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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Gespräch angefangen noch gar verraten haben, wie sie hergekommen waren - um vielleicht irgendein Mädchen zu beeindrucken.
    Ein kleiner Park - kein William.
    Ein Restaurant. Nichts.
    Chang betrat die Starbucks-Filiale. Ein paar argwöhnische Teenager und gelangweilte alte Männer musterten sein besorgtes Gesicht. William war nicht da. Hastig ging Chang wieder hinaus.
    Als er dann einen beiläufigen Blick in eine dunkle Gasse warf, sah er seinen Sohn. Der Junge sprach mit zwei jungen Chinesen in schwarzen Lederjacken, die sich die langen Haare mit Spray oder Gel nach hinten gekämmt hatten. William gab einem von ihnen etwas, das Chang nicht erkennen konnte. Der Mann nickte seinem Freund zu und reichte William eine kleine Tüte. Dann drehten die beiden Fremden sich um und verschwanden eilig. William schaute kurz in die Tüte und steckte sie dann ein. Nein!, dachte Chang entsetzt. Was war das? Drogen? Sein Sohn kaufte Drogen?
    Er zog sich aus der Gasse zurück, und als der Junge zum Vorschein kam, packte er ihn am Arm und drückte ihn an die Wand.
    »Wie konntest du das nur tun?«, herrschte Chang ihn an.
    »Lass mich in Ruhe.«
    »Antworte gefälligst!«
    William warf einen Blick zu dem nahen Cafe, wo drei oder vier Leute draußen saßen und die kurze regenfreie Zeit genossen. Sie hatten Changs laute Stimme registriert und sahen zu Vater und Sohn herüber. Chang bemerkte sie ebenfalls, ließ William los und bedeutete dem Jungen mit einem Nicken, ihm zu folgen.
    »Weißt du denn nicht, dass der Geist nach uns sucht? Er will uns umbringen!«
    »Und ich wollte nach draußen. Das ist ja wie in einem Gefängnis! Dieses beschissene kleine Zimmer für mich und meinen Bruder.«
    Chang packte ihn erneut am Arm. »Ich verbitte mir diese ordinären Ausdrücke, und ich dulde keinen solchen Ungehorsam.«
    »Diese Wohnung ist ein mieses Drecksloch. Ich will ein eigenes Zimmer«, entgegnete sein Sohn und riss sich los.
    »Später. Wir alle müssen Opfer bringen.«
    »Du hast entschieden, dass wir herkommen sollen, also kannst du auch die Opfer bringen.«
    »Rede nicht so mit mir!«, sagte Chang. »Ich bin dein Vater.«
    »Ich will ein Zimmer, und ich will meine Privatsphäre.«
    »Du solltest dankbar sein, dass wir überhaupt ein Dach über dem Kopf haben. Keiner von uns hat ein eigenes Zimmer. Dein Großvater schläft bei deiner Mutter und mir.«
    Der Junge sagte nichts.
    Chang hatte heute viel über seinen Sohn erfahren. Dass er unverschämt war, Autos stahl und kaum etwas von den eisernen Familienbanden hielt, die Sam Changs Dasein grundlegend bestimmt hatten. Er fragte sich abergläubisch, ob es ein Fehler gewesen war, dem Jungen als westlichen Vornamen ausgerechnet den des amerikanischen Computergenies Gates zu verleihen. Vielleicht hatte dies in irgendeiner Weise dazu beigetragen, William auf den Pfad der Rebellion zu lenken.
    »Wer waren die beiden?«, fragte Chang, als die Wohnung in Sicht kam.
    »Wer?«, wich sein Sohn aus.
    »Diese Männer, mit denen du gesprochen hast.«
    »Niemand.«
    »Was haben sie dir verkauft? Drogen?«
    Als Antwort erntete er nur mürrisches Schweigen.
    Sie standen vor der Wohnungstür. William wollte an seinem Vater vorbeigehen, aber Chang hielt ihn zurück und griff in die Tasche des Jungen. William riss die Arme hoch, und im ersten Moment glaubte Chang erschüttert, sein Sohn wolle ihn wegstoßen oder sogar schlagen. Doch nach ein paar endlos langen Sekunden ließ der Junge die Hände wieder sinken.
    Chang zog die Tüte heraus, sah hinein und war entsetzt, darin eine kleine silberne Pistole vorzufinden.
    »Was hast du damit vor?«, flüsterte er bestürzt. »Willst du jemanden überfallen?«
    Schweigen.
    »Rede.« Seine starke Kalligraphenhand schloss sich fest um den Arm des Jungen. »Rede!«
    »Ich habe das Ding besorgt, damit ich uns beschützen kann!«, rief William.
    »Ich werde uns beschützen. Und ganz gewiss nicht mit dieser Waffe.«
    »Du?« William lachte höhnisch. »Du hast Artikel über Taiwan und Demokratie geschrieben und uns damit das Leben versaut. Du hast beschlossen, nach Amerika zu fliehen, und jetzt will dieser beschissene Schlangenkopf uns alle ermorden. Das nennst du uns beschützen?«
    »Womit hast du hierfür bezahlt?« Chang hielt die Tüte mit der Pistole hoch. »Woher hast du das Geld? Du hast keinen Job.«
    Der Junge ignorierte die Frage. »Der Geist hat die anderen umgebracht. Was, wenn er versucht, uns umzubringen? Was machen wir dann?«
    »Wir verstecken uns so

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