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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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einmal ihr Babur hat sich blicken lassen. Was um Himmels willen ist passiert?
    Verdrossen wischte er sich den Schlaf aus den Augen und trat schniefend vor die Hütte. Das Grau des Morgens stand über der Lichtung und den verkohlten Baumskeletten, nirgendwo flatterte ein Vogel, nicht einmal Raben oder Krähen schrien. Arndt öffnete den Mund, als wolle er die triste Welt, die sich seinen Augen bot, beißen, dann schlurfte er zur Viehtränke. Erst spritzte er sich nur Wasser ins Gesicht, doch dann zog er das Hemd aus und seifte sich den Oberkörper ein.
    Ich werde jetzt gleich zum Müller gehen, überlegte er. Vielleicht ist ja doch alles gut. Vielleicht macht es beiden einfach so viel Spaß.
    Doch kaum, dass er mit einem Stück Brot den Kesselmit der Brennnesselsuppe ausgewischt hatte, stöhnte er auf. Er konnte ja gar nicht weg! Schließlich musste er damit rechnen, dass dieser Ulrich von Detwang ihm heute Vormittag das Holz bringen ließ. Und dann, wie konnte er ausgerechnet das vergessen, die Meiler! Wie sollte er sie unbeaufsichtigt lassen? Sie mussten gelüftet, dann die Kanäle wieder abgedeckt werden   … Das alte Lied eben. Und wenn dann der Hegemeister vorbeikommen würde und niemanden bei einem rauchenden Meiler sähe   … was dann passierte, wollte er sich lieber nicht vorstellen.
    Als Arndt erneut vor die Hütte trat, begann es zu nieseln. Zwar nur schwach, aber damit wurde das Kohlemachen eben wieder ein Stück aufwendiger. Denn jetzt ging die Arbeit mit den Strohmatten los: Stelzen aufstellen, Strohmatten einhängen, Wasserablaufgraben ausheben und bangen, dass die Erdfeuchte die Temperatur in den Meilern nicht zu stark abfallen ließ.
    Arndt stieß die Faust in den Himmel, als wollte er sich beschweren. Andererseits war der Regen gut für den Brunnen. Bald würde er wieder so viel Wasser hergeben, dass sie nicht mit brackigem Regenwasser mischen mussten. Dann war es mit dem lästigen Wasserholen in Neusitz vorbei.
    Wieherte da nicht ein Pferd?
    Das Holz kommt, frohlockte Arndt. Wenigstens etwas.
    Er täuschte sich nicht. Wenig später stand ein großer Zweirad-Karrenwagen mit abgerichteten Vierkantstämmen vor der Hütte. Zwei Mann waren mitgekommen, kurze Zeit später erschien sogar Ulrich.
    «Die beiden helfen dir und vor allem: Sie verstehen was vom Bauen!», rief er Arndt zu, ohne ihn erst zu begrüßen. «Wo ist Marie? Was macht Hanna?» Er stieg vom Pferd und schaute sich um. «Kein Gebell? Es ist ganz still hier, fast traurig still.»
    «Edler Herr, das ist es ja», antwortete Arndt und kratzte sich verlegen den rechten Handrücken. «Keiner ist da, und ich weiß nicht, wo sie sind. Beim Müller Jobst Gessler vielleicht, aber das kann ich jetzt auch nicht mehr glauben.»
    «Beim Herren-Müller? Marie? Wie das denn?»
    Ulrich klang, als sei dies völlig ausgeschlossen. In seiner Stimme schwang Ärger mit. Er warf Arndt einen vorwurfsvollen Blick zu, dann wandte er sich an seine Leute und befahl ihnen, Giebelwand und First vernünftig zu richten.
    Arndt wusste nicht, was er tun sollte. Ulrichs Männern zu helfen, kam ihm schlichtweg lächerlich vor. Sie brauchten ihn nicht. Schon wie sie das Holz abluden, zeigte, dass er ihnen nur im Weg stehen würde.
    «Edler Herr, ich möchte noch einmal sagen, wie dankbar ich bin   …» Arndt begann zu schwitzen, kratzte sich jetzt den linken Handrücken.
    «Schon gut, Arndt. Kein Wort mehr davon. Aber», Ulrich zögerte, «dass Marie und ihr Babur nicht da sind: Himmel nochmal, Arndt, macht dir das keine Sorgen?»
    «Doch, Herr. Ich wollte schon aufbrechen. Aber wie unhöflich wäre das gewesen. Außerdem kann ich wegen der Meiler sowieso nicht weg. So ist das leider in der Köhlerei.»
    «Muss ich den beiden jetzt hinterlaufen, oder was?»
    Ulrich riss die Augen auf. Sein aufgebrachter Ton ließ Arndt zusammenzucken. Ich wäre ein guter Schauspieler, dachte er zufrieden und unterdrückte ein Grinsen. In Wahrheit nämlich war es ihm hundertmal lieber, Marie und Hanna zu suchen, als den beiden hier zu begegnen. Was hätte ich bei dieser trüben Stimmung groß mit ihnen reden sollen?, dachte er. Vor allem mit Hanna. Und vor allem: Was hätte ich mit ihr gemacht? Sie zutraulich amArm gefasst? Aufs Pferd genommen? Nicht nur Arndt hätte sich da so seine Gedanken gemacht.
    Ulrich trat auf Arndt zu und musterte ihn eingehend. Arndt ließ den Kopf hängen. «Aber so ist das eben», fuhr Ulrich sanfter fort. «Wer eine Mantelkindschaft übernimmt, muss sich

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