Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
anstarrte.
    »Detective«, sagte sie, »kann ich Sie mal kurz draußen sprechen?«
    »Wozu dieser ganze.«, setzte er barsch an.
    »Jetzt sofort!«, fiel sie ihm ins Wort.
    Rhyme musterte die beiden einen Moment lang, verlor aber gleich darauf das Interesse an dem seltsamen Wortwechsel und konzentrierte sich wieder auf die Wandtafel.
    Sachs trat hinaus auf den Flur, und Sellitto folgte ihr mit schwerem Schritt. Thom war die Situation nicht entgangen. »Was ist denn los?«, fragte er, aber Amelia knallte wortlos die Tür zu. Sie deutete auf das Ende des Korridors und ging mit Sellitto in die Küche.
    Dort wirbelte sie herum und stemmte die Hände in die schmalen Hüften. »Wieso haben Sie es seit zwei Tagen auf mich abgesehen, Detective?«
    Der stämmige Mann zog sich den Hosengürtel hoch. »Sie sind verrückt. Das bilden Sie sich bloß ein.«
    »Schwachsinn. Sie wollen etwas loswerden, also sagen Sie's mir ins Gesicht. Das sind Sie mir schuldig.«
    »Ach ja?«, fragte er höhnisch.
    »Was soll das?«, entgegnete sie gereizt.
    Er schwieg und sah zu dem Hackbrett, auf dem Thom ein halbes Dutzend Tomaten und etwas Basilikum bereitgelegt hatte. »Ich weiß, wo Sie letzte Nacht gewesen sind«, sagte er schließlich.
    »Und?«, fragte sie.
    »Die Babysitter vor Sungs Wohnung haben mir berichtet, dass Sie gestern abend bei ihm gewesen und erst um Viertel vor zwei wieder gegangen sind.«
    »Mein Privatleben geht nur mich etwas an«, sagte sie frostig.
    Der untersetzte Cop warf einen Blick über die Schulter und sprach in schnellem Flüsterton weiter. »Nein, inzwischen geht es eben nicht nur Sie etwas an, Amelia, sondern auch ihn.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ihn? Wen?«
    »Rhyme. Wen denn sonst?«
    »Wovon reden Sie?«
    »Er ist zäh. Zäher als jeder andere, den ich kenne. Aber eine Sache gibt es, die könnte ihn total fertig machen, und das sind Sie - sofern Sie weiterhin diese Tour fahren.«
    Sie war verwirrt. »Welche Tour?«
    »Hören Sie, Sie haben ihn damals nicht gekannt - und die Frau, in die er verliebt war, Claire. Als sie starb, hat er ewig gebraucht, um darüber hinwegzukommen. Er ging zur Arbeit, er machte seinen Job, aber es dauerte ein Jahr, bis er wieder dieses Funkeln in den Augen hatte. Und dann seine Frau... Klar, die beiden haben sich gestritten und zwar manchmal mehr als heftig. Es war nicht gerade die glücklichste Ehe aller Zeiten, aber dann - nach dem Unfall -, als er erkannte, dass es nicht mehr ging und er geschieden wurde, hat er gelitten wie ein Hund.«
    »Ich weiß nicht, was Sie damit andeuten wollen.«
    »Das wissen Sie nicht? Für mich ist das völlig klar. Sie sind der Mittelpunkt seines Lebens. Er hat Ihnen gegenüber alle Vorsicht abgelegt. Sie werden ihn zugrunde richten. Und ich werde das nicht zulassen.« Er fuhr sogar noch leiser fort. »Denken Sie doch nur mal nach - falls Sie sich weiterhin mit diesem Kerl treffen, wird es Rhyme umbringen. Es. Was gibt's denn da zu lachen, verdammt noch mal?«
    »Sie meinen mich und John Sung?«
    »Ja, der Kerl, zu dem Sie sich heimlich geschlichen haben.« Sachs schlug die Hände vor das Gesicht. Ihre Schultern zuckten. »Oh, Lon.« Dann wandte sie sich schnell ab, denn ihr Lachen war in Weinen übergegangen.
    »Und jetzt muss ich unbedingt mit Ihnen reden.«
    »Das klingt nach schlechten Neuigkeiten, Doktor.«
    »Wollen wir uns nicht da drüben in die Ecke setzen?«
    »Meine Güte«, sagte Sellitto und trat einen Schritt vor. Dann hielt er inne und ließ verlegen die Arme sinken. »Amelia, was.« Sie hob eine Hand und sagte nichts. »Was ist los?«
    Schließlich fing sie sich, wischte sich das Gesicht ab und drehte sich zu Sellitto um. »Es ist nicht das, was Sie denken, Lon.«
    Er zog schon wieder an seinem Gürtel. »Sondern?«
    »Sie wissen doch, dass Rhyme und ich darüber gesprochen haben, Kinder zu bekommen.«
    »Ja.«
    »Es hat nicht funktioniert. Wir haben es wirklich versucht, aber ich wurde nicht schwanger. Ich hatte Angst, bei Lincoln könnte etwas nicht in Ordnung sein. Daher sind wir vor ein paar Wochen ins Krankenhaus gefahren und haben uns beide untersuchen lassen.«
    »Ja, ich weiß, dass er beim Arzt gewesen ist.« Sie dachte an jenen Tag im Aufenthaltsraum zurück.
    »Ah, Miss Sachs. Hier stecken Sie also.«
    »Hallo, Doktor.«
    »Ich habe gerade mit Lincoln Rhymes Arzt gesprochen.«
    »Ja?«
    »Und jetzt muss ich unbedingt mit Ihnen reden.«
    »Das klingt nach schlechten Neuigkeiten, Doktor.«
    »Wollen wir uns nicht da drüben

Weitere Kostenlose Bücher