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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Patronen?«, fragte Rhyme. »Vielleicht braucht er Nachschub.« Falls die Munition selten war, würden sie den Kreis der möglichen Verkaufsstellen eventuell eingrenzen können.
    Doch Cooper schüttelte den Kopf. »Die bekommt man in jedem größeren Waffenladen.«
    Verdammt.
    Ein Bote brachte einen Umschlag. Sellitto nahm das Kuvert entgegen, öffnete es und holte einige Fotos heraus. Er zog eine Augenbraue hoch und sah Rhyme an. »Die drei Leichen, die von der Küstenwache aus dem Wasser geborgen wurden. Etwa anderthalb Kilometer vor der Küste. Zwei erschossen. Einer ertrunken.«
    Auf den Bildern waren die Gesichter der Toten zu sehen, die Augen halb geöffnet, die Blicke glasig. Einer hatte ein Loch in der Schläfe. Die anderen beiden wiesen keine sichtbaren Verletzungen auf. Beigefügt waren Karteikarten mit den Fingerabdrücken.
    »Die zwei sind Besatzungsmitglieder«, sagte Li. »Der andere ist einer der Flüchtlinge. Er war unten bei uns im Laderaum. Seinen Namen weiß ich nicht.«
    »Hängt die Fotos auf, und schickt die Abdrücke an AFIS«, sagte Rhyme.
    Sellitto kam der Aufforderung nach, und dann bemerkte Rhyme auf einmal, dass alle im Raum verstummten und auf die makabren Neuzugänge starrten, die nun unter der GHOSTKILL- Überschrift hingen. Er vermutete, dass Coe und Deng noch nicht allzu viele Leichen gesehen hatten. Auch das gehörte zu den Begleiterscheinungen der Tatortarbeit, rief Rhyme sich ins Gedächtnis: Man gewöhnte sich sehr schnell an den Anblick toter Gesichter.
    Sonny Li verharrte genau wie die anderen schweigend vor den Bildern. Dann murmelte er etwas auf Chinesisch.
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte Rhyme.
    Li sah ihn an. »Ich habe gesagt >Bei den Richtern der Hölle<. Das ist nur so eine Redensart. Sie basiert auf einem chinesischen Mythos zehn Richter der Hölle entscheiden darüber, wo im Verzeichnis der Lebenden und der Toten dein Name steht. Sie bestimmen, wann du geboren wirst und wann du stirbst. Jeder Mensch auf dieser Welt hat dort einen Eintrag.«
    Rhyme musste für einen Moment an seine letzten Arzttermine und die bevorstehende Operation denken. Er fragte sich, auf welcher Seite im Verzeichnis der Lebenden und der Toten wohl sein eigener Name aufgeführt sein mochte.
    Ein weiterer Piepton des Computers erlöste sie aus der Stille. Mel Cooper sah auf den Schirm. »Wir kennen jetzt das Fabrikat des Fahrzeugs vom Strand. Ein BMW X5. Das ist einer dieser schicken Geländewagen. Ich selbst fahre bloß einen zehn Jahre alten Dodge. Der ist im Unterhalt nicht so teuer.«
    »Trag's in die Tabelle ein.«
    Während Thom schrieb, warf Li einen kurzen Blick auf die Tafel. »Wessen Wagen ist das?«, fragte er.
    »Wir glauben, dass jemand am Strand gewartet hat, um den Geist abzuholen«, sagte Sellitto und nickte in Richtung der Tafel. »Das war seine Karre.«
    »Was ist mit ihm geschehen?«
    »Anscheinend hat er Panik bekommen und ist abgehauen«, sagte Deng. »Der Geist hat auf ihn geschossen, aber er ist dennoch weitergefahren.«
    »Er hat den Geist zurückgelassen?«, fragte Li und runzelte die Stirn.
    »Genau«, bestätigte Dellray.
    »Überprüf New York, Jersey und Connecticut nach dem Modell«, befahl Rhyme. »Kannst du es auf einen Radius von, sagen wir, zweihundertfünfzig Kilometer rund um Manhattan begrenzen?«
    »Kein Problem.« Cooper loggte sich in die geschützte Internetseite der Zulassungsstelle ein. »Erinnerst du dich noch an damals, als so etwas Wochen gedauert hat?«, sinnierte er. Mit leisem Summen fuhr Rhymes Rollstuhl bis dicht vor den Monitor des Technikers. Kurz darauf füllte der Bildschirm sich mit den Namen und Adressen aller registrierten Eigentümer eines BMW X5.
    »Scheiße«, fluchte Dellray und kam näher. »Wie viele haben wir?«
    »Das Auto ist beliebter, als ich vermutet hätte«, sagte Cooper. »Hunderte.«
    »Was ist mit den Namen?«, fragte Sellitto. »Sind Chinesen dabei?«
    Cooper scrollte durch die Liste. »Zwei klingen danach. Ling und Zhao.« Er sah Eddie Deng an, der bekräftigend nickte. »Ja, das sind chinesische Namen.«
    »Aber keiner der beiden wohnt nahe der Innenstadt. Einer lebt in White Plains, der andere in Paramus, New Jersey.«
    »Lassen Sie sie von der Staatspolizei überprüfen«, sagte Dellray.
    Der Techniker scrollte weiter. »Das wäre auch eine Möglichkeit ungefähr vierzig X5 sind auf Firmen zugelassen, weitere fünfzig auf Leasing-Agenturen.«
    »Klingt einer der Firmennamen chinesisch?«, fragte Rhyme und wünschte, er

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