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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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Sitabeh. Im Übrigen bin ich nur für den ersten Toten verantwortlich. In Niasau wäre niemand krank geworden, hätten sie unsere Ratschlägen befolgt und die kontaminierten Personen nicht von Gaia nach Niasau transportiert. Wie auch immer, es ist gut, wenn sich von Zeit zu Zeit eine Epidemie ausbreitet. Das erinnert die Fremden daran, dass es gefährlich ist, hier zu leben. In der letzten Zeit kamen einfach zu viele. Im Grunde ist das gar nicht so sehr viel anders als bei einem Duell, auch wenn es sich nicht um ehrenhafte Waffen handelt. Sie haben stattdessen Raumschiffe, Gewehre, die Strahlen abschießen, und Bomben, die einen ganzen Planeten auslöschen können. Da ist es nicht unehrenhaft, dass wir ein Virus einsetzen.«
    Suvaïdar antwortete nicht. Ihre Kollegin hatte ihr ihre Absichten zu verstehen gegeben, und sie, Suvaïdar, war nicht eingeschritten, um sie daran zu hindern, ihre Pläne in die Tat umzusetzen. In der Konsequenz war sie mitschuldig. Jetzt hatte sie die Wahl, entweder nicht mehr über die Sache zu sprechen oder einen Skandal auszulösen, der die Huangs und die Jestaks mitreißen würde, zwei Clans, die traditionell durch häufige reproduktive Beziehungen miteinander verbunden waren. Eine Blutrache wäre die Folge, die unvermeidlich den Tod vieler Shiro aus dem Huang- und Jestak-Clan nach sich ziehen würde.
    Während Suvaïdar sich bemühte, ein neutrales Gesprächsthema zu finden, waren ihre Blicke auf das Comp-System Kilaras gerichtet, ein neues Modell, das denen ähnelte, die auf Wahie verwendet wurden, und das ganz sicher Teil der organisierten Einkäufe des Bur-Clans war. Das brachte sie auf die Frage:
    »Die Jestak praktizieren doch seit Jahrhunderten die Wissenschaft der Genetik. Wie eigentlich konnten sie ihre Studien und DNA -Analysen ohne Comp-System und Labor-Equipment ausführen? Ich weiß, die Gründer haben die besten Geräte mitgebracht, die man sich vorstellen kann, und zweifellos besaßen sie auch ein Lager mit Ersatzteilen. Aber nichts hält sechshundert Trockenzeiten lang.«
    »Beweise habe ich zwar nicht«, entgegnete Kilara, »aber ich bin sicher, dass es in den Jahrhunderten, als sie isoliert waren, auf die eine oder andere Weise möglich war, Kontakte zu Händlern aufrechtzuerhalten. Als ich mit meinen Untersuchungen begann, waren die Außenweltler noch nicht an Land gekommen. Trotzdem besaßen wir Instrumente und elektronisches Material, das relativ neu war. In den Archiven des Hauses der Sadaï würde man zu diesem Thema bestimmt Informationen finden. Ich glaube nicht, dass Tsune uns informieren wird. Da werden wir schon warten müssen, bis eine von uns beiden Sadaï wird, um Genaueres zu erfahren.«
    »Wenn du Sadaï wirst, wirst du mir sicher nichts darüber sagen. Du wirst dich wie alle anderen von der Paranoia der Shiro anstecken lassen und deine Geheimnisse eifersüchtig für dich behalten«, antwortete Suvaïdar, bemüht, einen heiteren Ton zu treffen, doch es gelang ihr nicht, die Stimmung aufzulockern.
    *
    Nach mehreren Wochen, in denen nichts Neues geschah, brachte das medizinische Zentrum des Astroports das Impfprogramm in Gang, und drei Tage später gaben die Jestaks den Astroport wieder frei. Viele, denen es nicht gelungen war, auf Ta-Shima die guten Geschäfte zu machen, die sich erhofft hatten, verließen diesen schaurigen Planeten ohne jedes Bedauern. Man sah auch andere aus sehr viel empfindsameren Gründen abreisen: Sie hatten Eltern oder Freunde sterben sehen. Die langjährigen Bewohner, die Händler, die mittlerweile mit ihren Asix-Lebensgefährtinnen und ihren Kindern schon Jahre in Schreiberstadt wohnten, blieben nahezu alle dort.
    Rasser hatte den Zwischenfall am Tor der Botschaft nicht vergessen. Dass dabei drei Zivilisten ums Leben gekommen waren, war überaus bedauerlich und darüber hinaus schlecht für seine Karriere – auch wenn die Opfer zum Teil mitverantwortlich waren. Schließlich hatte man ihnen geraten, Menschenansammlungen zu meiden, um die weitere Ausbreitung der Epidemie zu unterbinden. Und sie hatten nichts Besseres zu tun gehabt, als sich zu dieser absurden Kundgebung zu versammeln. Die Föderation repräsentierte die höchste Autorität und war der erste Anlaufpunkt für alle Bürger. Doch wie konnten sie die Hoffnung hegen, dass eine Handvoll Soldaten das Virus mit Erfolg hätte bekämpfen können?
    Solange die Angst vor dem Virus umgegangen war, hatte Rasser vermieden, mit Kapitän Aber zusammenzutreffen. Dieser hätte sich

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