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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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eigenhändig gemeistert?«
    Er schlug bekümmert die Augen nieder. »Leider konnte ich nicht alle retten. Aber ich habe es versucht.«
    »Geht es deiner Familie gut?«, fragte ein anderer.
    »Ja«, antwortete der betrunkene Wu.
    »Wohnst du hier in der Nähe?«
    »Nur ein Stück die Straße hinauf.«
    »Wie ist der Geist denn so?«, wollte einer der Männer wissen.
    »Er ist ein Wichtigtuer. Und ein Feigling. Er hat immer eine Pistole dabei. Falls er sie aus der Hand gelegt hätte, um wie ein Mann zu kämpfen - mit einem Messer -, wäre ich leicht mit ihm fertig geworden.«
    Dann verstummte Wu, denn Sam Changs Worte fielen ihm wieder ein. Es war wohl besser, wenn er sich ein bisschen zurückhielt. Also wechselte er das Thema. »Kann mir einer von euch weiterhelfen? Da gibt's so eine Statue, die ich besichtigen möchte. Vielleicht könnt ihr mir sagen, wo die steht.«
    »Statue?«, fragte der Mann direkt neben ihm. »Welche? Hier gibt's überall Statuen.«
    »Sie ist sehr berühmt. Es ist eine Frau, und sie hält ihr Geschäftsbuch in der Hand.«
    »Ihr Geschäftsbuch?«, fragte ein anderer.
    »Ja«, bekräftigte Wu. »Man sieht sie oft in Filmen über das Schöne Land. Sie steht auf irgendeiner Insel, hält in einer Hand eine Fackel und in der anderen ihr Geschäftsbuch. Die Fackel hat sie, damit sie Tag und Nacht in ihren Unterlagen nachschauen kann, wie viel Geld sie besitzt. Steht die hier in New York?«
    »Ja, die steht hier«, sagte einer der Männer und fing im selben Moment an zu lachen. Einige der anderen fielen in das Gelächter ein, und auch Wu lachte mit, obwohl er keine Ahnung hatte, was eigentlich so komisch war.
    »Du musst zu einem Ort namens Battery Park gehen. Von dort aus fahren Boote zur Besichtigung der Statue.«
    »Das werde ich machen.«
    »Auf die Buchhalterin«, rief lachend ein anderer Mann. Alle leerten ihre Tassen und spielten weiter.
     
     
    ...Fünfzehn
    Amelia Sachs kehrte aus der Wohnung des Zeugen in Chinatown zurück, und Rhyme nahm amüsiert zur Kenntnis, mit welch strengem Blick sie Sonny Li bedachte, als dieser voller Stolz verkündete, er sei ein »Detective der Öffentlichen Sicherheit der Volksrepublik China«.
    »Was Sie nicht sagen!«, erwiderte sie kühl.
    Sellitto fasste kurz zusammen, woher auf einmal dieser chinesische Polizist stammte.
    »Habt ihr ihn überprüft?«, fragte Amelia und musterte den Mann, der fast dreißig Zentimeter kleiner war als sie.
    Li kam dem Detective mit einer Antwort zuvor. »Man hat mich sogar sehr gründlich überprüft, Hongse. Ich bin sauber.«
    »Hoankseh? Was, zum Teufel, soll das denn?«, schnauzte sie ihn an.
    Er hob abwehrend die Hände. »Das heißt >rot<. Sonst nichts. Es ist nichts Schlimmes. Wegen Ihrer Haare. Ich habe Sie am Strand gesehen.«
    Rhyme glaubte in Lis schiefem Grinsen den Anflug eines Flirts zu entdecken.
    Eddie Deng bestätigte, dass dieses Wort allein die Farbe bezeichnete und keine zweideutige Aussage enthielt.
    »Er ist in Ordnung, Amelia«, versicherte Dellray.
    »Obwohl er eigentlich in Untersuchungshaft sitzen müsste«, brummte Coe.
    Sachs zuckte die Achseln und wandte sich an den chinesischen Cop. »Was war am Strand? Haben Sie mich ausspioniert?«
    »Ich habe mich nicht hervorgetraut, weil ich fürchten müsste,
    Sie würden mich zurückschicken. Ich wollte auch eine Chance, den Geist zu erwischen.«
    Sachs verdrehte die Augen.
    »Moment noch, Hongse. Hier.« Er hielt ihr ein paar zerknitterte Geldscheine hin.
    Sie runzelte die Stirn. »Und was hat das zu bedeuten?«
    »Ich brauchte Geld und habe es mir am Strand aus Ihrer Tasche geborgt.«
    Sachs sah in ihrer Geldbörse nach und klappte sie geräuschvoll wieder zu. »Herr im Himmel!« Ein Blick zu Sellitto. »Darf ich ihn jetzt verhaften?«
    »Nein, nein, ich zahle es doch zurück. Ich bin kein Dieb. Hier, schauen Sie nur, es ist alles da. Und sogar zehn Dollar extra.«
    »Zehn extra?«
    »Als Zinsen, würde ich sagen.«
    »Woher haben Sie das?«, fragte sie spöttisch. »Ich meine, wo haben Sie es diesmal gestohlen?«
    »Nein, nein, das ist schon okay.«
    »Tja, das nenne ich doch mal eine gute Erklärung. >Es ist schon okay.<« Seufzend nahm Sachs das Geld, allerdings ohne die fragwürdigen zehn Dollar.
    Dann berichtete sie dem Team, was der Zeuge - John Sung - ausgesagt hatte. Als Rhyme hörte, dass Sungs Angaben sich weitgehend mit Sonny Lis Behauptungen deckten und somit die Glaubwürdigkeit des chinesischen Polizisten untermauerten, fühlte er sich ein

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