Weise für die Bauerntrampel von Neudachren, auch nicht für diese schrecklichen Ta-Shimoda, nicht einmal für meine Männer. Aber die Natur hat ihre Gesetze. Übrigens gibt es da etwas, worüber ich mit Ihnen reden möchte. Wie Sie sich vielleicht denken können, geht es um Ihre Tochter.«
    »Lassen Sie Arsel aus dem Spiel!«, rief Rasser.
    Doch der Mann, den er als Kapitän Aber kannte, fuhr unbeeindruckt fort: »Ich habe erheblichen Einfluss auf die Spezialkräfte – genug, um bewirken zu können, dass Ihr Aufenthalt auf diesem charmanten Planeten auf mindestens vier Jahre ausgedehnt wird. Und was mich selbst betrifft, wäre eine Heirat praktisch, denn hier fehlen gewisse Annehmlichkeiten, auf die ein Mann ein Anrecht hat. Ich denke, wir könnten die Angelegenheit schnell unter Dach und Fach bringen, oder?«, fragte er und zog dabei an seinem Bart.
    »Verschwinden Sie!«, brachte Rasser, der kaum noch atmen konnte, mühsam hervor.
    Kapitän Aber schlug die Hacken zusammen, als wolle er einen respektvollen Gruß parodieren, und ging zur Tür. Dort wandte er sich noch einmal um.
    »Wir werden darüber reden, wenn Sie sich beruhigt haben«, sagte er. »Sie haben gar keine andere Wahl, als die Sache in aller Ruhe noch einmal mit mir durchzusprechen – wie ein Gentleman. Ach ja, ich habe ganz vergessen, dass ich in meiner letzten Nachricht, die ich nach Neudachren geschickt habe, darum bat, meine Brigade zu verstärken und mir ein terrestrisches Modul oder ein Luftmodul zu schicken. Wo jetzt die Quarantäne beendet ist, bekomme ich dreißig Mann zusätzlich, die von Kopf bis Fuß bewaffnet sind. Jeder von ihnen ist mehr wert als hundert Wilde oder aufgestachelte Bürger.«
    Rasser wollte ihm eine bissige Antwort geben, stellte sich dann aber seine junge Frau in den Händen von sechsundsiebzig brutalen Grobianen vor. Bildhaft sah er vor Augen, wie sie missbraucht wurde, wie ihr graziler, zerbrechlicher Körper von den Rohlingen niedergemetzelt und dann von den Felsen geworfen wurde, völlig verformt, als wäre sie eine zerbrochene Puppe. Rasser schluckte herunter, was er hatte sagen wollen, und verfluchte den Tag, andem er die blödsinnige Idee gehabt hatte, seine Familie mitzunehmen. Ich werde alle drei mit dem ersten Raumschiff, das ablegt, zurückschicken, überlegte er, selbst wenn es sich nur um einen Frachter handelt.
    Kapitän Aber, der die ganze Zeit auf der Schwelle gestanden hatte, schien seine Gedanken gelesen zu haben. »Sie brauchen gar nicht erst daran zu denken, dass die Damen abreisen könnten«, sagte er. »Ich würde mich mit allen Mitteln dagegenstellen. Zwischen Botschaft und Astroport kann es zu jeder Menge Zwischenfällen kommen. Denken Sie nur an den tragischen Unfall, der Botschafter Coont und dieser lächerlichen Königin aus dem Feuilleton-Holovid das Leben gekostet hat.«
    Der Botschaft stürmte in hilfloser Wut aus seinem Büro. Nach wenigen Schritten stieß er mit seiner zweiten Ehefrau zusammen, die ihm mit Ida Soener entgegenkam.
    »Woher kommst du?«, schnauzte er sie an.
    »Ich ... ich bin mit Frau Soener an den Felsen spazieren gegangen«, stammelte die junge Frau bestürzt.
    »Wie konntest du ohne meine Erlaubnis dorthin gehen? Pass auf, dass so etwas nicht noch mal geschieht.«
    »Aber Aziz, ich gehe doch fast jeden Tag spazieren! Sich das Meer anzuschauen ist eine der wenigen Ablenkungen auf diesem grässlichen Planeten.«
    »Du wirst nicht mehr gehen.«
    »Ich habe doch nichts Schlimmes getan!«, rebellierte die junge Frau. »Was bin ich hier eigentlich, Ehefrau oder Gefangene? Glaubst du, du hättest mich gekauft, nur weil du meinem Vater Geld gegeben hast?«
    Die Ohrfeige traf sie unerwartet, und taumelnd hielt sie sich an einer Stuhllehne fest. Dann rannte sie davon, Tränen in den Augen. Eine Asix, die gerade in aller Ruhe die Halle fegte, sah ihr nach.
    »Was hast du Nichtsnutz hier zu suchen?«, schrie Rasser aufgebracht. »Horchst du an der Tür?«
    Die Asix blickte ihn offenen Mundes an und zuckte beredt mit den Schultern. Dann ging sie seelenruhig davon, verschwand inder Küche, goss sich eine Tasse von einem Aufguss ein, die man den Fremden normalerweise nicht servierte, und machte sich dann auf die Suche

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