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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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Seligkeit der letzten Stunde aus ihrem Körper floss, als habe er ein Leck. Stumm lag sie auf dem Rücken, starrte in die Luft, während Ulrich sich langsam beruhigte. Keiner von beiden bewegte sich. Der Regen hatte wieder aufgehört, draußen wurde es hell, nach einer Weile ergoss sich eine Flut goldenen Lichts über die Lichtung.
    Ulrich erhob sich, lächelte. «Es ist nichts, Hanna. Es war nur die Vergangenheit. Sie war wie du, und doch ließ Gott ihr nur elf Jahre. Als dich mir die Flammen am Wachsenberg schenkten, als du plötzlich vor mir standst, da dachte ich, du wärst ein Geist. Als wärst du auferstanden und als gereiftes Mädchen, als junge Frau acht Jahre nach ihrem Tod mir zurückgeschenkt worden. Dabei war gar nichts mit uns. Barbara war schließlich erst elf, wenn sie auch frühreif war.»
    «Sie war deine Spielgefährtin?»
    «Ja.» Überrascht sah er sie an. «Woher weißt du das?»
    «Einfach so. Dann wäre sie also jetzt deine Frau   …»
    «Vielleicht, vielleicht auch nicht. Selbst wenn wir irgendwann richtig zusammengefunden hätten, was wäre geschehen, wenn sie schwanger geworden wäre? Mein Vater, der bis vor fünf Jahren ja noch gelebt hat, er hätte sie verjagt und mich halb tot geprügelt.»
    «Du hast sie geliebt?»
    «Wie nur ein Junge mit siebzehn lieben kann. Aber dann kam der Tag, an dem Hedwigs Vater, also Aufreiters Schwiegervater, sich aus Steinbach aufmachte, weil ereine Nachricht erhalten hatte: Fischer hätten Barbara am Ufer der Tauber gefunden. Ertrunken. Meine Barbara war tot.»
    Hanna zog Ulrich neben sich, wiegte ihn. «Jetzt   … weiß ich es», murmelte sie. «Jetzt versteh ich alles.»
    «Was?», flüsterte er.
    «Dich.»
    Beide schwiegen, wobei Hanna Ulrich sanft wiegte. Sie dachte an nichts, fühlte aber, wie hungrig sie auf einmal war. Er wird noch mehr erzählen, sagte sie sich. Aber was rege ich mich auf. Wir sind verlobt, sie ist tot.
    Hanna löste sich von Ulrich, schlüpfte in ein Nachtgewand und fachte das Feuer neu an. Als die Flammen kräftig genug waren, setzte sie sich an den Tisch, rieb die Tauben mit Öl und Salz ein und würzte sie mit der Kräutermischung, die sie im Regal neben der Herdstelle fand. Ulrich schnarchte leise, als sie die Tauben auf Spieße steckte und über das heruntergebrannte Feuer hängte. Sie drehte die Spieße, nach kurzer Zeit fiel der erste Fetttropfen in die Glut. Rauch waberte durch die Luft, der Hanna immer hungriger machte. Sie sah zu, wie die Haut Farbe annahm, der Duft wurde immer betörender.
    «Brot aufschneiden, Wein einschenken», murmelte Ulrich und rollte sich auf den Bauch.
    «Wie war das mit dem Helfen?»
    «Ich hab doch schon gejagt   …»
    «Wohl eher gekauft   …»
    «Das ist heutzutage dasselbe.»
    Endlich war das Fleisch durchgegart. Hanna zog die Spieße heraus, schnitt Brot ab und füllte zwei große Becher mit Wein. Ulrich setzte sich auf und schaute sie lächelnd und voller Liebe an: «Ich möchte immer wieder solche Stunden mit dir erleben dürfen. Ein Leben lang, du Schönste aller Köchinnen.»
    Hanna entledigte sich ihres Nachtgewands, bevor sie Speisen und Wein zu ihrem Liebeslager trug. Anmutig ließ sie sich nieder, wobei Ulrich die gefaltete Decke festhielt, damit Hanna sich nicht an die nackte Felswand lehnen musste. Sie aßen mit größtem Genuss, zwischen sich das Brett mit den Tauben, dem Brot und dem Wein. Sie fütterten sich mit den besten Häppchen oder küssten sich. Und wenn sie einen Schluck Wein tranken, dann nie, ohne sich dabei in die Augen zu schauen.
    Schließlich begann Ulrich wieder zu erzählen: «Hier war einst unser Versteck. Ich hab es aber erst später so herrichten lassen. Sie wuchs hier in Steinbach auf. Wir lernten uns kennen, als ich fünfzehn war. Ich machte einen Ausritt, und mein Pferd scheute vor dem Kadaver eines Hundes. Sie wollte ihn begraben, kam gerade mit einer Schaufel an. Sie erzählte, der Hund sei ihr liebster Freund gewesen, jetzt würde sie nie mehr glücklich werden. Ich half ihr, die Grube auszuheben. Wir beteten zusammen   … und zum Abschied umarmte sie mich. Zwei Tage später besuchte ich sie, nahm sie mit aufs Pferd. Ja, und dann ging es immer so weiter. Wir schienen wie geschaffen füreinander.»
    «Du, das mag ich aber nicht hören   …»
    «Ich weiß. Aber für mich ist es noch immer so, als wärst du für mich von den Toten auferstanden.»
    Ulrich küsste sie, Hanna sank gegen ihn. Er begann sie zu streicheln   … die Brüste, den

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