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Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Titel: Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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wurde der Name Pommerenke von unzähligen Eltern und Großeltern in Baden-Württemberg und dem angrenzenden Rheinland-Pfalz als äußerst wirksames Druckmittel dafür eingesetzt, dem ungehorsamen Nachwuchs fürchterliche Angst einzujagen. Ich war damals ein achtjähriger Knirps, der von der bösen Welt der Erwachsenen noch nicht viel wusste. Das änderte sich mit einem Schlag. Noch heute klingt mir der Satz in den Ohren: » Komme ja nicht zu spät heim, du weißt, der Pommerenke holt dich sonst.«
    Obwohl er sich schon längst hinter Gittern befand, war Heinrich Pommerenke ab 1959 und noch Jahrzehnte danach das Schreckgespenst schlechthin. Immer wieder kam das Gerücht auf, Pommerenke, die Bestie in Menschengestalt, sei ausgebrochen und würde wieder sein Unwesen treiben.
    Es waren nur wenige Wochen nach Bekanntwerden der grässlichen Taten Pommerenkes vergangen, als ich einmal als kleiner Steppke mit meinen Freunden bis weit in die Dämmerung hinein Fußball spielte. Die Heimkehr von dem etwa zwei Kilometer entfernten Fußballplatz bis nach Hause ist mir nach über 50 Jahren noch so gut in Erinnerung, als ob es erst gestern gewesen wäre.
    Damals waren bei Nacht die Straßen nur schlecht oder gar nicht beleuchtet. Insbesondere die Seitenstraßen erschienen mir so dunkel und so furchterregend, dass ich sie abends normalerweise nur in Begleitung eines Erwachsenen beging. An diesem Abend war ich aber alleine unterwegs. Niemand konnte mir beistehen, wenn Pommerenke kommen würde, um mich zu » holen«. Zu allem Elend führte mich der Weg auch noch am Friedhof vorbei.
    Was sich in diesen Minuten in meinem kleinen Kopf abspielte, war ein Szenarium grässlichsten Ausmaßes. Natürlich war die Dunkelheit noch dunkler als sonst und natürlich war kein Mensch auf der Straße, den ich um Hilfe bitten konnte. Meinen neuen Lederball, auf den ich ganz stolz war, hatte ich extra fest unter meinem rechten Arm eingeklemmt, weil ich es dem Mörder nicht leichtmachen wollte, ihn mir so einfach wegzunehmen.
    Es sollten die längsten zwei Kilometer werden, die ich je zu Fuß zurücklegen musste. Nach jedem Schritt rechnete ich damit, dass Pommerenke hinter einer Häusernische, einem Strauch, oder am Friedhof gar hinter einem Grabstein hervorstürzen und mich umbringen würde, um meinen kostbarsten Besitz, meinen neuen Lederball, zu bekommen.
    Mehrmals kam mir in den Sinn, den Ball einfach wegzuwerfen, damit Pommerenke keinen Grund mehr hatte, mich zu überfallen. Aber da war ja noch die Dunkelheit und mir war doch eingetrichtert worden, dass dieser Mörder alle Kinder » holt«, die nicht rechtzeitig nach Hause kommen. Das schien diesem furchtbaren Unhold Grund genug zu sein, mich zu töten. Ob mit oder ohne Ball, ich war so oder so geliefert, wenn ich ihm in die Hände fiel. Also ging ich mit schnellen Schritten meines Weges und wagte kaum zu atmen. Jedes noch so leise Geräusch nahm ich wahr, um es mit meinem kindlichen Instinkt zu deuten. Das kleine Herz schlug mir bis zum Halse. Auf gut Deutsch hatte ich die Hosen gestrichen voll.
    Die Abreibung, die ich wegen des zu Spätkommens von meinem strengen Vater erhielt, erschien mir wie eine Erlösung von den Qualen, die ich zuvor auf meinem Heimweg durchlitten hatte.
    Einmal fragte ich meine Mutter, welche Verbrechen Pommerenke denn begangen habe und wie der Mann aussehe. Ich weiß noch genau, welche Bilder vor meinem geistigen Auge abliefen, als sie, wohl selbst voller Furcht vor dem grausamen Mörder, mir in geheimnisvollem Ton erzählte, Pommerenke würde mit einem großen scharfen Messer Frauen den Bauch aufschlitzen und den Hals durchschneiden. Kinder würde er langsam erwürgen, um sie danach verschwinden zu lassen. Der Mann sehe so furchterregend aus, dass auch erwachsene Männer vor ihm Reißaus nehmen würden, wenn sie ihn von ferne sehen. Er sei auch sehr stark und so schnell auf den Beinen, dass ihm niemand entkommen könne. Das reichte, um zu bewirken, dass ich lange, lange Zeit nie mehr zu spät nach Hause kam.
    Dem furchterregenden und legendär-grausigen Ruf Heinrich Pommerenkes lag eine Serie von schweren und schwersten Verbrechen zugrunde, die dieser Mann in einem Zeitraum von nur vier Jahren begangen hatte.
    Im Alter von 18 Jahren überfiel Pommerenke im österreichischen Bregenz zum ersten Mal zwei Frauen. Es waren englische Touristinnen, die er sich, damals noch etwas dilettantisch, als Opfer ausgesucht hatte. Er beobachtete sie eine Zeit lang, verfolgte sie und

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