Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
wartete am späten Abend auf eine günstige Gelegenheit, sich ihnen in den Weg zu stellen. Einen Schreckschussrevolver drohend auf sie gerichtet, zwang er die jungen Frauen, sich abseits des Weges auf den Boden zu legen. Gerade als er sich über seine Opfer hermachen wollte, wurde er von Passanten gestört und flüchtete.
So begann die grausame » Karriere« des Serienmörders Heinrich Pommerenke. Diesem ersten Versuch eines Notzuchtverbrechens folgten bis zu seiner Festnahme am 19. Juni 1959 insgesamt
– vier bestialisch begangene Morde, teilweise mit anschließendem postmortalem Geschlechtsverkehr
– zwölf Mordversuche
– zwei vollendete Vergewaltigungen an lebenden Opfern
– 25 versuchte Vergewaltigungen
– fünf schwere Raubüberfälle, zum Teil mit Schusswaffe
– ein räuberischer Diebstahl
– zehn schwere Einbruchsdiebstähle
– sechs einfache Diebstähle
Was die Vergewaltigungen und Vergewaltigungsversuche anbelangt, ist davon auszugehen, dass die jeweiligen Opfer einen guten Schutzengel hatten, denn Pommerenke gab später bei seiner Vernehmung an, er habe weit mehr als nur vier Frauen töten wollen. In seinem Hirn habe die Zahl 71 317 herumgespukt. Diese Zahl würde sich aus seiner eigenen Glückszahl 7, aus 13, der Glückszahl seiner Mutter, und aus 17, der Nummer eines Autoskooters, zusammensetzen. Der Autoskooter habe ihm besonders gut gefallen, als er eine Zeit lang bei einem Schausteller gearbeitet habe.
Natürlich sind 71 317 Mordopfer auch für einen Serienmörder ein absolut utopisches Ziel. Das gestand sich selbst Pommerenke ein. Doch wollte er zunächst einmal mindestens sieben Frauen töten und danach die Zahlen 13 und 17 ins Auge fassen. Auf die Frage, warum er diesen Entschluss gefasst habe, meinte er, er hätte bei Frauen nie Glück gehabt und sei bei ihnen immer zu kurz gekommen. Das war die erschreckende Logik dieses Frauenmörders.
Es würde bei weitem den Rahmen sprengen, in diesem Buch alle Verbrechen Heinrich Pommerenkes minuziös zu beschreiben. Deshalb berichte ich nur über die Haupttaten. Die ›weniger schweren Verbrechen‹ werde ich lediglich streifen, sofern sie zur Abrundung des Geschehens wichtig erscheinen.
Nach dem ersten Vergewaltigungsversuch in Bregenz folgte neun Monate später, genau am 19. Mai 1956, der zweite in Hamburg. Dieses Mal ging Pommerenke schon weitaus brutaler vor. Das Opfer war eine 15-jährige Schülerin, die abends alleine unterwegs war. Er folgte dem Mädchen, um es an einem Bahndamm hinterrücks mit einem Würgegriff zu überfallen. Obwohl der Angriff sehr massiv war und die Schülerin bereits am Boden lag, konnte sie zumindest zeitweise laut schreien. Als schließlich ein Fahrradfahrer nahte, ergriff Pommerenke die Flucht. Er entkam unerkannt.
Nur zwei Monate später, am 29. Juli 1956, überfiel er in Hamburg wiederum eine 15-jährige Schülerin, indem er genauso vorging wie am 19. Mai. Auch hier wurde er wieder durch einen Passanten gestört und flüchtete.
In den nächsten sieben Monaten verübte er im Bereich Hamburg sieben weitere Vergewaltigungsversuche, bis er schließlich am 5. Februar 1957 zum ersten Mal wirklich zum Erfolg kam. An diesem Abend gab er sich besondere Mühe. Er wollte endlich mit einer Frau den Geschlechtsverkehr durchführen, koste es, was es wolle. Lange schon stand er an einer Straßenbahnendhaltestelle und wartete auf ein geeignetes Opfer. Seine Wahl fiel auf eine junge Frau namens Juliane Dehm. Es war schon dunkel, als das spätere Opfer aus der Straßenbahn stieg und sich auf den Heimweg begab. Pommerenke folgte der Frau in sicherem Abstand und holte sie erst ein, als er glaubte, eine günstige Örtlichkeit erreicht zu haben. Auf einem Damm, nur 100 Meter von ihrer Wohnung entfernt, schlich er sich leise an die Frau heran und fiel über sie her. Ohne Vorwarnung würgte er das Opfer, bis es bewusstlos wurde. Juliane Dehm hatte keine Chance, sich aus dem Würgegriff zu befreien und um Hilfe zu rufen. Dieses Mal leistete Pommerenke ganze Arbeit.
Nachdem die Bewegungen der Frau erschlafft waren, schleifte sie der Täter den Damm hinunter, wo er sich ungestört an dem leblosen Opfer vergehen konnte. Mehr durch Zufall als durch die Absicht Pommerenkes überlebte Juliane Dehm die Tat.
Hierzu muss man wissen, dass ein massiver Würgevorgang von einem Täter nie so kontrolliert vorgenommen werden kann, dass die konkrete Gefahr einer Tötung ausgeschlossen werden kann. Unter Würgen versteht man den Angriff des
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