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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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Jobst Gessler dazwischen. «Lasst sie lieber vor den Rat bringen. Dort wird man dieser Hexe die Zunge schon lösen. Ihre Gesichte sind des Teufels. Sie macht uns Angst. Helft uns lieber gegen sie.»
    «Halt deine Zunge im Zaum, Jobst Gessler.» Misstrauisch ließ Bernward seine Blicke über die Menge gleiten: «Ihr hier alle, warum seid ihr nicht in euren Dörfern? Auf den Äckern und Feldern eurer Herren? Doch wohl nicht,um diese beiden hier aufzugreifen, um sie der Gerechtigkeit zu überantworten?»
    «Das ist wahr.» Jobst Gessler ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. «Wir wollten zum Rat und weiter in die Klinggasse zum Komtur der Deutschherren. Wir trafen hier zusammen, weil die Torwärter die Häcker nicht mit ihrem Werkzeug in die Stadt lassen wollten.»
    «Das ist auch recht so. Denn was wollt ihr in Wirklichkeit? Doch nur einen Aufstand machen und alles kurz und klein schlagen.»
    «Falsch, Hegemeister», rief Jobst Gessler selbstbewusst. «Pfarrer Stöcklein aus Neusitz hat zwei Bittschriften für uns verfasst.»
    «Für uns, sagt Ihr? Ihr, der reiche Müller?» Spöttisch lachte Bernward auf.
    «Das bin ich nur durch Gottes Gnade, Hegemeister», trumpfte dieser auf, schaute in die Runde und fuhr dann mit grimmiger Stimme fort: «Denn das Mahlen für die Deutschherren bringt doch längst nichts mehr ein. Die feinen Herren aber leben wie eh und je in Saus und Braus. Verprassen ihre Renten, die wir ihnen verdienen. Und das Tollste ist: Wenn sie was übrig haben, zwingen sie uns, es ihnen zu überhöhten Preisen wieder abzukaufen! Und nun kommt diese Hexe hier daher und sagt, deswegen gehörten wir an den Galgen.»
    Begeisterte Pfiffe und lauter Trommelwirbel untermalten die stürmischen Beifallsbekundungen, die Jobst Gessler hochleben ließen. Vereinzelt begannen die Männer wieder zu singen, während andere taten, als habe sich der Disput mit Bernward erledigt. Sie hakten sich bei Hanna unter, um sie mit sich zu zerren, doch Bernward sprengte vor und stellte sich ihnen in den Weg.
    «So wahr ich der Stadt Hegemeister bin: Der Frau wird kein Haar gekrümmt. Schafft sie wegen ihrer Gesichte insSpital. Und du, Jobst Gessler, bist mir verantwortlich, dass sie dort unversehrt ankommt. Sonst schwöre ich dir, dass du die nächste Nacht im Büttelhaus verbringst und morgen wegen Aufwiegelei am Pranger stehst!»
    Er drehte sich zu Marie um und winkte sie heran.
    Diese aber rührte sich nicht von der Stelle. Sie hatte Babur zwischen die Beine geklemmt und streichelte ihn unablässig.
    «He, der Hegemeister meint dich», blaffte sie der Müller an.
    «Und was ist mit meinem Hund?»
    «Dein Hund?», fragte Jobst Gessler scheinheilig und warf dem Bauern mit dem Dreschflegel, der hinter Marie und Babur stand, einen bedeutsamen Blick zu. Dieser grinste, nickte und holte aus. «Was geht mich dein Hund an?»
    Blitzschnell packte er Marie an der Hand und riss sie von Babur weg. Im gleichen Augenblick schlug diesem der Flegel ans Ohr.
    «Nein   … das dürft ihr nicht! Babur!» Marie schrie zum Gotterbarmen. Babur taumelte, da traf ihn der Flegel ein weiteres Mal, diesmal in die Flanke. «Babur! Lauf weg! Babur!»
    Ihre Stimme schnappte über, die Tränen spritzten nur so hervor. Sie machte sich steif, doch Jobst Gessler zerrte sie unerbittlich mit sich, während die anderen Hanna festhielten. Babur versuchte mit einem Satz durch eine Lücke zu entwischen, rannte aber in eine Forke. Er jaulte und winselte entsetzlich, da traf ihn ein Stiefeltritt.
    Bernward tat es in der Seele weh, aber er durfte jetzt keine falschen Gefühle zeigen. Ohne länger nachzudenken, zerrte er Marie zu sich aufs Pferd und ritt sofort los.
    «Babur!»
    Marie schrie ein letztes Mal, dann verließen sie die Kräfte. Als Bernward die andere Seite der Stadtmauer erreichte, war sie bereits nicht mehr bei Bewusstsein.

10
    Zufrieden betrachtete Arndt sein Werk. Der erste Meiler seit dem Brand war fertig aufgebaut. Ihn heute, an Allerheiligen, in Gang zu setzen, brachte bestimmt Glück: Morgens in der Kirche der Messe lauschen, mittags arbeiten, nachmittags anzünden, so ist es die rechte Ordnung für eine Köhlerseele wie mich, dachte er. Mögen Hände und Gesicht auch rußig sein, meine Seele ist weiß.
    Erwartungsfroh rieb er sich die Hände, dann schaute er prüfend in den bereits dämmrigen Himmel. Das Wetter war umgeschlagen, die goldenen Oktobertage waren vorbei.
    Hauptsache, es bleibt vorerst trocken, dachte er. Nur das zählt.
    Er bekreuzigte

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