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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Einsatzgruppe operiert von Manhattan aus.«
    Der INS-Mann zuckte die Achseln. »Meinetwegen. Ich kümmere mich um den Papierkram.«
    Sachs verlagerte ihr Gewicht von einem Bein aufs andere und fuhr zusammen, als ein stechender Schmerz durch ihr Knie und ihre Hüfte schoss. Sung hielt immer noch unbewusst das Amulett umklammert und sah sie prüfend an. »Danke, Miss«, sagte er leise und aufrichtig.
    »Wofür?«
    »Sie haben mir das Leben gerettet.«
    Sie nickte und sah ihm einen Moment tief in die dunklen Augen. Dann setzte der Sanitäter ihm die Sauerstoffmaske wieder auf.
    Am Rand von Amelias Blickfeld flog etwas Weißes vorbei. Sie wandte den Kopf und musste feststellen, dass sie die Tür des Camaro offen gelassen hatte und der Wind soeben ihre Notizen in der Landschaft verteilte. Hastig humpelte sie zurück zu ihrem Wagen.
     
     
    ZWEITER TEIL
    DAS SCHÖNE LAND
    Dienstag, von der Stunde des Drachen, 8.00 Uhr, bis zur Stunde des Hahns, 18.30 Uhr.
    Die Schlacht wird von dem weitestblickenden Spieler gewonnen - demjenigen also, der den Zug des Gegners durchschaut, die Strategie des anderen erkennt und vereitelt und der, sobald er selbst angreift, die Defensivmaßnahmen des Attackierten vorausahnt.
    The Game of Wei-Chi 
     
     
    ...Neun
    Der Alltag eines Mautkassierers an einer der Zufahrten nach New York City war nicht besonders abwechslungsreich.
    Nur ganz selten passierte mal etwas Aufregendes - wie zum Beispiel damals, als ein Dieb einen der Schalter überfiel und dabei beachtliche 312 Dollar erbeutete. Dummerweise schlug der Kerl an der Auffahrt der Triboro Bridge zu, sodass ihm nur ein einziger Fluchtweg blieb. Am anderen Ende der Brücke wurde er dann bereits von einem Dutzend kopfschüttelnder Polizisten erwartet.
    Der Kassierer, der an diesem stürmischen Morgen um kurz nach acht in einer der Kabinen des Queens Midtown Tunnel saß
    - ein pensionierter New Yorker Verkehrspolizist, der sich mit dem Teilzeitjob etwas Geld hinzuverdiente -, hatte schon seit Jahren keine kritische Situation mehr erlebt und war ganz begeistert, dass endlich etwas Abwechslung in seine monotone Beschäftigung kam: Alle Mautstellen von Manhattan hatten eine dringliche Nachricht der Hafenbehörde erhalten, die besagte, dass vor der Küste von Long Island ein Schiff mit illegalen Einwanderern gesunken sei. Es hieß, einige der chinesischen Passagiere befänden sich auf dem Weg in die Stadt, ebenso der verantwortliche Schlepper. Sie saßen vermutlich in einem weißen Kleinbus, auf dem der Name einer Kirchengemeinde stand, sowie in einem roten Honda. Zumindest ein Teil der Personen war angeblich bewaffnet.
    Man kam von Long Island aus über mehrere Brücken und Tunnel nach Manhattan. Manche waren gebührenfrei - beispielsweise musste man weder auf der Queensboro noch auf der Brooklyn Bridge Maut bezahlen -, aber der kürzeste Weg führte durch den Queens Midtown Tunnel. Polizei und FBI hatten die Genehmigung erhalten, alle Express- und Selbstbedienungsfahrspuren zu schließen, sodass die Gesuchten auf jeden Fall eine der bemannten Kabinen passieren mussten.
    Der Ex-Cop hätte nie gedacht, dass ausgerechnet er die Immigranten entdecken würde, aber genau das schien gerade geschehen zu sein.
    Er wischte sich die schweißnassen Hände an seiner Hose ab und behielt einen weißen Kleintransporter im Blick, der irgendeine Aufschrift trug. Am Steuer saß ein Chinese und fuhr langsam auf seine Kabine zu.
    Noch zehn Autos in der Schlange, noch neun.
    Er zog seine frühere Dienstwaffe aus dem Holster, einen 357er Smith & Wesson mit zehn Zentimeter langem Lauf, und legte den Revolver neben die Registrierkasse. Wie sollte er mit der Situation umgehen? Er konnte das Fahrzeug festhalten und Meldung erstatten, aber was war, falls die Kerle Dummheiten machten oder zu fliehen versuchten? Er beschloss, sie mit vorgehaltener Pistole zum Aussteigen zu zwingen.
    Und wenn einer von denen unter das Armaturenbrett oder zwischen die Sitze griff?
    Verdammt, er saß in diesem verglasten Kabuff wie auf einem Präsentierteller, ganz allein auf sich gestellt, und eine Wagenladung chinesischer Gangster kam immer näher. Womöglich waren die sogar mit den Prachtstücken russischer Waffenproduktion ausgestattet: AK-47 Sturmgewehren.
    Scheiße, dann würde er sie eben abknallen.
    Eine Frau beschwerte sich über die Sperrung der Expressspuren. Er ignorierte sie und starrte auf die Wagenschlange. Der Kleinbus war noch drei Fahrzeuge entfernt.
    Der Kassierer griff an den

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