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Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Titel: Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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Schusswunde, um den Blutfluss zu stoppen, was mir auch gelang. Herr Fischer fragte immer wieder nach seiner Frau. Da ich vermutete, dass sie tot war, brachte ich es nicht fertig, ihm eine Antwort zu geben.«
    Die 62-jährige Ehefrau von Rudolf Meier reagierte wohl instinktiv richtig. In ihrer Vernehmung gab sie unter anderem Folgendes an:
    » Ich schaute sofort zu dem stark abbremsenden Fahrzeug hin und sah, dass der Fahrer nach einer auf dem Armaturenbrett abgelegten Waffe griff und ausstieg. Sofort schrie ich laut: › Der hat einen Revolver!‹ Danach rannte ich schnell weg. Beim Laufen hörte ich noch den Mann: › Einsteigen! Einsteigen!‹, schreien. Ich konnte in den Hof meiner Schwester flüchten und versteckte mich im dortigen Hühnerstall. Dann hörte ich mehrere Schüsse. Es waren mindestens vier oder fünf. Als ich kurz danach hörte, wie ein Fahrzeug schnell wegfuhr, traute ich mich so langsam aus meinem Versteck. Dann sah ich, was passiert war.«
    Als die ersten Sanitäter eintrafen, lag Klara Fischer noch am Straßenrand. Sie gab kein Lebenszeichen von sich. Schnell stellte man fest, dass sie noch Puls hatte und dass sie von zwei Kugeln getroffen war. Ein Projektil hatte ihren linken Unterarm durchschlagen und ein weiteres Einschussloch war am Rücken zu sehen, links, knapp oberhalb der Niere. Ein Ausschuss war nicht erkennbar. Doch noch bevor man mit den ärztlichen Nothilfemaßnahmen beginnen konnte, verstarb die Frau, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.
    Warum gerade Klara Fischer, sie, die selbst keiner Fliege was zuleide tun konnte? Die mit ihren grauen, ja fast schon weißen Haaren, ihrem gutmütigen Gesicht und ihrer etwas korpulenten Figur das typische Bild einer großherzigen Oma abgab? Einer Oma, die ihren Enkelkindern jeden Wunsch von den Augen ablas?
    Warum Reinhold Weber, Monika Ahlers, Anna Lohmann und ihr Sohn Kuno? Warum? Diese Frage kann wohl niemand, nicht einmal der Täter, vielleicht der am allerwenigsten, eindeutig und befriedigend beantworten.
    Hätten diese sinnlosen Morde verhindert werden können? Auch diese Frage bleibt offen! Meine Kollegin Simone Carlson, die bis zum Zeitpunkt des Amoklaufes den Fall Manfred Öhler bearbeitete, machte aus polizeilicher Sicht nicht einen einzigen Fehler. Doch allein ihr und unser aller Gefühl, Öhler könnte gefährlich werden, reichte eben nicht aus, ihn in Haft zu nehmen. Anderen staatlichen Stellen oder den Ärzten, die mit Manfred Öhler zu tun hatten, waren auch keine Fehler anzulasten, die unmittelbar mit den Morden in Zusammenhang zu bringen waren.
    Im Nachhinein könnte man sagen, man hätte dieses oder jenes anders beurteilen müssen. Man hätte den kranken Manfred Öhler und seine Wahnvorstellungen ernster nehmen müssen. Aber wie ernst hätte man sie oder ihn nehmen müssen, um das Richtige zu tun? Hätte es ausgereicht, ihn zeitlich befristet in die geschlossene Abteilung einer Psychiatrie einzuweisen? Zwangsweise versteht sich, denn freiwillig wäre er nicht gegangen. Was wäre passiert, wenn er zwangsläufig irgendwann– ohne geheilt zu sein– entlassen worden wäre? Denn eine Heilung war nicht möglich, das stellte ein Gutachter später zweifelsfrei fest.
    Sicherlich kann man bei einem Biertischgespräch zu dem Schluss kommen, dass man solche Menschen frühzeitig und für immer wegsperren muss, insbesondere wenn man feststellt, dass es sich bei dem Betroffenen um einen Waffennarren handelt. Doch in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung gibt es wohlweislich Gesetze, die auf der einen Seite zwar die Menschen vor Verbrechen schützen, die aber auf der anderen Seite ein Höchstmaß an persönlicher Freiheit des Einzelnen garantieren sollen. Das gilt auch für Geisteskranke.
    In der polizeilichen Praxis kommen immer wieder Fälle vor, bei denen die Logik und der gesunde Menschenverstand das Gegenteil von dem vorgeben, was die zur Verfügung stehenden Gesetze zulassen.
    Ein besonders gravierendes und vor allem tragisches Beispiel war der Fall einer Iranerin, die vor einiger Zeit bei Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei erschien, um ihren Mann wegen Körperverletzung und Bedrohung anzuzeigen. Die Mutter von zwei Kindern bat um Schutz und Hilfe. Sie sagte aus, ihr Mann würde sie ständig schlagen und konkret mit dem Tode bedrohen. Außerdem sei ihr bekannt, dass er einen schwunghaften Rauschgifthandel betreibt. Die Anschuldigungen klangen zwar äußerst glaubwürdig, waren aber zunächst durch nichts zu

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