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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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er hätte dich entführt. Schließlich bist du mein Mantelkind und damit etwas wert.»
    Marie riss die Augen auf, kaute aber langsam weiter. «Dann bin ich in Gold aufzuwiegen?»
    Ulrich erhob sich und wechselte mit seiner gerade eingetretenen Mutter einen belustigten Blick. «Aufzuwiegen in Gold und Edelsteinen. Ja, Marie, so ein Schatz bist du.»
    So zustimmend Katharina von Detwangs Worte auch waren, sie sprach so sachlich, als würde sie Anweisung erteilen, die Fenster zu putzen. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, verweilte einen kurzen Moment bei Hanna und winkte Marie, mit ihr zu kommen.
    Marie rutschte von Hannas Schoß. Erst da lächelte Ulrichs Mutter.
    «Was hat sie?», fragte Hanna.
    «Ihr Herz hat sich längst für dich entschieden», antwortete Ulrich. «Aber sie leidet darunter, dass meine Schwester mich dir nach wie vor abspenstig machen möchte. Es zerreißt sie.»
    «Warum ist deine Schwester so streng?»
    Es klopfte. «Ich ahne etwas   … aber nicht jetzt.» Ulrich küsste Hanna flüchtig auf die Wange und rief: «Ich lasse bitten.»
    Kammerdiener Gustav trat ein und verkündete mitweit ausholender Geste näselnd: «Eure Schwester, Herr, wünscht, sich mit Euch zu besprechen.»
    Irritiert schaute Hanna zu Ulrich: So förmlich war Gustav noch nie gewesen, gleichzeitig bereitete ihr sein kurzer, feindseliger Blick Unbehagen.
    Agathe erschien und wirkte ebenfalls verwundert. Gustav schloss mit einer Verbeugung die Tür und räusperte sich laut auf dem Gang.
    «Was hat er denn nun schon wieder?»
    «Ich habe ihm etwas heftig ins Gewissen geredet. Weil er Marie gestern erlaubt hat, ohne mein Wissen in die Stadt zu gehen. Jetzt schmollt er und spielt den Gedemütigten. Er ist alt, aber mindestens genauso stolz.»
    «Dann wird er die Völzens wohl ganz schön hassen.»
    Hanna erhob sich und knickste vor Agathe, die im ersten Moment aber tat, als wäre sie gar nicht anwesend. Doch dann wandte sie sich unwirsch Hanna zu und fuhr sie an: «Kannst du dir in etwa vorstellen, was du uns eingebrockt hast?»
    «Du sprichst mit meiner Verlobten, Agathe.»
    «Das ändert doch nichts. Wegen ihr geht’s bei uns im Viertel zu, als wären alle närrisch geworden. Die Klosterpforte wird belagert, weil das Gerücht durch die Stadt läuft, Hanna hätte sich entschieden, als von der Jungfrau auserwählte Seherin in unser Kloster einzutreten. Um allen dort wahre Frömmigkeit vorzuleben! Die Verrücktesten schreien, sie würde Priorin werden. Gib zu, was für eine Frechheit das ist!»
    «Willst du damit sagen, Hanna sollte sich lieber nicht in der Stadt blicken lassen?» Ulrich warf ihr rasch einen Blick zu, den Hanna aber nicht deuten konnte. Was hat er vor?, fragte sie sich. Von einer förmlichen Verlobung scheinen wir auf jeden Fall noch weit entfernt zu sein. Dabei ist noch immer Ostern, der dritte Ostertag.
    «Noch einmal, Schwesterherz, willst du das sagen?»
    Agathe schwieg beleidigt und schaute an ihrem Bruder vorbei aus dem Fenster. Ulrich schüttelte den Kopf. Kurz entschlossen nahm er nach einer Weile Hanna an die Hand und verließ mit ihr die Stube. Ohne sie loszulassen, stieg er mit ihr die Treppe hoch in den nächsten Stock, wo die Räume seiner Mutter lagen.
    Hannas Herz klopfte zum Zerspringen. Sie hörte, wie Marie laut kichernd gereimte Verse vorlas, ermahnt von Ulrichs Mutter, ernst zu bleiben und deutlicher zu sprechen.
    Ulrich klopfte. Sie traten ein. Noch immer spürte Hanna seine Hand. Jetzt hielt er sie noch fester.
    «Mutter? Jetzt ist Zeit.» Hanna fühlte sich einer Ohnmacht nahe. Das Blut schoss ihr in den Kopf. Mit einem Mal begriff sie, was Ulrich vorhatte. Sie kniete sich an seine Seite und fing Maries Blick auf, die Ulrich und sie mit weit aufgerissenen Augen anschaute. «Wir bitten um deinen Segen, Mama.»
    Atemlose Stille herrschte, Hanna hielt die Luft an. Ulrichs Hand schwitzte, sie spürte, wie er leicht zitterte.
    Katharina von Detwang räusperte sich. «Nur Liebe wagt, was Liebe vermag.» Hanna spürte die Hände von Ulrichs Mutter auf ihrem Haar, sie kämpfte mit den Tränen. «Nehmt meinen Segen. Seid euch gut und lebt nach Gottes Herz und Sinn. Und nun steht auf.»
    Katharina von Detwang war bleich. Ein schmerzliches Lächeln umspielte ihren Mund, doch schließlich umarmte sie Hanna und küsste sie auf die Wange. Hanna schluchzte auf, auch Ulrich hatte feuchte Augen, als er seiner Mutter dankte. Allein Marie schien nicht allzu beeindruckt zu sein. Sie rutschte von

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