Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
dafür habe ich keine Erklärung.«
» Haben Sie sich über etwas geärgert?«, fragte ich.
» Nein. Als ich das ganze Ausmaß des Brandes sah, hatte ich schon ein komisches Gefühl. Ich fragte mich, warum ich das wohl gemacht habe, konnte aber keine Antwort darauf finden.«
» Und wie war das bei dem zweiten Brand?«, fragte Klingenfuß.
» Nachdem Thorsten und ich zu Hause waren, brachte ich erst den Jungen zu Bett. Ich konnte noch nicht schlafen. Später ging ich dann runter und habe die beiden Zigaretten geraucht, die der Zeuge an dem Abend bei mir gesehen hatte.
Nachdem ich mit dem Rauchen fertig war, ging ich zurück ins Haus. Ich kann beim besten Willen nicht mehr sagen, warum ich dann wieder gezündelt habe. Im unteren Bereich des Treppenhauses waren auf einem Kinderwagen, der den Mitbewohnern gehörte, Stuhlauflagen abgelegt. Sie wissen doch, solche mit Schaumstoff an der Unterseite. Die habe ich angezündet. Danach bin ich schnell die Treppe hoch und in meine Wohnung gegangen. Dabei sah ich, dass sich das Feuer schnell ausbreitete. Vor Angst habe ich mich sofort ins Bett gelegt. Kurz danach klingelte es auch schon Sturm. Ich stand auf, ging zur Wohnungstür, öffnete sie und dabei kam mir bereits starker Rauch entgegen. Um zu verhindern, dass der Rauch in meine Wohnung kommt, schloss ich schnell die Tür und ging zu Thorstens Zimmer. Dort rief ich ganz laut, dass es brennt.
Plötzlich war die ganze Wohnung voller Rauch. In diesem Moment wusste ich nicht mehr, was ich machen sollte. Schließlich ging ich zum Telefon und rief die Feuerwehr an.«
» Warum haben Sie sich nicht erst um Ihren Sohn gekümmert?« Ich musste mich beherrschen, Monika Packer nicht anzubrüllen.
» Ich war total durcheinander.«
» Was ging in Ihrem Kopf vor, als Sie die Stuhlauflagen anzündeten?«, fragte ich.
» Nichts! Zumindest kann ich mich nicht erinnern, ob ich dabei etwas gedacht habe.«
» War Ihnen bewusst, dass Sie Ihren Sohn, die Mitbewohner und sich selbst in höchste Gefahr brachten?«
» Nein, das war mir nicht bewusst. Ich dachte, dass das Feuer nicht so schlimm werden würde und auf das ganze Haus übergreift. Ich hatte vorher etwas Alkohol getrunken und fühlte mich so leicht. Deshalb machte ich mir keine weiteren Gedanken.«
Ich musste mich wiederum beherrschen, nicht aufzubrausen, als ich Monika Packer fragte:
» Gab es keine Chance, Ihren kleinen Jungen aus seinem Zimmer zu holen?«
Die Frage hätte ich mir eigentlich sparen können. Denn ich war mir absolut sicher, dass Monika Packer genügend Zeit hatte, ihren Sohn zu retten, wenn sie es nur gewollt hätte.
» Nein, es war alles so stark verraucht, und vor lauter Panik bin ich dann ins Bad geflüchtet. Ich wusste mir einfach nicht mehr zu helfen. Irgendwie hatte ich in dieser Situation eine Blockade. Ich kann mir das alles nicht erklären.«
Auch diese letzte Vernehmung dauerte Stunden. Monika Packers Geständnis endete mit folgenden Worten:
» Ich möchte sagen, dass mir das Ganze sehr leidtut. Wenn ich könnte, würde ich alles ungeschehen machen. Mein Sohn fehlt mir sehr. Er war das Liebste, was ich hatte. Ich sehe jetzt ein, dass ich psychisch krank bin und unbedingt in Behandlung muss, damit so etwas nicht wieder geschieht.«
Nach Rücksprache mit dem zuständigen Staatsanwalt wurde Monika Packer unmittelbar im Anschluss an ihre Vernehmung in die geschlossene Abteilung des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Wiesloch gebracht. Rechtsgrundlage waren der § 20 Strafgesetzbuch und der § 126a der Strafprozessordung. Diese beiden Paragrafen besagen unter anderem, dass eine Person mit einer krankhaften seelischen Störung bei Begehung einer Straftat ohne Schuld handelt und dass gegen diese Person ein Unterbringungsbefehl in eine psychiatrische Anstalt erlassen werden kann.
Bei der späteren Verhandlung vor dem Landgericht Karlsruhe bestätigte ein Gutachter erwartungsgemäß die Schuldunfähigkeit der Angeklagten. Monika Packer konnte somit nicht wegen der von ihr begangenen besonders schweren Brandstiftung mit Todesfolge verurteilt werden. Das Gericht befand, dass sie auf unbestimmte Zeit ihr Leben hinter den Mauern der sogenannten Forensischen Abteilung des Psychiatrischen Landeskrankenhauses verbringen muss. Es wäre zu wünschen, dass Monika Packer dort erfolgreich therapiert wird und irgendwann wieder in Freiheit kommt, ohne dass sie jedoch eine Gefährdung für andere darstellt.
Der Serienmörder Heinrich Pommerenke
Ab dem Sommer 1959
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