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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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auf die wie besessen auf das Gestühl einschlagenden Winzer.
    «Rupert!» Er war mit dem Rücken an einer Säule herabgeglitten.
    «Kleine, du? Mir ist so schwindlig, dass ich nicht stehen kann.»
    «Aber du musst hier raus!» Sie fasste ihn unter die Arme,versuchte, ihm auf die Beine zu helfen. Natürlich vergeblich, Rupert war viel zu schwer. «Warte, ich hol Hanna und Ulrich!»
    Sie rannte wieder hinaus, prallte kurz vor der Tür gegen ihre Schwester. Draußen donnerte Hufschlag, kurz darauf krachten mehrere Schüsse. Entsetztes Geschrei erklang, neue Salven wurden abgeschossen. «Wir tun euch nichts», brüllte eine Stimme. «Aber hört mit dieser Schändung auf!»
    Maries Kopf fuhr herum. Auch sie kannte diese Stimme.
    «Ja, das ist der Jacob Aufreiter», bestätigte Hanna. «Er wird Stadtsoldaten bei sich haben. Und die sind bestimmt schwer bewaffnet.»
    «Wo ist Ulrich?»
    «Sie lassen ihn nicht vom Pferd. Arndt aber passt auf, dass sie ihm nichts tun.»
    Marie zeigte ihrer Schwester, wo Rupert war, der haltlos zu zittern begonnen hatte. Unter Aufbietung aller Kräfte gelang es ihnen, den Hünen auf die Beine zu bringen. Draußen sangen die Aufständischen gegen Aufreiters Befehle an, dann machten Flüche und Verwünschungen die Runde. Rupert konnte sich allerdings kaum auf den Beinen halten. Immer wieder drohte er, in die Knie zu sacken. Niemand half ihnen, stattdessen wurde der Altar hinter ihnen in Stücke gehackt.
    «Es ist alles so gekommen, wie du es gesagt hast, nicht wahr?»
    «Ja.» Hanna legte sich Ruperts Arm um die Schulter. «Auf dem Steig wollte ich vor Grauen schon umkehren, aber jetzt geht es wieder. Es ist eben nicht zu ändern.»
    Sie traten durch die Kirchentür.
    Ein knappes Dutzend Rothenburger Stadtsoldaten hatte viele der Plünderer in die Flucht geschlagen und triebsie vor sich her, andere Aufständische scharten sich um Jobst Gessler und den blinden Mönch, denen Ulrich vom Pferd aus ins Gewissen redete. Doch die Männer spuckten vor ihm aus und sprangen immer wieder vor, um ihn mit Lanzen und Hellebarden einzuschüchtern. Einer schwang sogar einen Morgenstern, hatte aber nicht den Mut, Ulrich damit anzugreifen.
    Endlich gaben sie auf, und die meisten verzogen sich. Aufreiter selbst kam gerade von einer Verfolgungsjagd zurück. Mantel und Stiefel schimmerten gefährlich, was in eigentümlichem Kontrast zu seinem mit Pfauenfedern geschmückten Hut stand.
    Sein hartes Gesicht war verschattet, die Augen stechend vor Hass. Kaum, dass er Hanna gewahr wurde, zügelte er sein Pferd und schrie sie an: «Hast du sie mit aufgehetzt, Hanna Völz? Jetzt weiß ich, wozu deine teuflischen Gesichte gut sind!»
    «Haltet Euren frechen Mund, Aufreiter!», herrschte Ulrich ihn an und wollte Hanna und Marie zu Hilfe eilen.
    «Ich werde Euch zeigen, wer hier seinen Mund zu halten hat!»
    Aufreiter schwang sich aus dem Sattel, zog sein Schwert, Ulrich ebenso. Er schien auf einmal mindestens so wütend zu sein wie der Stadtrichter, jedenfalls führte er die erste Attacke. Aufreiter parierte schwerfällig. Auge in Auge standen sich die Männer gegenüber, beide keuchend, als hätten sie schon länger gekämpft.
    Da rief Hanna um Hilfe, weil Rupert zusammenbrach. Die Beule an seiner Stirn war riesig und blutete. Kaum, dass er am Boden lag, musste er sich übergeben.
    Zwei Bauern kamen angelaufen.
    Sie schleiften Rupert zum Pfarrhaus und lehnten ihn an den Türrahmen. Marie rief nach Jonas und Lienhart, der Pfarrer presste Rupert ein feuchtes Tuch gegen die Stirn.
    «Ihr wollt ein Deutschherr sein, Ulrich von Detwang?», höhnte Aufreiter. «Was gebt Ihr Euch mit diesem Pack ab? Mit einer verlorenen Köhlerseele! Seht Ihr nicht, dass ihr Herz für diese Barbaren schlägt?»
    «Sie wollte helfen, Stadtrichter! Das wisst Ihr genau.»
    «Ich sag Euch was: Verzagte Ritter wie Ihr sind für all das verantwortlich! Ihr habt Schuld, dass die gottgewollte Ordnung in den Dreck gezogen wird. Ihr seid ein Verräter!»
    «Und Ihr ein blinder, gnadenloser Hasser. Korn habt Ihr verschenkt, ja, aber ich sage Euch auch, warum: damit all die, die jetzt ihrer Wut freien Lauf lassen, die hungern und unter mörderischen Abgaben leiden, Eure Liegenschaften in Ruhe lassen. Euer Ruf ist der eines Blutsaugers, Stadtrichter Jacob Aufreiter. Wisst Ihr, was Ihr seid? Ein ärgerer Schinder als die Kriegsknechte des Pilatus!»
    Aufreiter spuckte vor ihm aus und bestieg sein Pferd. Er winkte den Stadtsoldaten und ritt mit ihnen zurück in

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