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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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sich dann erleichtert davonmachte.
    «Spitalkaplan?», fragte Valentin.
    «Ja, mein Sohn, was gibt’s?»
    «Die Hanna Völz hier   … ich möchte sie nach dem Aderlass gerne nach Hause bringen.»
    «Das wirst du nicht, mein Sohn. Der Hegemeister hat sie als wunderliche Frau, wenn sie nicht gar Schlimmeres ist, hier einliefern lassen. Fragt den Spitalmeister. Fürs Erste bleibt Hanna Völz hier.»
    Er wandte sich zwei Patienten zu, die der Bader nebenher zur Ader gelassen hatte, einem halbwegs genesenen Metzger und einem kraushaarigen untersetzten Mann mit eitrigem Brandmal auf der Stirn. Er war des Diebstahls überführt, der Henker hatte ihm die Hand abgehackt. Hanna wurde übel, als ihr Blick auf den blutigen Verband fiel, der um den Armstumpf gewickelt war.
    «So, Metzgermeister, lasst Euch jetzt zu Hause eine kräftige Brühe kochen, betet und dann geht sofort schlafen.»
    Der Spitalkaplan winkte die Badergehilfen heran. Behutsam halfen sie dem Metzgermeister auf die Beine und geleiteten ihn nach draußen. Im selben Augenblick verlor der Dieb das Bewusstsein. Leise aufstöhnend kippte er vornüber. Hanna konnte ihn gerade noch auffangen, sonst wäre er mit der Stirn auf dem Boden aufgeschlagen. Mit Hilfe Valentins schleiften sie und der Bader ihn in eine düstere Kammer, in der mehrere Pritschen standen. Auf einer lag ein in ein weißes Laken eingehüllter Toter. Der Körper war klein und mager, ein Kreuz lag auf seiner Brust, die nackten Kinderfüße waren wachsweiß.
    «Woran ist es gestorben, Bader?», fragte Valentin, während sie beide den Dieb auf eine der Pritschen hievten.
    «Bauchkrämpfe, Übelkeit, Erbrechen, Fieber. Wenn wir hier aufschneiden dürften, würden wir genau wissen, was ihm gefehlt hat. Aber wir sind hier nicht in Tübingenoder Paris. Und auch dort werden sie wohl kaum Kinder sezieren.»
    Valentin nickte stumm, Hanna aber war bleich geworden. Spitalkaplan Ott trat zu ihr, fasste sie am Arm und schob sie sanft, aber entschlossen zurück ins Baderzimmer. Der Bader zeigte auf den Stuhl, Hanna setzte sich. Sie zitterte. Angst stieg in ihr hoch, und sie begann mit den Zähnen zu klappern, obwohl ihr heiße Schauer über den Rücken flossen.
    «Das ist das böse Blut, Hanna Völz», sagte Spitalkaplan Ott eindringlich und bekreuzigte sich.
    «Nein   … ich will nicht.»
    «Das sind nur die Worte des Leibhaftigen, Hanna. Er spürt, wie wir dich seinen Klauen entwinden wollen. Sei also stark. Es ist nur zu deinem Besten.»
    «Nein   … Valentin, hilf mir.»
    Sie wollte sich erheben, doch der Spitalkaplan drückte sie zurück und hob drohend den Finger. Seine Augen dagegen leuchteten. Inbrünstig küsste er sein Kreuz und fiel vor der Madonna auf die Knie. Valentin trat unschlüssig zurück, da packten ihn die beiden Badergehilfen und schoben ihn aus dem Raum.
    Hanna hätte um sich schlagen mögen, doch sie hatte keinen Funken Kraft mehr. Auf einmal nahm sie wieder alles überdeutlich wahr. Die Stimmen waren zu laut, und die Madonna im Herrgottswinkel schien nicht zu lächeln, sondern zu grinsen. Hanna wandte sich zur Seite und schloss die Augen, als ihr die Blutwanne in den Schoß gedrückt wurde. Ihr Herz klopfte zusehends schneller. Als ihr der Arm abgebunden wurde, begann sie zu keuchen, und das Schleifgeräusch des Schneppers ließ sie schwindeln. Sie schrie auf, und dann rauschte und dröhnte es in ihren Ohren, als die Klinge ihre Ader durchstieß.
    Das Blut schoss in die Wanne.
    Hanna riss die Augen auf, ein brennender Schmerz wanderte vom Arm in ihre Brust.
    «Heilige Muttergottes, hilf mir», flüsterte sie unter Tränen und heftete ihren Blick auf die Madonnenstatue im Herrgottswinkel. Für einen kurzen Moment verschwamm ihr deren Bild vor Augen, und sie hätte sich einbilden können, die Heilige Mutter halte nicht den Jesusknaben auf dem Arm, sondern das vergoldete Reliquienkreuz vom Heilig-Blut-Altar der Rothenburger Jacobskirche. Hanna erschrak heftig. Keine Vision, redete sie sich ein. Ich darf keine Gesichte haben. Sie konzentrierte sich auf den Schmerz, doch plötzlich überkam sie der übermächtige Zwang zu sprechen. «Quält mich doch nicht so», flehte sie. «Beim Heiligen-Kreuz, bei den blutigen Tränen unseres Heilands: Bitte hört auf!»
    «Nein, bete, Hanna Völz!», hörte sie die inbrünstige Stimme des Spitalkaplans, während das Blut weiter in die Wanne floss. «Stoße das böse Blut ab. Weine es aus, presse das Böse aus deinem angegriffenen Herzen!»
    Hanna

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