Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
Gorin, die Soldaten in ihrer Sprache. Dann ist einer der Schüler Lals nahe an die Soldaten herangegangen, worauf einer von ihnen ihn weggestoßen hat ...«
Suvaïdar sah die Szene vor ihrem inneren Auge ablaufen: derSoldat, der die Hand hob, um einen der Ta-Shimoda wegzustoßen – und die Hand sofort, vor Schmerz schreiend, wieder zurückzog und ungläubig auf das Blut starrte, das aus dem Stumpf seines kleinen Fingers spritzte, der mit einem so schnellen Hieb der Klinge abgetrennt worden war, dass er es gar nicht bemerkt hatte. Daraufhin rissen seine Kameraden die Plasmagewehre hoch und feuerten auf die beiden Schüler Lals, deren Körper binnen Sekunden verkohlten. Von Fleisch, Knochen und Kleidung blieben nur noch ein Häufchen rauchende Asche, zwei Säbel mit doppelter Klinge und zwei Messer.
»Als die Soldaten von einer kleinen Menge schweigender Asix eingekreist wurden, haben sie den Rückzug angetreten«, berichtete der Mann weiter. »Nachdem die Klingen so weit abgekühlt waren, dass man sie anfassen konnte, ohne sich zu verbrennen, haben zwei Asix sie an sich genommen und hierhergebracht.«
»Lass mich sehen.«
Riodan Lal drehte die Säbel zwischen seinen Händen.
»Amin Van Voss und Yoshi Valdez«, erklärte er gleichgültig.
Doch der Vorfall, der sich zwei Tage später ereignete, war viel schwerwiegender.
Bei neuerlichen Auseinandersetzungen hatte es bereits neun Tote gegeben, sechs Shiro und drei von Abers Soldaten. Kapitän Aber, der dies für eine schwere Provokation hielt, befahl, zukünftig ohne Vorankündigung die Waffen zu ziehen.
Und so war das Unvermeidliche geschehen. Es war Abend, und in der Hauptstraße hielt eine Patrouille Danela an, eine ältere Shiro aus dem Bur-Clan, die auf dem Weg ins Haus des Clans in Niasau war. Sie war den Umgang mit den Fremden gewöhnt, konnte sogar einige Worte in Galaktisch sprechen. Sie bat die Soldaten in ruhigem Tonfall, sie passieren zu lassen. Ein Händler, der einige Jahre auf Ta-Shima gelebt hatte, trat respektvoll zur Seite.
Plötzlich rief einer der Soldaten: »Eine Frau! Ich hätte Lust, mir ihr Gesicht anzuschauen, ob sie genauso hässlich ist wie diese widerlichen Asix.«
»Wenn sie nicht hässlich wären, würden sie sich nicht so dickeinmummeln!«, kommentierte einer seiner Kameraden lachend. Und bevor der Sergeant, der die Patrouille anführte, einschreiten konnte, hob der Soldat bereits die Hand, um die Maske herunterzureißen, die das Gesicht der Shiro bedeckte.
Schnell wie der Blitz zückte die alte Frau ihr Messer und stach zu. Der Soldat schaute überrascht, als sein Blut plötzlich aus der durchtrennten Halsschlagader schoss und zwei seiner Kameraden und die Shiro bespritzte. Während der Soldat seine Waffe losließ, zusammenbrach und verblutete, eröffneten drei seiner Kameraden das Feuer. Die beiden ersten zielten auf die Alte des Bur-Clans, die nach einem schrillen Schmerzensschrei lichterloh in Flammen stand. Der dritte Soldat, ein junger, verängstigter Rekrut, berührte seinen Unteroffizier, der weniger Glück als die Shiro hatte: Seine antithermische Kombination bewirkte, dass er nur langsam verbrannte und schreckliche Schmerzensschreie ausstieß. Seine Kameraden hatten nicht die Zeit, ihm zu helfen.
Die Schreie des Soldaten zogen die Aufmerksamkeit einer kleinen Gruppe von Asix auf sich. Auch die Schüler von Riodan Lal, die gerade durch das Viertel an der Brücke liefen, wurden aufmerksam. Ebenso eilten andere Patrouillen der Spezialeinheiten herbei.
Die Ersten, die den Schauplatz erreichten, waren die Ta-Shimoda, graue Schatten in der grauen Dämmerung. Ihnen voran ging mit großen Schritten Nisa Huang, die erst ein paar Monate zuvor ihre Volljährigkeitsprüfung bestanden hatte. Elegant zückte sie ihren Säbel, um ihn dann in weitem Schwung durch die Luft zischen zu lassen. Mit einer einzigen Bewegung köpfte sie einen Soldaten. Der abgetrennte Kopf rollte genau zwischen die Beine des Sergeanten, der wie ein Wahnsinniger schrie. In diesem Moment fiel ein weiterer Schuss aus dem Plasmagewehr, der die Szenerie in grelles Licht tauchte. Nisas Kopf blitzte auf wie eine winzige Nova, um dann binnen einer Sekunde zu verbrennen, während ihr verrenkter Körper zuckend zu Boden fiel.
Nach wenigen Sekunden herrschte ein wildes Handgemenge. Als schließlich wieder Ruhe einkehrte, hatten rund hundert Menschen ihr Leben gelassen: sämtliche Schüler der Akademievon Riodan Lal, einige Schüler von Tarr Huang, darunter Tichaeris
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