Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
Spezialkräfte ist. Auf Wahie habe gehört, dass diese Leute miniaturisierte Apparate bei sich tragen, mit denen sie Informationen subätherisch übertragen können. Wenn das Gerät des Mannes, den ich meine, in dem Moment eingeschaltet ist, in dem der Unfall geschieht, könnten seine Dienstherren von Neudachren entdecken, was ihm zugestoßen ist.«
»Weißt du denn, um wen es sich handelt?«, fragte David Ricardo.
»Ich habe keine Beweise, aber ich bin hundert Prozent sicher, dass es der Kapitän ist, den die Asix die ›Weißen Augen‹ nennen. Ich würde ihn am liebsten mit eigenen Händen töten, aber es wäre besser, sich nicht an ihm zu vergreifen. Sollte er sterben, wird man sofort einen anderen als Ersatz für ihn schicken, und der wäre vielleicht noch schlimmer. Wir müssten alle Neuankömmlinge überwachen.«
Tsune Sadaï stimmte zu, wie es unter den Ta-Shimoda üblich war. Sie hob die linke Hand, wenn auch ohne Begeisterung, und befahl:
»Also gut, wir werden uns nicht mit ihm befassen, zumindest im Moment nicht. Geh zu den Unmenschen, Huang, und versuche herauszubekommen, ob der Mann, von dem du redest, dieses überflüssige technische Zeug trägt. Versuch auch herauszufinden, was sie vorhaben. Ich werde im Rat nicht über dies alles berichten. Ich bin die erste Sadaï in der Geschichte, die gezwungen ist, den Ta-Shimoda Misstrauen entgegenzubringen. Und was noch vielschlimmer ist, den Saz Adaï und ihren Ratgebern gegenüber. Und ich bin die erste Shiro, der es nicht erlaubt ist, den Säbel zu ziehen, obwohl die Ehre mit Füßen getreten wurde. Bakterien und Unfälle! Diese Welt entwickelt sich so, dass ich die Lust am Leben verliere. Ich muss das Ende der Trockenzeit abwarten, bevor ich das Shiro-Privileg auskosten darf.«
In der Ratsversammlung kam man außerdem überein, den Handel mit den Sitabeh einzuschränken. Man könne ihnen keine größere Menge Lebensmittel verkaufen als im Jahr zuvor, egal welchen Preis sie bieten würden.
»Aber ...«, begann Eronoda.
Tsune unterbrach sie barsch.
»Hast du nicht verstanden, was ich gesagt habe?«
»Doch, Sadaï.«
»Und schlage ihnen keine anderen Dinge zum Kauf vor, keine Lebensmittel, keine Gewürze und keine Daïbanfasern. Verstanden?«
»Ja, Sadaï.«
Gleich nach der Ratssitzung kehrte Suvaïdar ein weiteres Mal nach Niasau zurück, um einer Anordnung zu folgen, die ihr gar nicht gefiel, und mit dem Botschafter zu sprechen. Während sie auf dem Weg dorthin war, wiederholte sie vor ihrem inneren Auge wie ein Mantra das sechste Gebot der Akademie: »Sei während des Kampfes so ruhig wie die Oberfläche eines stillen Sees.« Sie musste unbedingt vermeiden, sich vom Zorn überwältigen zu lassen, falls der Botschafter die jüngsten Ereignisse verharmloste.
Sie traf Rasser sehr erregt an.
»Meine Dame«, sagte er und errötete, »die Soldaten haben die Körper der toten Shiro einer Prüfung unterzogen. Sie hatten recht. Bei der Mehrzahl handelte es sich um Jungen, aber leider auch um Mädchen. Wie konnten die Shiro nur auf die Idee kommen und junge Mädchen an den Patrouillen teilnehmen lassen?«
»Wir, die Shiro, lassen uns von niemandem Befehle erteilen, es sei denn, es handelt sich um den Befehl eines direkten Vorgesetzten. Niemals hätte ich diese jungen Shiro daran hindern können, das zu tun, was sie wollten.«
Rasser nahm die Habachtstellung ein, aber eine Wirkung hatte das nicht: Suvaïdar hatte nie mit dem Personal der Astroflotte zu tun gehabt und wusste nicht, weshalb ihr Gesprächspartner starr wie ein Holzpflock blieb, als er mit feierlicher Stimme deklarierte:
»Die Botschaft bedauert zutiefst, was geschehen ist. Einige Soldaten hat der Vorfall ebenfalls erschüttert. Sie sind keine Scharfrichter, und sie haben auch nicht die Angewohnheit, mit ihren Plasmagewehren auf Kinder zu schießen, die mit prähistorischen Schwertern bewaffnet sind. Ich möchte hinzufügen, dass ich den Befehl gegeben habe, nicht auf Provokationen zu reagieren und die Waffen nur zur Verteidigung einzusetzen – und das auch nur, wenn es gar nicht anders geht. Doch in zwei Fällen wurden meine Anweisungen ignoriert. ›Bevollmächtigter Botschafter‹«, fügte er mit bitterer Ironie hinzu, »was für ein Witz! Das heißt doch nur, dass ich als der Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden, wenn die Dinge sich schlecht entwickeln.«
»Ich werde Ihre Entschuldigungen überbringen. Aber wie ich Ihnen bereits sagte, wiegt für uns der Tod der Asix
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