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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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seinen Pflichten stellen. Werde ich also dem Herren-Müller einen Besuch abstatten.»
    «Ihr seid zu gütig, Herr», murmelte Arndt. Plötzlich hörten sie ein sich näherndes Pferd. Aufgewühlt schlug Arndt sich die Faust in die hohle Hand. «Sakrament, vielleicht sind sie das ja! Ich werde ihnen den Kopf waschen, verlasst Euch drauf, Herr.»
    «Unsinn.» Ulrich fuhr herum. Sein Herz klopfte. Er bereitete sich auf das Schlimmste vor, doch schon im nächsten Moment entspannte er sich. Der Reiter war allein und sah auch nicht aus wie Jobst Gessler.
    «Gelobt sei zu Ehren Jesus Christus!», tönte es vom Pferd.
    «In Ewigkeit. Amen», antwortete Ulrich überrascht.
    «Benedicte Christus!»
    «Dominum. Wer seid Ihr, dass Ihr die Grußformeln der Deutschen Ritter im Munde führt?»
    «Valentin Schnitzer, Ritter. Der Sohn des Neusitzer Mesners und Wagners Claus Schnitzer.» Er schwang sich aus dem Sattel, trat vor Ulrich und beugte das Knie. «Entschuldigt mich. Ich wollte nicht anmaßend sein, aber mein Vater legte Wert auf eine gute Kinderstube. Ich war es, der Hanna für unseren Babur gewann. Jetzt wollte ich fragen, wie sie mit ihm zurechtkommt.»
    Ulrich wies auf Arndt, der Valentin mit einer knappen Umarmung begrüßte und ihm aufgeregt berichtete, was Hanna, Marie und er Ulrich verdankten. «Aber nun sind Schwestern und Hund seit fünf Tagen nicht mehr aufgetaucht. Ich mache mir Sorgen, Valentin.»
    «Wir werden gemeinsam suchen, Arndt», entschied Ulrich unwirsch. «Kommt mit mir, Valentin, wenn Ihr wollt. Der Müller wird unsere Fragen bestimmt beantworten können. Und wehe, er hat ihnen nur ein Haar gekrümmt.»
    Er schwang sich auf seinen Rappen und ritt los, Valentin dagegen stand da wie versteinert. Dass Hanna beim Müller sein sollte, beunruhigte ihn eher weniger. Er ist nicht der Mann, den sie erhören würde, dachte er. Aber dieser Ritter, wie seine Augen aufblitzten, als ich ihren Namen nannte. So schaut man nicht, es sei denn, man hat ganz bestimmte Absichten. Was bildet er sich ein?
    Eine Stimme tief im Innern sagte ihm, dass es jetzt erst recht sinnlos war, sich noch länger Hoffnungen hinzugeben. Doch sofort begehrte er dagegen auf.
    «Du hörst von mir», beschied er Arndt barsch. «Jetzt muss ich schauen, dass dieser feine Ritter keinen Fehler macht.»
    «Einen Fehler?», rief Arndt verblüfft.
    «Halt deinen Mund und dich da raus.»
    Valentin trat seinem Fuchs so heftig in die Flanken, dass er heftig wieherte. Er galoppierte davon, als reite er einen Angriff. Dreck und Gras spritzten in die Luft, und noch etliche Augenblicke später glaubte Arndt spüren zu können, dass die Erde von den harten Hufschlägen erbebte.
     
    Schon als ihr das Fußeisen aufgeschlossen wurde, ahnte Hanna, dass dies ein besonderer Tag werden würde. Sie fühlte sich merkwürdig angespannt, überwach geradezu, und hatte das Gefühl, alles deutlicher zu hören und zu sehen. Ihre Fußkette tönte silbriger, Bertas Gekicher schriller und schmatzender und die Fürze der alten Friedlind dröhnender und ekliger. Die Fugen der Wandschienen breiter und tiefer, und die speckigen Finger des Schließers mit den halb abgekauten und dreckigen Fingernägeln erschienen ihr wie unbekannte Lebewesen, die vor ihr tanzten. Nie zuvor hatte sie derartig intensive Empfindungen für ihre Umwelt gehabt, und doch war ihr sofort klar, dass dies alles mit ihrer Fähigkeit, in die Zukunft zu schauen, zusammenhängen musste.
    Während der Frühmesse zwang ihr eine unbekannte Kraft die gewalttätigen Bilder ihrer Vision vor dem Kobolzeller Tor auf. Es war beklemmend, wie das leise Scheppern des Weihrauchkännchens in ihr die Farbe Rot zum Leuchten brachte. Lautes Fliegensummen vermischte sich in ihrem inneren Ohr mit dem gemurmelten Vaterunser, und als der Segen gesungen wurde, hörte sie sich rufen: «Du   … und du   … ich sehe, wie ihr Fackeln schwenkt! Und einer sticht mit der Lanze ins Herz des Gekreuzigten!» Es kostete sie größte Beherrschung, nicht zu sprechen und mit dem Zeigefinger in die Luft zu deuten.
    Ich darf nicht schwach werden, redete sie sich verzweifelt zu. Keine Vision mehr! Spitalkaplan Ott sagt: Gib deinen Gesichten keinen Raum, bete unablässig. Lass den Leibhaftigen nicht durch Unaufmerksamkeit und Gedankenlosigkeit an deiner Seele zerren. Er hat recht, ich darf ihn nicht enttäuschen. Ich muss mehr beten, sonst verwandle ich mich in eine Hexe und komme auf den Scheiterhaufen.
    Mit aller Konzentration lauschte sie beim

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