Das Gesicht der Anderen
also nur eine Sache von …”
“Wie haben Sie das rausbekommen? Ich meine, habe ich Sie irgendwie durch mein Verhalten darauf gebracht?”
“Nur eine Vermutung”, musste Dante zugeben. “Es ist doch logisch: Man tauscht mit einer Freundin die Autos, damit die Polizei, die nach einem schwarzen Jaguar sucht, nicht fündig wird. Denn in Wirklichkeit hätten sie ja nach welchem Auto suchen müssen …?”
“Wenn ich Ihnen das sage, bringt sie mich um.” Hannah hob die Schultern und ließ den Kopf hängen, als versuchte sie, sich wie eine Schildkröte in ihrem Panzer zu verstecken.
“Und ich bin gezwungen, drakonische Maßnahmen zu ergreifen, wenn Sie es mir nicht sagen.”
Hannah sah Dante an. Sie hatte tatsächlich Angst. Wären die Begleitumstände nicht so ernst, hätte er am liebsten gelacht. Später würde er sich bei Hannah entschuldigen, dass er ihr solche Angst eingejagt hatte.
“Leslie Annes Jaguar steht in unserer Garage”, gab Hannah schließlich mit zitternder Stimme zu. “Ich habe ihr dafür meinen roten BMW überlassen.”
“Welches Modell?”, fragte Dante.
“Ein Cabrio. BMW Z4.”
“Danke, Hannah. Du hast das Richtige getan, und ich verspreche dir, dass ich bei Leslie Anne ein gutes Wort für dich einlegen werde.”
“Wirklich?”
Er grinste sie an. “Auf jeden Fall.” Angesichts der vor ihm dahinschmelzenden Hannah, nahm er rasch sein Handy aus der Tasche und rief seinen Kollegen Dom an. “Nimm Kontakt zu Vic auf und sag ihm, wir treffen uns im Büro des Sheriffs in Fairport. Außerdem muss eine Fahndung nach einem roten BMW raus, zugelassen auf …” Dante sah Hannah fragend an.
“Anson Wright”, sagte Hannah. “Der Wagen läuft auf meinen Vater.”
“Der Besitzer ist ein Mr. Anson Wright. Offensichtlich hat Leslie Anne mit einer Freundin die Autos getauscht. Das Fahrzeug, nach dem die Polizei im Moment fahndet, steht seit sechsunddreißig Stunden in der Garage der Familie Wright.”
Er beobachtete das Mädchen, als es in das Restaurant des Motels ging, und fragte sich, was ein Teenager in ihrem Alter ganz allein hier zu suchen hatte. Während sie aß, wartete er darauf, dass ein Freund oder ein Elternteil auftauchte. Doch als sie fertig war, bezahlte sie und verließ das Lokal – immer noch allein. Ihr zu folgen, war kein Problem. Sie schien überhaupt nicht mitzubekommen, was um sie herum vor sich ging, und achtete auf nichts und niemanden. Im Gang blieb er stehen und beobachtete, wie sie die Keycard ins Türschloss schob und ihr Zimmer betrat. Er schaute sich um, ob er beobachtet wurde, dann grinste er. Die Luft war rein. Mit einem leisen Pfeifen auf den Lippen ging er ganz lässig den Gang entlang bis zu ihrem Zimmer. Nummer 215.
Er richtete seine Krawatte, setzte ein freundliches, vertrauenswürdiges Lächeln auf und klopfte an die Tür der attraktiven jungen Blondine.
“Ja? Was ist?”, fragte sie durch die geschlossene Tür.
Wahrscheinlich beobachtete sie ihn durch den Türspion.
“Hallo, Miss. Bitte entschuldigen Sie die Störung. Mein Name ist Joe Thompson, Assistant Manager des Motels. Unglücklicherweise wurden von einer Person, die sich als Sicherheitsdienst des Motels ausgegeben hat, verschiedene Keycards entwendet, darunter auch die für Ihr Zimmer. Im Sinne Ihrer eigenen Sicherheit würden wir Sie daher gern in einem anderen Zimmer unterbringen.”
“Oh Gott”, wimmerte das Mädchen.
Er hatte sie. Wie einfach war das gewesen. Sie war sofort auf seine dämliche Geschichte hereingefallen. Jetzt musste er nur noch den Sack zumachen. “Bitte machen Sie sich keine Sorgen. Sie sind nicht in Gefahr. Ich werde Sie persönlich zu Ihrem neuen Zimmer begleiten.”
Die Tür öffnete sich langsam und das Mädchen schaute heraus.
Sei nett zu ihr, ermahnte er sich, und dränge sie nicht. Zeig ihr, dass du ein netter Mensch bist, dem sie hundertprozentig vertrauen kann.
“Ich helfe Ihnen gern mit Ihrem Koffer, junge Dame.” Er blieb, wo er war, und wartete höflich darauf, dass sie den nächsten Schritt einleitete. Er wollte sie auf keinen Fall misstrauisch machen. “Sie erinnern mich an meine Nichte, wissen Sie? Cathy Jo. Meine Schwester hat sie nach mir Jo genannt. Sie ist Cheerleader. Sie vielleicht auch?”
Leslie Anne schüttelte den Kopf und öffnete die Tür dann ganz. Das nahm er als Einladung. Er könnte es auch gleich hier in ihrem Zimmer erledigen, aber das war ihm zu unsicher. Am Ende wusste doch jemand, wo sie war, und platzte
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